Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sollte, aber ich habe ihm selbstverständlich
nichts gesagt. Das Hotel bestätigt seine Behauptung gleichfalls. Er wohnt im Styx.«
    Der Leutnant grunzte ohne
Begeisterung. »Wie lange beabsichtigen Sie, hier in der Stadt zu bleiben?«
fragte er mich.
    »Übers Wochenende, bis der
Wettbewerb vorbei ist.«
    »Überlegen Sie es sich nicht
anders«, sagte er kalt. »Später will ich Ihre Aussage zu Protokoll nehmen.«
    »Ich werd’s mir nicht anders überlegen, Leutnant«, antwortete ich. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ich denke ja.« Er bleckte
wieder die Zähne in meine Richtung. »Ich — also mir macht es nichts aus, wenn
Sie mir sagen, was ich zu tun habe, aber Doktor Jennings ist da etwas
empfindlich, und vielleicht ist es besser, Sie sind nicht mehr hier, wenn er
kommt.«
    »Danke«, sagte ich und wandte
mich zur Tür.
    Er ließ mir Zeit, sie zu
erreichen, bevor er wieder sprach. »Boyd, wenn wir die Todeszeit festgestellt
haben, werden Sie ein Alibi brauchen. Sorgen Sie dafür, daß es gut ist, es
gehört eine Menge dazu, mich zu überzeugen.«
    »Vielleicht sollte ich mich
selbst ermorden lassen, um meine Unschuld zu beweisen«, schlug ich vor.
    Reid sah mich beinahe
sehnsüchtig an. »Das wäre eine Idee.«
    Als ich am nächsten Morgen
aufwachte, schien die helle Floridasonne durch die Jalousien, und ich
vermutete, daß den Geschäftsleuten ein weiterer guter Tag bevorstand und ihre
Stoßgebete nach schönem Wetter erhört worden waren. Ich erhob mich langsam vom
Bett und stellte fest, daß die großen Schmerzen verschwunden, aber noch ein
paar wunde Punkte übriggeblieben waren. Mein Solarplexus wies eine häßliche , bläuliche Verfärbung auf. Darum stieg ich wieder
ins Bett, klingelte nach dem Zimmerkellner und bestellte Frühstück. Das Telefon
klingelte, während ich meine dritte Tasse Kaffee trank.
    »Mr. Boyd?« Die weibliche
Stimme war aufgeregt — und aufregend.
    »Gewiß, wer ist dort?«
    »Bella Lucas. Erinnern Sie sich?«
    »Woher?« fragte ich.
    »Von gestern.« Sie tat
gekränkt. »Ich bin eines der Mädchen aus dem Wettbewerb, eine Brünette.«
    »Schätzchen«, sagte ich
bedauernd, »in dem Wettbewerb gibt’s eine Menge Brünette.«
    »Ich war die, die nach Alisha
Hope an die Reihe kam.«
    »Nummer 27!« Bei der Erinnerung
blühte ich auf. »Wie sollte ich Sie je vergessen?«
    »Ich wollte dringend mit Ihnen
sprechen, Mr. Boyd«, sagte sie, »aber nicht am Telefon, verstehen Sie?«
    »Verabreden wir uns doch für
einen Abend am Ende der Woche, Schatz«, schlug ich vor. »Bei mir war gestern nacht ziemlich viel los, und ich...«
    »Aber gerade darüber will ich
ja mit Ihnen sprechen«, sagte sie schnell. »Sie müssen wissen, ich habe das
Zimmer, das Alisha hatte.«
    »Hatte?« antwortete ich. Ich
wollte wissen, was es mit der Vergangenheitsform auf sich hatte.
    »Nun«, sagte Bella Lucas
lebhaft, »sie ist doch tot, oder nicht? Jedenfalls sagte mir das die Polizei,
als sie mich heute morgen verhörte.«
    »Gehen Sie nicht fort«, sagte
ich hastig. »Ich komme gleich.« In zehn Minuten hatte ich geduscht, mich
rasiert und angezogen. Dann war ich auf dem Weg. Als ich aus dem Fahrstuhl
trat, wäre ich beinahe Elaine Curzon in die Arme gelaufen. Zum erstenmal wurde
mir deutlich bewußt, daß das Hotel ein Schwimmbassin hatte. Elaines
zweiteiliger Badeanzug war der lebende Beweis dafür, und feucht war er auch
noch. Er war in einem gebrochenen Weiß gehalten und lehrte mich einige
Eigenschaften von Elaine schätzen, die ich am Tag vorher nicht wahrgenommen
hatte.
    »Sie sehen etwas mitgenommen
aus, Mr. Boyd«, sagte sie kühl. »Haben Sie sich von Ihrer Verabredung gestern
abend noch nicht ganz erholt?«
    »Ich konnte diese Verabredung
mit Alisha Hope gar nicht einhalten«, sagte ich. »Jemand gab sich gestern abend
teuflische Mühe, das zu verhindern. Sollten Sie das zufällig gewesen sein?«
    Sie hob ihre Augenbrauen um den
Bruchteil eines Millimeters. »Bilden Sie sich doch nicht ein, daß ich mich auch
nur im geringsten um Ihre jämmerlichen kleinen Affären kümmere, Mr. Boyd.«
    »Es gab nur noch zwei Leute,
die außer mir und dem Mädchen von der Verabredung wußten«, sagte ich. »Das sind
Sie und Duval.«
    »Vielleicht sprechen Sie dann
besser mit Duval«, erwiderte sie eisig und rauschte an mir vorbei in den
Fahrstuhl.
     
    Bella Lucas öffnete mir die Tür
fast noch ehe ich anklopfte und ließ mich in ihr Zimmer. Sie war unverändert
groß und brünett, mit einer prachtvollen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher