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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares
Autoren: Stephen Baxter
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den
    Gedanken.
    »Tranquility Base, hier ist Houston. Würdet ihr beide bitte für eine Minute vor die Kamera treten?«
    Torkelnd kam Muldoon zum Stillstand.
    Armstrong hatte inzwischen eine Alufolie aus einem Rohr
    gezogen und sie ausgebreitet. Das Experiment hatte den
    Zweck, Teilchen einzufangen, die von der Sonne abgestrahlt wurden. »Wiederholen Sie, Houston.«
    »Rog. Wir möchten, daß ihr beide für eine Minute in den Erfassungsbereich der Kamera tretet. Neil und Joe, der Präsident der Vereinigten Staaten befindet sich nun in seinem Büro und möchte ein paar Worte an euch richten.«
    Der Präsident? Gottverdammt; ich wette, Neil hat davon gewußt.
    »Das wäre uns eine Ehre«, hörte er Armstrong in formellem Ton sagen.
    »Sie sind dran, Mister President. Hier ist Houston. Ende.«
    Muldoon schwebte zu Armstrong hinüber und stellte sich vor die Kamera.
    Hallo, Neil und Joe. Ich melde mich telefonisch aus meinem Büro im Weißen Haus. Dieses Telefongespräch wird in die Geschichte eingehen. Ich möchte Ihnen sagen, wie stolz wir alle auf Ihre Leistung sind. Dies ist der größte Moment im Leben eines jeden Amerikaners. Und für die Menschen in aller Welt, denn ich bin sicher, daß auch sie die Bedeutung dieses Augenblicks würdigen werden. Sie haben den Weltraum für die Menschheit erobert…
    Das vorherrschende Gefühl, das Muldoon während der
    Ansprache des Präsidenten verspürte, war Ungeduld. Er und Armstrong hatten auch so schon kaum Zeit – höchstens zweieinhalb Stunden für ihren Mondspaziergang –, zumal jede Sekunde in den endlosen Simulationen in Houston choreographiert und in den kleinen, am Ärmel befestigten Checklisten verplant war. Nixons Rede war in den
    Simulationen jedoch nicht geprobt worden, und Muldoon
    fühlte zunehmend Unbehagen beim Gedanken an die Arbeit,
    die noch zu erledigen war. Sie würden etwas auslassen müssen.
    Er sah sie schon mit weniger Proben als erwartet zur Erde zurückkehren, und vielleicht würden sie sogar auf die Dokumentation verzichten müssen und zusammenraffen, was
    ihnen gerade in die Hände kam… Die Wissenschaftler würden darüber wenig erbaut sein.
    Er hätte gern eine Probe von diesen glitzernden Splittern in den Kratern oder von einem der Kristalle genommen. Doch dafür war einfach keine Zeit mehr.
    Im Grunde war Muldoon die Wissenschaft einerlei. Aber er hatte das dringende Bedürfnis, die Checkliste abzuhaken. Das Abhaken der Checkliste war nämlich die Voraussetzung für die Teilnahme am nächsten Flug.
    Bei diesen Gedanken verflog ein Teil der Leichtigkeit, an der er sich eben noch erfreut hatte.
    …Für einen Moment in der Geschichte der Menschheit sind alle Menschen der Erde vereint. Vereint im Stolz auf Ihre Leistungen und vereint im Gebet, daß Sie wohlbehalten zur Erde zurückkehren mögen.
    »Danke, Sir«, erwiderte Armstrong. »Wir betrachten es als große Ehre und Privileg, nicht nur die Vereinigten Staaten zu repräsentieren, sondern die friedliebenden Menschen aller Nationen – und alle Menschen mit einer Vision für die Zukunft.«
    Haben Sie vielen Dank. Und nun möchte ich Ihnen kurz einen besonderen Gast geben, der heute bei mir im Oval Office weilt.
    Einen Gast? fragte Muldoon sich. Mein Gott. Hat er eine Ahnung, was dieser Anruf überhaupt kostet?
    Und dann drangen vertraute Töne – dieser abgehackte
    Bostoner Akzent – aus dem Kopfhörer, und Muldoon spürte, wie eine atavistische Spannung von ihm Besitz ergriff.
    Hallo, meine Herren. Wie geht es Ihnen? Ich möchte Ihnen nicht Ihre wertvolle Zeit auf dem Mond stehlen. Ich wollte nur kurz aus meiner Rede vor dem Kongreß am 25. Mai 1961
    zitieren – das ist gerade erst acht Jahre her…
    Nun ist die Zeit gekommen, mit großen Schritten
    voranzugehen…es ist an der Zeit, daß Amerika zu neuen Ufern aufbricht…es ist an der Zeit, daß diese Nation die Führung bei der Erforschung des Weltraums übernimmt, der in mancherlei Hinsicht den Schlüssel für die Zukunft der Erde enthält.
    Ich glaube, diese Nation sollte sich das Ziel setzen, noch in diesem Jahrzehnt einen Menschen zum Mond zu schicken und ihn sicher zur Erde zurückzubringen. Kein Raumfahrtprojekt in diesem Zeitraum wird die Menschheit stärker beeindrucken oder eine größere Bedeutung für die Fernerkundung des Weltraums haben – und kein Projekt wird mit solchen Anstrengungen und Kosten verbunden sein…
    Mein Gott, sagte Muldoon sich. Nixon haßt Kennedy; das ist doch allgemein bekannt. Muldoon fragte sich,
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