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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl
Autoren: Carter Brown
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Bänke aufgestellt worden, damit die
besonders bevorzugten Besucher sich nicht die Beine in den Bauch zu stehen
brauchten, während sie dem Höhepunkt des Wettbewerbs entgegensahen. Ich zündete
mir eine Zigarette an und bemerkte dabei, daß Helen Richmond auf mich zukam.
Sie ging zwischen zwei Männern.
    In einem schimmernden
schulterfreien schwarzen Kleid, vorn tief und hinten noch tiefer
ausgeschnitten, mit einem Brillantenhalsband als einzigen Schmuck, sah sie
prachtvoll aus. Auf ihrer einen Seite schritt Leutnant Reid, abweisend wie
immer und in einem Wasch-Anzug aus dem vorigen Jahr. Als seltsamer Gegensatz
dazu wirkte Claud Duval, der auf Helens anderer Seite ging: wie eine
Erscheinung aus der Gesellschaft der oberen Zehntausend. Er trug einen tadellosen
tiefblauen Smoking mit einer roten Nelke im Knopfloch.
    »Danny«, begrüßte mich Helen
herzlich, als sie näherkamen. »Ich bin so froh, daß du pünktlich gekommen bist.
Der Leutnant hat seine Leute überall verteilt, und er ist sicher, daß nichts
schiefgehen kann.«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich.
»Wie geht es Ihnen, Leutnant?«
    »Arbeite immer noch an dem Fall
Hope«, antwortete er. »Haben Sie in letzter Zeit wieder jemanden umgebracht?«
    »Das müssen Sie Claud fragen«,
sagte ich. »Er kennt alle meine Geheimnisse.«
    Duval trug die Melancholie
eines Bluthundes zur Schau, und dieser Ausdruck verstärkte sich noch, als er
mich ansah.
    »Sie müssen mich schon
entschuldigen, Leutnant«, sagte er steif. »Boyds Witze schlagen sich mir auf
den Magen, der schon unter normalen Umständen nicht in bester Form ist.« Er
ging auf den Tisch der Preisrichter zu.
    Helen blickte auf ihre Uhr.
»Die Mädchen sollen um halb acht hier eintreffen, Danny. Leutnant Reid hat für
ihren Wagen eine Motorradeskorte bestellt. Hast du Elaine schon gesehen?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Wenn du nichts dagegen hast,
Danny, wäre es mir lieber, wenn du heute abend alles im Auge behältst, statt am
Tisch der Preisrichter zu sitzen.«
    »Das ist nicht notwendig«,
erklärte Reid schroff. »Ich habe meine Leute um das Zelt postiert, und weitere
Männer beobachten von außen. Niemand hat eine Chance, heute abend hier etwas
anzustellen, Miss Richmond.«
    »Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe
dankbar, Leutnant«, sagte sie herzlich, »trotzdem möchte ich, daß Danny sich
umsieht, nur für den Fall, daß...«
    Ich stellte fest, daß die
Ehrengäste die Bänke schnell füllten, und unter den Leuten, die in der
vordersten Reihe saßen, befand sich Hal Stone. Neben ihm, aufgeputzt im Frack
mit weißer Binde, saß Maurice Myers mit einem Riesenexemplar von Frau an seiner
Seite, die in viele Meter lebhaft geblümten Baumwollstoff gehüllt war. Das
mußte Mrs. Myers sein.
    »Wie lange wird es dauern?«
fragte ich Helen.
    »Ich rechne höchstens mit einer
Stunde«, antwortete sie. »Ich beginne mit einer kurzen Werbeansprache für
Meermaid, dann gibt das Wasserballett eine Vorführung von zwanzig Minuten,
darauf Musik, und dann kommt die Preisverteilung.«
    Eine einsame dunkelhaarige Frau
kam das Bassin entlang auf uns zu. Sie trug ein Kleid aus weißem Satin von
kunstvoller Einfachheit, das sich auf die vollkommene Figur seiner Trägerin
verließ. Elaine Curzon hatte die erforderlichen Maße, um die Hoffnungen des
Modekünstlers zu erfüllen. Sie lächelte Helen und Reid kurz zu, als sie vorbeiging,
sah durch mich hindurch, als ob ich nicht da wäre, und setzte sich dann neben
Duval an den Tisch der Preisrichter.
    Die Kapelle begann plötzlich
»Ein hübsches Mädchen ist wie eine Melodie« zu spielen, und zwei Polizisten auf
Motorrädern hielten mit kreischenden Bremsen an. Dem Wagen, der hinter ihnen
hielt, entstiegen die vier Bewerberinnen für das Finale.
    »Ich will ein wenig dafür
sorgen, daß die Mädchen bei guter Laune sind«, sagte Helen. »Entschuldigt mich
bitte.«
    Reid zündete sich eine Zigarette
an, nachdem sie gegangen war. » Heute nachmittag bekam
ich Besuch von Bella Lucas, Danny. Sie berichtete mir von den zwei Burschen,
die Sie aus Alisha Hopes Zimmer trugen, und daß Duval fünf Minuten später
herauskam. Sie benahm sich so, als ob sie aus irgendeinem Grund wütend auf Sie
wäre.«
    »Ich habe ihr vorgehalten, sie
würde Ihnen verschweigen, was sie gesehen hat, weil sie Duval damit erpressen
wolle«, antwortete ich. »Ich glaubte selber nicht, was ich da sagte, wollte bei
ihr aber diesen Eindruck hervorrufen.«
    »Hat das irgendeine Bedeutung?«
brummte er.
    »Ich
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