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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis
Autoren: James Rollins
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injizierte sich das Elixier in die Bauchhöhle. Von dort würde es langsam in den Blutkreislauf gelangen.
Als die Spritze leer war, zog er sie heraus und ließ sie ins eisige Wasser fallen. Inzwischen klapperten seine Zähne unkontrollierbar, bald folgten seine Gliedmaßen ihrem Beispiel.
Aus der allgemeinen Panik bahnte sich eine konkrete Sorge den Weg an die Oberfläche.
Würde die Kryosubstanz schnell genug in seinen Kreislauf gelangen?
Er würde es merken.
       
    21:12 Uhr
    Russisches U-Boot der Serie I
    Mit angehaltenem Atem stand Matt neben den anderen. Das alte U-Boot ächzte und knackte. Kowalski ließ den Schein der Taschenlampe den Gang hinauf- und hinunterwandern. In der Ferne hörten sie ein leises Zischen von Wasser. Ein Leck. Die Dunkelheit lastete schwer auf ihnen.
    Jenny hielt seine Hand, ihre Finger klammerten sich förmlich an seine. Ihre Handfläche war feucht.
Dann spürte Matt die Bewegung unter seinen Beinen und ein flaues Gefühl im Magen. Er wandte sich zu Kowalski und Tom um, denn er traute dem Gespür der NavyMänner mehr als seinem eigenen.
Aber Tom bestätigte seine Hoffnung. »Wir steigen auf.«
Jenny drückte seine Hand. Sie bewegten sich wieder nach oben.
Erleichtertes Gemurmel kam von den anderen.
Doch Kowalskis Gesicht blieb angespannt. Auch Tom sah nicht wirklich erleichtert aus.
»Was ist los?«, wollte Matt wissen.
»Es gibt keine Möglichkeit, unseren Auftrieb zu verändern«, antwortete Tom.
Kowalski nickte bestätigend. »Wir steigen völlig unkontrolliert. Und immer schneller.«
Matt hatte begriffen und erinnerte sich an Toms vorige Metapher. Das U-Boot benahm sich wie ein Korken, der tief unter Wasser gedrückt und dann losgelassen wurde. Jetzt war er auf dem Weg nach oben, gewann Tempo, angeschoben von den Auftriebskräften. Matt blickte hoch und stellte sich vor, was passieren würde.
Wenn sie die Oberfläche erreichten, würde ihre Geschwindigkeit bereits tödlich sein. Wie ein entgleisender Zug würden sie von unten gegen die polare Eiskappe knallen.
»Zurück zwischen die Matratzen?«, fragte Matt.
»Das wird nicht viel nützen«, meinte Kowalski. »Wenn wir an die Oberfläche kommen, sind wir trotzdem platt wie Pfannkuchen.«
Doch sie hatten keine andere Chance. Die ganze Gruppe floh wieder zwischen ihre Polster. Matt drückte sich neben Jenny. Er spürte, wie sie immer schneller wurden, spürte den unerträglichen Druck auf den Ohren. Die Neigung des Bootes wurde stärker, je höher sie kamen.
Jennys Hand suchte ihn. Er schmiegte sich an sie, ohne zu wissen, ob dies vielleicht ihr letztes Mal sein würde. Seine Hände legten sich an ihre Wangen. Sie waren feucht.
»Jen …«
Sie zitterte in seinen Armen.
»Ich liebe dich«, flüsterte er. »Ich habe dich immer geliebt. Ich habe nie damit aufgehört.«
Ihr Körper wurde von lautlosen Schluchzern geschüttelt, aber sie suchte mit den Lippen seinen Mund und küsste ihn, tief und lange. Sie brauchte nichts zu sagen. Sie antwortete ihm mit ganzem Körper und ganzer Seele.
So hielten sie sich aneinander fest und schlossen die Welt mit ihrem ganzen Schrecken einfach aus. Hier, in diesem Augenblick, gab es nur Vergebung und Liebe und ganz einfache Bedürfnisse. Das Bedürfnis des einen nach dem anderen. Wie hatten sie so etwas Einfaches je vergessen können?
Der Augenblick dehnte sich in eine kristallklare Ewigkeit.
Dann prallte das U-Boot an die Eisdecke.
       
    21:23 Uhr
    Über dem Eis
    Der Mond war voll. Eine helle Münze, die zwischen den Sturmwolken hervorbrach. Sein Licht überschüttete die Arktis mit Silber und spiegelte sich im Eis. Der einzige Makel war ein dunkles, knapp einen Kilometer breites Loch, das noch glomm und rauchte. Der Rest der Welt bestand aus einer perfekten Ebene aus Silber.
    Aber es würde nicht andauern. Perfektion konnte nie von Dauer sein.
Anderthalb Kilometer von dem Loch entfernt knallte von unten etwas gegen das Eis, durchbrach es wie ein schwarzer Wal, der aus dem Wasser schoss. Es warf sich hoch in die Luft, hing einen Moment über dem Wasser, bis die Schwerkraft es wieder für sich beanspruchte.
Dann krachte die Konstruktion aus Eisen und Stahl mit dem Bauch zuerst ins Meer, verschwand für einen Moment unter dem Eis und rollte kurz darauf wieder nach oben, im Eisschlamm spritzend und schwankend.
       
    21:24 Uhr
    Russisches U-Boot der Serie I
    Matt und Jenny waren völlig ineinander verknotet, und in der Dunkelheit zwischen den Matratzen war es schwer zu sagen, wem in dem Durcheinander
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