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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert
Autoren: Sylvia Andrew
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Interesse zu verlieren. Sie blieb am Fenster stehen und schaute hinaus in den Brunnenhof. „Da hat aber jemand viel gegraben“, bemerkte sie zufrieden. Die boshafte Freude, die sich auf ihrem Gesicht zeigte, bestätigte Williams Vermutungen. Maria Fenton wusste alles über die Juwelen, spielte ihr eigenes Spiel und hatte vermutlich falsche Fährten gelegt.
    „Meinen Sie die Arbeiten, die kürzlich dort verrichtet wurden?“, fragte er. „Sie hätten sehen sollen, wie es dort vorher aussah. Jemand hat den Brunnen absichtlich beschädigt und die ganze Erde aufgewühlt. Das können nur Vandalen gewesen sein. Wer würde sonst so etwas tun?“
    William hörte den Spott aus ihren Worten heraus, als sie entgegnete: „Einige Leute sind dumm genug, die seltsamsten Dinge zu tun. Wo haben Sie denn noch Restaurierungen vorgenommen?“
    William führte sie im Haus herum. Er war sich nun ganz sicher, was hinter ihrer Begeisterung für Charlwood stand. Nur einen Gebäudeflügel zeigte er ihr nicht. Der Gedanke, Maria Fenton durch die Räume spazieren zu sehen, die er für Emily hatte gestalten lassen, war ihm unerträglich. Stattdessen führte er sie in Lauras Zimmer, wo er ein paar Bilder hatte aufhängen lassen. Wie er es vermutet hatte, erregte eins davon ihr besonderes Interesse.
    „Sie kennen sich mit Malerei aus, Madam?“, erkundigte er sich beiläufig.
    „Was? Oh, nein, ich habe nur diese Aquarellfarben bewundert. Ist es der Garten hier?“
    „Nein, ich habe es aus Südamerika mitgebracht, aber weil meine Nichte es so liebt, hängt es in ihrem Raum. Wenn Sie sich für Aquarellmalerei interessieren, wird Sie das Bild vom Hafen in Kingston im Zimmer meines Neffen begeistern. Oder interessieren Sie sich mehr für das Motiv? Es gibt unten eine ganze Reihe von Bildern, die den Garten von Charlwood zeigen, allerdings sind sie von schlechter Qualität. Ich wage kaum, sie jemandem zu zeigen, geschweige denn einer Expertin wie Ihnen.“
    „Sie schmeicheln mir, Sir William! Ich würde sie gern sehen.“
    „Sind Sie sicher? Es ist schon ziemlich spät. Wollen Sie nicht lieber an einem anderen Tag wiederkommen?“
    „Nein!“, widersprach sie ungeduldig. „Ich möchte die Bilder von Ihrem Garten liebend gern sehen. Sie wissen doch, dass ich eine Schwäche für Gärten habe. Wo sind die Bilder doch gleich?“
    Ich liege richtig! freute sich William insgeheim. „Sie hängen im alten Salon. Wegen dieses Raums wollte ich ohnehin Ihren Rat einholen. Ich will ihn in ein Speisezimmer verwandeln und wüsste gern …“ Beim Hinuntergehen ließ er sich in ermüdender Langatmigkeit über seine Gestaltungsideen aus. Als sie den Raum erreichten, starrte Mrs. Fenton sofort auf die Bilderreihe.
    „Was soll ich mit diesem Kamin machen? Soll ich ihn so lassen, wie er ist?“
    „Oh, der Kamin! Ich weiß es wirklich nicht, Sir William.“ Sie ging nah an der Wand entlang, um die Bilder genauer unter die Lupe zu nehmen. „Was meinten Sie denn, als Sie die Qualität der Gemälde tadelten? Ich finde sie entzückend.“
    Im fahler werdenden Licht betrachtete William die Bilderreihe. Es war nicht auf Anhieb zu sehen, dass eins davon fehlte. Wenn Laura sie nicht gezählt und Emily nicht bemerkt hätte, das James’ Fundstück genau in die Serie passte, wäre es ihm gar nicht aufgefallen.
    Noch immer starrte Maria Fenton auf die Bilder.
    „So viel Aufmerksamkeit verdienen sie nun auch wieder nicht!“, stellte William fest und fasste sie am Arm, um sie aus dem Raum zu geleiten. Sie befreite sich mit einem Ruck und setzte ihre Suche fort.
    „Oh, Sie irren sich! Diese natürliche Farbgebung … und beschwingte Linienführung. Ich finde sie faszinierend!“
    Das kann ich mir vorstellen, dachte William, allerdings nicht wegen ihres künstlerischen Werts.
    „Ist die Reihe komplett?“, fragte sie enttäuscht.
    „Das kann ich nicht genau sagen“, erwiderte William. „Die Bilder lagen alle auf dem Boden, und einige waren beschädigt. Die Arbeiter haben bestimmt ein paar auf den Müll geworfen, ohne mich zu fragen.“ Er lachte fröhlich. „Das kann man ihnen nicht verdenken!“
    „Oh, nein!“ Ihr Entsetzensschrei war die erste aufrichtige Reaktion an diesem Nachmittag. „Sie können sie doch nicht einfach weggeworfen haben!“
    „Was?“
    „Die Bilder …“ Sie hielt inne und schaute ihn an. „Sie sind doch so schön! Ich will sie noch einmal betrachten …“ Sie ging wieder zurück an den Anfang der Reihe und starrte jedes Einzelne an.
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