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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares
Autoren: Stephen Baxter
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Licht des Tages leuchtete.
    Das Testgelände war ein Rechteck, das im Süden von einer Straße und im Norden von einer Eisenbahnstrecke begrenzt wurde. Sie entfernten sich in westlicher Richtung von den Gebäuden, vor denen der Wagen geparkt war, zur statischen Versuchseinrichtung, dem Triebwerksprüfstand Eins.
    Diese Versuchsstation befand sich in einer weiten Senke, die zwischen zwei großen Auffaltungen lag: dem Colorado-Plateau und der Wasatch Range im Osten sowie der Bergkette der Sierra Nevada im Westen. Die paar Baracken mit Dächern aus Teerpappe wirkten in der wuchtigen Geologie der Wüste wie Fliegendreck.
    Sie erreichten die Versuchsstation. Die Anlage war etwa neun Meter hoch und wirkte ebenso primitiv wie komplex. York erkannte ein dünnes, zylindrisches Gebilde, das von einem Gerüst eingeschlossen war. Das Gerüst war unlackiert und teilweise schon korrodiert. Das Ding war auf einem Flachwagen montiert, der an eine kleine Lokomotive
    angehängt war. Röhren führten vom Gerüst zu anderen
    Bereichen der Versuchsstation, und in der Ferne sah sie
    kugelförmige Tieftemperatur-Tanks in der Sonne glänzen: sie tippte auf flüssigen Wasserstoff.
    Petey Priest preßte das Gesicht gegen den Maschendraht—
    Zaun des Testgeländes, daß rautenförmige Abdrücke auf
    seinem Gesicht zurückblieben. Fasziniert starrte er auf die Anlage.
    York beobachtete Conlig und Priest.
    Mike Conlig war gebürtiger Texaner und siebenundzwanzig
    Jahre alt. Er war etwas kleiner als York, war von stämmiger Statur und hatte mit Schwielen besetzte und narbige Hände.
    Das schwarze Haar, das er zu einem Pferdeschwanz geflochten hatte, verriet seine irische Abstammung. Das Hemd spannte sich über einem Bauchansatz.
    York hatte Mike vor einem halben Jahr auf einer Party in Ricketts House am Caltech kennengelernt, das eine halbe Stunde Fahrtzeit von UCLA entfernt war. York war dabei ein gewisses Risiko eingegangen, denn Frauen waren im Caltech nicht zugelassen. Natalie gefielen sein agiler Verstand und der Umstand, daß er sie wegen ihres Intellekts respektierte… und sein muskulöser Körper.
    Am selben Abend noch war sie mit Mike ins Bett gegangen.
    Mike war das genaue Gegenteil von Ben Priest, sagte sie sich, während sie die beiden betrachtete.
    Ben Priest war einunddreißig Jahre alt. Er war groß, drahtig und hatte ständig ein Grinsen im Gesicht. Er war Marineflieger mit einem Dutzend Jahren Erfahrung, davon zwei Jahre bei der Erprobungsstelle der Marine in Patuxent River, Maryland – und seit 1965 war er NASA-Astronaut, obwohl er noch keinen Weltraumflug absolviert hatte.
    York wußte, daß Mike und Ben Freundschaft geschlossen
    hatten, als Ben in seiner Eigenschaft als Repräsentant der Astronauten hierher versetzt worden war. Sie zweifelte nicht daran, daß Mike sich der in der Station herrschenden Kameraderie anpaßte – Männer in provisorischen Behausungen an der Grenze der Zivilisation, die den ganzen Tag mit NERVA spielten und sich abends einen hinter die Binde
    kippten.
    Bei Mike hatte das körperliche Auswirkungen, sagte sie sich, aber nicht bei Ben…
    Nun wurden auf dem Testgelände aus Sicherheitsgründen die Flutlichter eingeschaltet, und der Turm verwandelte sich in eine Skulptur aus Schatten und schimmernden Reflexen, die Karikatur eines Raumschiffs. Als ob der Ehrgeiz, von dem die hier arbeitenden Männer und Frauen erfüllt waren, die Geometrie dieses Orts so geprägt hätten, daß er nicht ganz von dieser Welt schien.
    Während er mit Priest die Ereignisse des Tages Revue
    passieren ließ, ließ Mike Conlig Natalie nicht aus den Augen.
    Sie ließ indes den Blick über die Anlage schweifen. Natalie war ein ›langes Elend‹ und hatte eine intensive Ausstrahlung.
    Das schwarze Haar hatte sie zurückgebunden, und diese
    buschigen Augenbrauen, die sie so haßte, waren nun in
    Konzentration zusammengezogen.
    Dieser Besuch war wichtig für Conlig.
    Indem er und Priest sie hierher gebracht hatten und ihr
    Einblick in ihre Arbeit gewährten, verstießen sie streng genommen gegen die Vorschriften der NASA und AEC; und ein Kind wie Petey hatte hier schon gar nichts verloren. Doch an einem so entlegenen Ort siegte die Wirklichkeit über die Vorschriften. Wir sind alle brave Jungs hier draußen, sagte er sich.
    Zumal er großen Wert darauf legte, Natalie diesen Ort zu zeigen: wo er arbeitete, wie er sein Leben verbrachte. Das war ihm ein paar Regelverstöße wert. Er wollte, daß Natalie Jackass Flats mit eigenen
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