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Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman

Titel: Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman
Autoren: Florian Tausch
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üblichen »Gut. Wie immer.« Einige Monate später ist das Geld alle, die Mahnungen flattern ins Haus, der ganze Schwindel fliegt auf. Dann liest man auf der letzten Seite der Tageszeitung eine kleine Notiz über die Geschichte und denkt sich: Was für ein trauriger Feigling! Doch ich muss zugeben, dass der Gedanke verlockend war, Lien zunächst nichts von der neuen Situation zu erzählen. Vor mir selber rechtfertigte ich das mit dem Bedürfnis, erst selber mit der Lage klarzukommen. Uneingestanden blieb der wahre Grund: Die Angst, dass Ebi mit seinen finsteren Machenschaften am Ende doch noch Erfolg haben könnte.
    Glücklicherweise nahm mich Minh bei einem unserer konspirativen Treffen auf meiner Dachterrasse gründlich zur Brust:
    »Du musst es ihr sagen. Jetzt! Sie wird es sowieso erfahren. Dieser Ebi kann es doch gar nicht abwarten, ihr das höchstpersönlich zu stecken. Da sollte sie es lieber zuerst von dir hören. Außerdem: Sieh es als Test! Wenn Lien wegen so einer Sache einen Rückzieher machen würde, wäre sie sowieso keine gute Frau für dich. Wenn sie aber bei dir bleibt, obwohl du nicht mehr lange in Saigon sein wirst, ist alles drin: Deutschland! Hochzeit!«
    »Aber Minh! Heiraten! Alleine der Gedanke daran ist für mich so weit weg. Mich für immer an eine Frau zu binden - unvorstellbar!«
    »Du bist doch schon 35. Willst du denn nicht einmal eine Familie haben? Das ist doch das Wichtigste im Leben.«

    »Klar. Irgendwann einmal. Aber das ist so ein großer Schritt. Und die ganzen anderen hübschen jungen Dinger, die da draußen rumlaufen. Die kann ich doch nicht alleine lassen.«
    Minh lachte.
    »Du bist wirklich sehr 35 ! Wusstest du, dass wir das so sagen? Ein Mann, der nur Sex im Kopf hat, ist 35 , denn …«
    »Minh!« Ich versuchte, ihn zu unterbrechen.
    »… denn die Zahl steht traditionell für die Ziege …«
    »Minh!«
    »… und der Ziegenbock hat den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als die Weiblein zu bespringen.« Er imitierte ein brünstiges Meckern.
    »Minh! Ich habe hier ein ernstes Problem. Können wir beim Thema bleiben?«
    »Schon gut, schon gut.« Er kriegte sich kaum wieder ein. »Aber du bist tatsächlich sehr 35 !«
    »So ein Quatsch!«
    »Du musst gar nicht so unschuldig tun. Du bist definitiv 35 , und das ist auch O.K. Aber jetzt stellt sich die Frage: Haben dich deine Affären denn glücklich gemacht?«
    »Na ja«, jetzt musste ich schmunzeln, »manchmal schon.«
    Minh verdrehte die Augen.
    »Dass sie dich ein, zwei Mal am Tag für zehn Sekunden ins Nirwana gebracht haben, ist mir schon klar. Aber was ist mit der übrigen Zeit? Warst du da zufrieden? Hast du jemals eine dieser Frauen geliebt?«
    »Nein.«
    »Aber du liebst Lien.«
    »Ja!«
    »Wo ist dann das Problem? Heirate sie. So etwas kommt
nicht so schnell wieder - das weißt du doch selber am besten.«
    »Vielleicht«, ich zögerte, denn es schien mir ein Frevel, diesen Gedanken überhaupt auszusprechen. »Vielleicht hört diese Liebe irgendwann auf.«
    Minh inspizierte kritisch die Rauchringe, die er in den Himmel über meiner Dachterrasse entlassen hatte. Als er mit seinem Werk zufrieden war, sagte er entschieden:
    »Auch dann wird sich ein Weg finden.«
    Die Weisheit des Orients! Manchmal ging sie mir gehörig auf die Nerven!
    »Weißt du, Nick, ich glaube nicht, dass irgendetwas auf dieser Welt ohne Grund passiert. Zufälle gibt es nicht. Nur Ursache und Wirkung. Denk doch mal darüber nach, was dich an diesen Punkt gebracht hat: Job weg, Haus weg, Frau weg. Du kriegst doch noch die Arbeitsstelle, die du eigentlich schon abgesagt hattest. In Vietnam. Ein Hund beißt dir in die Nase. So lernst du Lien kennen. Du verliebst dich zum ersten Mal nach zehn Jahren. Du gewinnst sogar ihr Herz und schlägst einen Nebenbuhler in die Flucht. Mit meiner gnädigen Mithilfe, wohlgemerkt. Jetzt schließt sich der Kreis: Du hast wieder den Job verloren. Und du musst aller Wahrscheinlichkeit nach wieder weg von hier. Meiner Meinung nach ist das genau der Anstoß, den du brauchst.«
    »Den ich wofür brauche?«
    »Dich endlich einmal zu entscheiden. Denn jetzt gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Du musst nach Deutschland zurück. Die Frage ist nur: Mit oder ohne Lien? Mit oder ohne Heirat? Ehrlich gesagt glaube ich, dass du tief in dir drin schon genau weißt, was du willst.«
    »Das ist völliger Unsinn, Minh! Ich weiß es wirklich nicht.
Sonst würden wir nicht seit Tagen diskutieren. Und an diesen ganzen Schicksalskram
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