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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl
Autoren: Carter Brown
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unvermutet aufkreuze.«
    »Den Mann, den Sie erkannten«,
sagte ich schroff, »hat er einen Namen? Oder war er nur eine Nummer, die Sie
einmal in einem Wettbewerb für Arbeitsanzüge gesehen haben?«
    »Ich erinnere mich nicht immer
an die Mädchen in einem Wettbewerb«, antwortete sie kühl. »Ich erinnere mich
aber immer an die Preisrichter. Ich finde, das sind die Leute, die für ein Mädchen
wirklich wichtig sind.«
    »Duval?« fragte ich.
    »Ja, es war wirklich Duval«,
stimmte sie zu.
    »Haben Sie das der Polizei
gesagt?«
    Ein entsetzter Ausdruck trat in
ihre feuchten kohlschwarzen Augen.
    »Aber nein, Mr. Boyd, das
konnte ich unmöglich tun.«
    »Warum nicht?«
    Bella zuckte mit den Schultern
und löste damit ein faszinierendes Vibrieren unter der Baumwollbluse aus.
    »Ich verdiene mein Geld als
Fotomodell, und die meisten Aufträge erhalte ich von den Duval-Studios. Und ich
dachte, Mr. Duval hätte es nicht gerne von mir gesehen, wenn ich ihn in
Ungelegenheiten mit der Polizei brachte. Wie oft würde er mich dann nachher
noch beschäftigen?«
    »Außerdem hassen Sie es, einen
befreundeten Menschen in Verlegenheit zu bringen«, sagte ich und knirschte laut
mit den Zähnen. »Das haben Sie mir schon erklärt.«
    »Sind Sie wirklich nicht
krank?« fragte sie ängstlich. »Sie sollten mich ein Glas Wasser für Sie holen
lassen, Mr. Boyd.«
    »Nennen Sie mich Danny«, sagte
ich. »Und ich könnte etwas zu trinken brauchen. Was haben Sie an Alkohol hier?«
    »Gar keinen«, erwiderte sie
einfach. »Ich trinke selbst nie welchen, aber wenn Sie wollen, kann ich beim
Zimmerkellner für Sie etwas bestellen.«
    »Gin und Tonic mit einem
Spritzer Zitrone«, sagte ich.
    »Ich finde, ein Drink ist eine
ausgezeichnete Idee.« Sie strahlte mich an. »Ich werde mir ein Milchgetränk
bestellen.«
    Die vergangene Nacht war nicht
meine große Nacht gewesen, und ich sah schon kommen, daß dieser Tag auch nicht
mein großer Tag werden würde.
    »Wollen Sie eine Zigarette?«
fragte ich.
    »Danke, ich rauche nicht«,
antwortete sie und legte den Hörer in die Gabel zurück. »Ein Mädchen muß sich
für diese Wettbewerbe in Form halten.«
    »Trainieren Sie sehr viel?«
fragte ich.
    »Ständig«, erwiderte sie
ernsthaft.
    »Ich mache mir nur was aus
Sport in geschlossenen Räumen«, informierte ich sie.
    »Großartig.« Ihre Augen
weiteten sich etwas. »Dann müssen Sie mich einmal zum Kegeln mitnehmen.«
    Der Zimmerkellner erschien,
brachte die Getränke und verschwand wieder. Mit einem Gin und Tonic in der Hand
wurde ich etwas gefaßter und konnte einer der größten
Erfindungen der Zivilisation meinen Tribut bringen. Zimmerkellner stellen das
Automobil, den Rundfunk und das Fernsehen weit in den Schatten. Zum Teufel,
wenn man auf einer einsamen Insel gestrandet ist, wem würde man den Vorzug
geben: dem neuesten Automodell, einer Schallplattensendung, einem Wildwestfilm
im Fernsehen oder einem Zimmerkellner?
    Bella Lucas schlürfte ihr
schäumendes Milchgetränk mit einer Begeisterung, die nur noch von meiner
Wertschätzung für Gin und Tonic erreicht wird.
    »Sie sagten, wenn Sie der
Polizei mitteilten, was Sie gesehen haben, würden Sie von Duval nicht mehr
beschäftigt werden. Das leuchtet mir ein. Doch warum sagen Sie’s dann mir?«
    »Der Leutnant sagte mir, daß
Sie im Zimmer waren, als er die Leiche fand, Danny«, sagte sie, nahm das Glas
von den Lippen und hatte plötzlich einen Schnurrbart aus Milchschaum. »Darum
fand ich, Sie sollten es wissen, weil er mir auch noch sagte, erst hätten sie
geglaubt, Sie könnten Alisha ermordet haben, aber dann stellten sie fest, daß
sie schon ein paar Stunden tot war, und das könnte gerade mit der Zeit
zusammenfallen, als ich sah, wie Sie aus dem Zimmer getragen wurden.«
    »Dann bin ich also der Mörder?«
    Sie schüttelte lächelnd den
Kopf. »Selbstverständlich nicht. Würde ich riskieren, Ihnen zu sagen, daß ich
eine Augenzeugin bin, die Sie zu der Zeit aus dem Zimmer kommen sah, als Alisha
ermordet wurde, wenn ich glaubte, daß Sie es gewesen sind? Nein, Danny. Ich
nahm an, Sie wollten den richtigen Mörder finden und sich selbst von jedem
Verdacht befreien. Ich wußte einfach, daß Sie mein Vertrauen nicht enttäuschen
würden, und« — sie holte in aufregender Weise tief Atem — »und lassen Sie mich
Ihnen dabei helfen.«
    »Helfen?« Ich leerte schnell
mein Glas. »Wobei?«
    »Selbstverständlich den Mörder
zu finden«, sagte sie ungeduldig. »Keine Sorge, Danny, ich
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