Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
ans Lebensende nicht wieder loswird, weil jeder Mensch Eltern, Geschwister, Kinder hat.«
    »Sie hat keine Kinder«, erwiderte Gideon. Bei diesen Worten rieselte eine Gänsehaut über Munroes Rücken. Kinderlose Frauen waren die Ausnahme bei den ERWÄHLTEN . Wie viele davon mochten wohl gleichzeitig in Buenos Aires sein?
    »Beschreib sie mir«, sagte sie.
    Gideon zuckte mit den Schultern. »Rötlich blonde Haare, vorstehende Zähne, so eine Art Pferdegebiss, braune, trübe Augen, ungefähr eins fünfundsechzig groß. Sieht ein bisschen hausbacken aus.«
    Munroe schüttelte den Kopf, teils amüsiert, teils verärgert. Gideon hatte Hannahs namenlose Begleiterin beschrieben, die Frau, die als Hannahs Wächterin oder Beschützerin oder was auch immer in das Cárcan-Hotel mitgekommen war. Noch so ein Mosaiksteinchen, das das Bild ein wenig klarer werden ließ.

Kapitel 38
    Nachdem sie alles Notwendige erledigt hatte, nahm Munroe die Treppe. Zehn Stockwerke bis nach oben, um alles, was ihr nach diesen zwei Stunden im Restaurant noch im Kopf herumspukte, loszuwerden. Sie hatten zu viert um einen Tisch gesessen, aber Munroe war zweifelsohne die Einzige, deren Last im Verlauf dieser zwei Stunden spürbar leichter geworden war.
    Natürlich öffnete Bradford die Tür bereits, bevor sie die Hand nach der Klinke ausgestreckt hatte. Er hatte sich die Zeit genommen, um seine Jeans wieder anzuziehen, aber abgesehen davon war er immer noch nackt. Kaum hatte sie die Schwelle erreicht, packte er sie an der Hand, zog sie an sich und sank mit ihr zusammen auf das Sofa.
    Die Tür fiel ins Schloss.
    Sie lachte, und er ließ seine Hände über ihren Körper wandern, streifte ihre Lippen mit seinen und sagte: »Du hast mir gefehlt.«
    Diese vier Worte, so einfach und klar, besagten sehr viel mehr, als sie sich eingestehen wollten. In diesem Moment fühlte es sich so an, als könnte keine Sprache der Welt ausdrücken, was Berührungen auszudrücken vermochten. Bradfords Hände waren überall, und sie erwiderte jede seiner zärtlichen Gesten und küsste ihn mit derselben Intensität, mit der er sie an sich gezogen hatte.
    Die Kleidung fiel zu Boden, sie spürte seine Wärme,
Haut an Haut, und wieder umschlangen sie sich auf der Couch, der Zeit entkommen, so lange, bis sie vollkommen erschöpft einander in den Armen lagen.
    Munroe legte den Kopf auf Bradfords Schulter, schmiegte sich an ihn, während seine Finger durch ihre Stoppelhaare strichen. Lange Zeit war es still, bis Bradford schließlich sagte: »Der Typ hieß Patrick.«
    Munroe verlagerte ihre Position, legte die Hand auf seine Brust und stützte ihr Kinn darauf, sodass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. »Der Typ, den ich in den Müllcontainer geworfen habe?«
    Bradford nickte. »Devin Patrick. Er hatte zwar eine Dienstmarke, war aber kein Polizist.«
    »Was denn dann?«
    »Ein Hochstapler. Er hat die Marke praktisch als Waffe benutzt, und das schon seit etlichen Jahren. Je mehr die zuständigen Behörden nachforschen, desto mehr finden sie und desto weniger gefällt ihnen, was sie finden. In gewisser Weise hast du ihnen also sogar einen Gefallen getan.«
    »Wird die Sache jetzt unter den Teppich gekehrt?«, fragte sie.
    »So weit würde ich nicht gehen«, sagte er. »Sagen wir mal, es wird möglichst unauffällig ermittelt. Aber solange ihnen niemand eindeutige Beweise auf den Tisch legt, werden sie wohl kaum besonders intensiv nach dem Täter suchen.«
    Munroe ließ den Kopf wieder in die Ausgangslage sinken. »Das ist gut«, sagte sie. »Nicht unbedingt die Tatsache, dass sie nicht so intensiv suchen, aber dass das, was ich getan habe, vielleicht irgendwie gerechtfertigt war.«
    »Das hast du doch gewusst. Aber wahrscheinlich ist es gut, eine Bestätigung zu bekommen.«
    Munroe überließ sich voll und ganz der Stille. Bradford hatte recht, die Bestätigung tat ihr gut. Sehr gut.
    »Gehst du jetzt schlafen?«, fragte er.
    »Nein«, flüsterte sie. »Heute Nacht nicht.« Und es lag nicht daran, dass sie Angst vor dem Schlaf oder schlechten Träumen hatte. Sie war sich fast sicher, dass ihre Träume nicht wiederkommen würden, aber eben nicht sicher genug, um das Schicksal ausgerechnet heute herauszufordern. Nicht solange die schlafende Hannah nebenan lag, nicht so kurz vor dem Abschluss ihres Auftrags.
    Die Albträume hatten sich eine Auszeit genommen und eine köstliche Leichtigkeit hinterlassen. Vielleicht lag es daran, dass sie gearbeitet hatte, vielleicht auch daran,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher