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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares
Autoren: Stephen Baxter
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Sie wünschte sich, sie könnte die Schuhe ausziehen und den feinen, pulvrigen Sand des Mars-Strands unter den Füßen spüren.
    Der Anzug war schön warm. Sie hörte das Surren der
    Hochleistungslüfter im Rückentornister. Das Helmvisier
    gewährte ein Blickfeld von hundertachtzig Grad, so daß sie nicht befürchten mußte, von Klaustrophobie heimgesucht zu werden.
    Sie machte noch ein paar Schritte.
    Sie hüpfte über die Oberfläche. Die Bewegung auf dem Mars war eine traumartige Synthese aus Gehen und Schweben. Die Fortbewegung war einfach, sogar noch einfacher als in den Simulationen. Doch die Masse der Ausrüstung auf dem Rücken wirkte sich sehr wohl aus, und sie mußte sich nach vorn beugen, um das Gleichgewicht zu bewahren. Weil die Knie im Anzug eingezwängt waren, kam die Kraft für die Bewegung
    aus den Knöcheln und Zehen. Aber ich habe kräftige
    Affenzehen, die mich durch den Marsstaub tragen.
    Sie hatte das merkwürdige Gefühl, daß die Schemen von
    Armstrong und Muldoon sie begleiteten – als ob ihr Ausflug ein Nachhall der berühmten Weltraumexpedition dieser
    Männer wäre. Das war eine Vorstellung, die ihre Leistung irgendwie schmälerte.
    Sie drehte sich zur Challenger um. Die pyramidenförmige Silhouette des MEM ragte im Licht der geschrumpften Sonne vor ihr auf. Das auf den sechs Landebeinen ruhende Schiff bot einen bizarren Anblick. Sie befand sich noch immer im Schatten der Challenger. Das Umgebungslicht hatte die Helligkeit eines irdischen Sonnenuntergangs und überzog die Challenger mit einem blaßrosa Anstrich, der hart mit dem aus der Luke fallenden perlgrauen, fluoreszenten Licht kontrastierte. Der von diesem Licht angestrahlte Stone wirkte wie ein Marsmensch.
    Die intensive rote Tönung rührte vom Staub her, der in der Luft hing. Sie wußte, daß der Staubgehalt zehnmal so hoch war wie über Los Angeles an einem Smog-Tag. Zumal es hier nicht einmal Regen gab, der den Staub aus der Luft wusch.
    Sie entfernte sich nun von der Challenger und ging der Sonne entgegen. Dann marschierte sie an der Grenze des Schattens von der Challenger entlang nach Westen. Das MEM warf einen Schatten in Form eines langen Spitzkegels auf die steinige Oberfläche.
    Sie trat aus dem Schatten ins Licht.
    Sie drehte sich um. Sonnenlicht beschien ihr Gesicht und spiegelte sich auf dem Helmvisier.
    Sonnenaufgang auf dem Mars: der Himmel war anders, die Art, wie das Licht vom Staub gestreut wurde…
    Die über der Silhouette von Challenger aufgehende Sonne wurde von einem elliptischen Hof aus gelbem Licht umgeben, der an einem braunen Himmel hing. Es sah unwirklich aus.
    Die Sonne hatte hier nur zwei Drittel der Größe, mit der sie sich einem Beobachter auf der Erde präsentiert hätte.
    Sie schauderte, obwohl sie wußte, daß die Temperatur im
    Anzug sich nicht verändert hatte. Die geschrumpfte Sonne und der amorphe Himmel machten den Mars zu einer kalten,
    isolierten Welt.
    Sie drehte sich um, wobei die Kamera einen Schwenk über
    die Landschaft vollführte. Fast wäre sie bei der Drehung auf dem Marsstaub ausgerutscht.
    Sie entfernte sich weiter von der Challenger und zog eine Spur über den jungfräulichen Regolith. Sie hatte das Gefühl, als ob der lange, dünne Kommunikationsstrang, der sie mit der Challenger und dem Heimatplaneten verband, noch dünner würde und vielleicht sogar ausfaserte, so daß sie auf dieser kalten Hochebene strandete.
    Je höher die Sonne stieg, desto deutlicher sah sie, daß das Land nicht völlig eben war; die Farben wiesen eine
    unterschiedliche Schattierung auf. Und im Westen sah sie etwas, das wie niedrige Sanddünen aussah. Doch die Dünen waren unregelmäßiger als terrestrische Sanddünen, was wohl an der geringen Größe der Oberflächenpartikel liegen mußte; im Grunde handelte es sich um Staubverwehungen.
    Im Westen sah sie eine Linie, eine schwache Kontur im Sand.
    Es sah aus wie ein flacher Bergrücken, der von ihr wegstrebte.
    Sie entfernte sich immer weiter vom MEM.
    Nach vielleicht fünfzig Metern hatte sie den ›Bergrücken‹
    erreicht. Es handelte sich um den Rand eines Kraters mit einem Durchmesser von etwa fünfzig Metern. Die Wände des Kraters waren erodiert, und dahinter befand sich eine tränenförmige Kuppe.
    Bei dieser stromlinienförmigen Kuppe mußte es sich um ein Erosionsmerkmal handeln, wie man es auch in irdischen
    Flußgabelungen fand. Und sie glaubte, eine Schichtung in den Flanken der Kuppe zu erkennen. Es war wie in den Scablands.
    Mit steifen
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