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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Autoren: Dirk Bauermann
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hart zu arbeiten. Er hat weiter jeden Stein umgedreht. Das war sehr beeindruckend, auch wenn ich fand, dass der gesamte Trainerstab nie genügend mit den Spielern geredet hat. Und ich war der Meinung, dass dort viel zu lange trainiert wurde. Dass das Element von Spaß und Lockerheit zu kurz kam. Stets wurden taktische Spielzüge einstudiert, Trainingsspielchen gab es kaum – ganz schlecht für die Psyche solcher jungen Menschen, die vor allem Spaß haben wollen. Heute sage ich: Ich habe nie mehr gelernt als bei meinen Ausflügen nach Amerika. Es war wertvoller, ein NBA-Training zu schauen, als sich Theorie aus Büchern anzueignen. Wie trainieren die guten Mannschaften? Wie die schlechten? Wie sind die Ansprachen an die Spieler? Wie wird Wissen vermittelt? – von alldem habe ich in den Staaten einen Eindruck bekommen.
    Einmal habe ich mich heimlich zu einem Training der Chicago Bulls geschlichen. Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwarten würde von den Besten der Besten. Wie würde ein Jordan, sechsmaliger NBA-Meister, Goldmedaillen-Gewinner bei Olympia, der spätere »Sportler des Jahrhunderts«, wohl trainieren? Und dann stand er da zusammen mit Scottie Pippen und machte immer wieder den Sternschritt, also einfachste Basisarbeit. Immer wieder wiederholte er den Bewegungsablauf und konzentrierte sich, selbst die Grundlagen in Perfektion durchzuführen. Er war sich nicht zu fein dafür, nur weil er der Beste der Welt war.
    Aber ich habe auch das andere Extrem der NBA gesehen. Arrogante Stars, die sich aufführten wie zugedröhnte Rockstars. Bei einer Trainingseinheit der Clippers machte der Konditionscoach Übungen vor – und niemand außer einem Neuling folgte ihm. Jeder machte sein Ding, drehte sich ein bisschen nach links und rechts, ganz egal, was auch immer der Konditionstrainer vorgab. Es wurde geredet und gelacht, manche standen auch einfach nur herum und warteten, bis es endlich vorbei war. Es war schlimmer als Hausfrauengymnastik im Vormittagsfernsehen. Als das Training dann richtig losgehen sollte, schrie Cuttino Mobley plötzlich los. »Die Schuhe passen nicht. Bring’ mir neue«, pflaumte er den Materialwart an. Doch auch das neue Paar war nicht zu Mobleys Zufriedenheit. Gleich nachdem er sie angezogen hatte, schmiss er sie wutentbrannt durch die Halle und verließ diese auf Socken. »Das ist Scheiße. Großer Scheißdreck.« Und das Schlimmste: Niemand interessierte sich für Mobleys Ausraster. Die Clippers waren wie ein Gefängnis, das von seinen Insassen regiert wurde.
    Alle diese Eindrücke prägen einen und machen einen etwas schlauer. Ich habe später auch immer gerne den Fußballern zugeschaut. Zwischen mir und dem früheren Bayern-Trainer Louis van Gaal konnte ich einige Gemeinsamkeiten entdecken. Was seine Sorgfalt und seine Ernsthaftigkeit anging, so habe ich mich darin wiedererkannt. Es hat mir gefallen, wie engagiert er auf dem Platz bei der Sache war. Er war stark involviert, laut und korrigierte viel. Und man sah seine Idee von viel Ballbesitz in den Trainingseinheiten. Ich finde grundsätzlich, dass man viel von Trainern anderer Sportarten lernen kann. Jupp Heynckes hat mir einmal erzählt, dass er im Training nur auf verkleinertem Spielfeld spielen lässt, um die Präzision zu erhöhen – eine sehr interessante Idee auch für den Basketball.
    Ich kam also mit unglaublich wertvollen Eindrücken und vielen Ideen zurück nach Deutschland, wo mich Otto Reintjes 1989 zum Cheftrainer von Bayer Leverkusen machte. Natürlich hätte ich gerne mit Dirk Nowitzki getauscht und eine große Spielerkarriere hingelegt. Wenn ich nämlich eines noch lieber gemacht hätte, als Trainer zu sein, ist es, Spieler zu sein. Aber es blieb mir verwehrt, weil ich nicht gut genug war. Und weil mein Körper den Belastungen nicht standhielt.
    Doch mit nur 32 Jahren gewann ich nun als Cheftrainer mit Leverkusen das Double aus Meisterschaft und Pokal, wurde zum Trainer des Jahres gewählt und gefeiert. Was sich so spielerisch leicht anhört, war aber erbarmungslose Schufterei. Eine Saison lang hatte ich nämlich unter unfassbarem Druck gearbeitet. Niemand hatte mir, diesem unbekannten jungen Deutschen ohne Lobby, etwas zugetraut. Viele rechneten mit einem Scheitern. Schon in den Jahren zuvor war die Mannschaft Zweiter und Dritter geworden. Ich musste also in meinem ersten Jahr gleich auf Platz eins – um meinem eigenen hohen Anspruch gerecht zu werden. Als wir es dann geschafft hatten, ging ich mit einer tiefen
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