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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte
Autoren: Taylor Stevens
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lediglich das Gesagte unterstreichen.
    »Ich kann nicht von dir verlangen, dass du mir sagst, was du vorhast«, fuhr sie fort. »Das war nicht Teil unserer Abmachung. Aber trotzdem finde ich, dass ich ein Recht darauf habe, es zu erfahren. Ich überlasse dir bestimmte Informationen, und deswegen bin ich automatisch auch irgendwie an allem beteiligt, was du damit anfängst.« Sie hielt für einen Moment inne. »Was hast du vor, Gideon?«
    Nachdenklich ließ er sich mit dem Rücken an die Wand sinken. »Ich suche jemanden«, sagte er schließlich.
    »Wen?«
    »Eine Frau.«
    Dass er ihr eine ausweichende Antwort gab, überraschte sie nicht, wohl aber – nach allem, was Logan ihr über Gideons Vergangenheit erzählt hatte – das Geschlecht der gesuchten Person.
    »Wen?«, wiederholte Munroe.
    »Das spielt wirklich keine Rolle«, sagte Gideon. »Und darüber zu sprechen würde nicht das Geringste ändern.«
    »Ich weiß sehr viel mehr, als du denkst. Es könnte gut sein, dass sich alles ändert, wenn du darüber sprechen würdest.«
    Gideon sagte lange kein Wort, und Munroe drängte ihn nicht. Sie stand neben ihm, an die Wand gelehnt, als Spiegelbild seiner selbst. Schließlich begann er zu sprechen. Seine Stimme klang leise und gedämpft. »Die Zeit damals in Argentinien, als Jugendlicher, die war ziemlich hart. Da ist eine Menge passiert. Ich meine, du hast ja die Berichte gelesen, das war kein Zuckerschlecken, für niemanden. Aber was sie mit mir gemacht haben, das können sogar viele von den anderen Aussteigern nicht glauben.«
    Wieder verstummte Gideon. Vielleicht musste er erst überlegen, wie ausführlich er werden wollte.
    »Jedenfalls«, fuhr er schließlich fort, »hat damals diese Frau in meiner Oase gewohnt, und sie hat genau Bescheid gewusst. Sie war an …« Er unterbrach seinen Gedankengang, als müsste er zunächst nach einem angemessenen Begriff suchen. »Sie war an dem Exkommunikationsverfahren gegen einen derjenigen, die mich missbraucht haben, beteiligt. Du weißt, was eine Exkommunikation bei den ERWÄHLTEN bedeutet, oder?«
    Munroe nickte.
    »Sie hat also alles gewusst. Jahre später, als viele der mittlerweile erwachsenen Kinder die Sekte verlassen haben und etliche Einzelheiten aus unserem grässlichen Leben bekannt geworden sind, da bin ich auch mit einigen meiner Erfahrungen an die Öffentlichkeit gegangen. Das ist mir alles andere als leichtgefallen, verstehst du? Aber ich war nicht der Einzige, der das durchziehen wollte. Wir waren mehrere, und wir haben gedacht, dass wir etwas erreichen können – dass vielleicht jemand etwas unternehmen würde, die Polizei oder sonst jemand. Oder dass die Leute zumindest erfahren, was die ERWÄHLTEN sind und was sie machen, und ihnen nicht noch mehr Geld in den Rachen werfen. Es war wirklich furchtbar damals, mich so öffentlich zur Schau zu stellen, aber ich habe gedacht, ich könnte damit etwas Positives bewirken. Aber dann war da diese Frau, die genau gewusst hat, was ich alles durchgemacht habe …« Gideons Stimme brach. Er musste husten und räusperte sich. »Sie ist im Fernsehen aufgetreten und hat vor den Augen der gesamten Nation verkündet, dass ich das alles bloß erfunden habe. Und dann hat sie eine Lüge nach der anderen über mich erzählt, Dinge, die ich niemals getan habe. Sie hat die Tatsachen einfach verdreht. Obwohl sie die Wahrheit genau gekannt hat. Dafür gibt es absolut keine Entschuldigung. Sie
hat Bescheid gewusst und hat den Interviewer angelogen, ohne mit der Wimper zu zucken!«
    Nach einer kurzen Stille fragte Munroe: »Du glaubst, dass sie in Buenos Aires ist?« Ihre Stimme war ebenso leise wie seine.
    »Ich weiß es. Ich weiß nicht genau, weshalb, aber sie ist da.«
    »Und was hast du vor, wenn du sie gefunden hast?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er. »Ich will, dass sie leidet. Ich will, dass sie mir in die Augen sieht, während ich sie quäle, und mir noch einmal ins Gesicht sagt, dass ich ein Lügner bin. Wenn ich ehrlich sein soll, am liebsten würde ich sie umbringen, aber sosehr ich mir das wünsche, ich weiß nicht, ob ich es fertigbrächte.« Gideon warf Munroe einen Seitenblick zu, der voller unverhüllter Angst war. Er wusste, dass er zu viel gesagt hatte.
    Munroe legte ihm die Hand auf die Schulter und wandte sich ihm zu, blickte ihm direkt in die Augen. »Ich kann deinen Schmerz und deine Wut verstehen«, sagte sie. »Aber vergiss nicht, dass es Dinge gibt, die nicht wiedergutzumachen sind, die man bis
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