Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
ich wirklich gerne mal zeigen, wie man sich besser amüsiert.«
Tish wandte ihm den Rücken zu.
Ruderer Nummer Zwei, dessen Gesicht vor unterdrückter Wut ganz rot geworden war, preßte zwischen den Zähnen hervor: »Hatte ich nicht gesagt, daß du die Ruder wegtragen helfen sollst, DeLancey?«
»Tatsächlich, Herr Kapitän, das hast du wohl.« Mit gera- dezu aufsässiger Langsamkeit schlenderte DeLancey zu den letzten zwei Rudern auf dem Rasen.
Kapitän – damit war Ruderer Nummer Zwei also Tishs berühmter Rollo gemeint, wie Daisy schon vermutet hatte. Er starrte DeLancey mit geballten Fäusten nach, zuckte dann mit den Achseln und wandte sich wieder den anderen zu.
»Tut mir wirklich leid, Daisy«, entschuldigte sich Tish mit unglücklicher Miene. »Was für eine Begrüßung!«
Daisy murmelte irgend etwas Beruhigendes.
»Ach so, ich hab dir Rollo ja noch gar nicht vorgestellt, nicht wahr?« Wieder schoß Daisys Cousine das Blut in die Wangen. »Roland Frieth, der Mannschaftskapitän.«
»Sie müssen mich ja für ein ziemlich lasches Exemplar der Spezies Kapitän halten, Miss Dalrymple«, sagte Rollo selbst- ironisch. »Kaum imstande, Aufruhr in der Mannschaft zu bändigen.«
»Ich finde, Sie haben ihn sehr gut gebändigt«, sagte Daisy lächelnd. »Letztlich sind die Ruder doch jetzt auf dem Weg ins Bootshaus, nicht wahr?«
Alles blickte auf DeLanceys dorthin entschwindende Ge- stalt.
»Den hätte ich dir auch noch vorstellen müssen«, meinte Tish bekümmert.
Dottie schnaufte. »Dazu hat er dir wohl kaum Gelegenheit gelassen.«
»Eines Tages erlebt der von mir sein blaues Wunder«, mur- melte Cherry wütend.
Rollo schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Er ist schließlich als Boxing Blue in der Boxmannschaft der Universität. Ver- giß das nicht. Ich hab nur Sorge, daß er eines Tages Bott zu- sammenschlägt.«
»Ach, Bott! Meinetwegen kann er Rührei aus Botts Hirn machen. Hauptsache, er wartet damit, bis die Regatta vorbei ist.«
»Aber Cherry, der ist doppelt so groß wie Bott«, prote- stierte Dottie.
»Das wird ihn wohl kaum bremsen«, sagte Rollo. »Da kann sein alter Herr ein Earl sein, solange er will: so wie der Filius Damen links und rechts beleidigt, dürfte doch wohl offen- sichtlich sein, daß er kein Gentleman ist. Und auf Bott hat er es ja richtiggehend abgesehen.«
»Bott ist auch kein Gentleman«, murmelte Cherry, »selbst wenn er ein vermaledeites Genie ist.«
»Ach, Liebling!« Dottie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange. »Botts Intelligenz ist doch das einzige, was ich an ihm bewundere. Den würde ich nicht für eine Million Pfund in bar heiraten. Man stelle sich doch nur vor: ich als Mrs. Dottie Bott!«
Alles lachte, und man ging ins Haus.

2
    Als der Tee auf der Terrasse serviert wurde, war die ganze Mannschaft versammelt. In Flanellhosen und Blazern wirk- ten die jungen Männer auf Daisy wesentlich handlicher, als hätten sich ihre Proportionen verschoben. Dennoch war sie sich auch nach der Vorstellungsrunde nicht sicher, ob sie alle voneinander würde unterscheiden können, wenn sie ihnen an- dernorts begegnete.
    Cherry und Rollo nahm sie nicht nur wegen der besonde- ren Beziehung zu ihrer Cousine deutlicher als die anderen wahr, wurde ihr bewußt. Sie waren älter, ungefähr so alt wie sie selbst, und hatten im Großen Krieg gedient, bevor sie zum Studium nach Oxford gingen. Jetzt studierten sie im dritten Jahr, genau wie Horace Bott und Basil DeLancey. Alle ande- ren waren Erstsemester oder im zweiten Studienjahr.
    Man machte es sich allgemein auf der Terrasse gemütlich, manche saßen auf Gartenstühlen und Bänken, andere hatten sich auf die Kissen gelagert, die auf die bunten Fliesen der Terrasse gelegt worden waren. Tish hatte die Rolle der Gast- geberin an der Teekanne übernommen, da ihre Mutter nicht erschienen war.
    »Soll ich mal Tante Cynthia suchen?« bot Daisy an. Sie machte sich plötzlich Sorgen beim Gedanken an die Flecken auf Lady Cheringhams Bluse.
    Tabakwasser klang nicht sehr gefährlich, so giftig der Ge- stank billiger Zigaretten auch sein mochte. Aber das Mittel mußte Nikotin enthalten, und das wiederum war unter be- stimmten Umständen ein tödliches Gift. Seit der Geschichte in der Albert Hall war ihr das nur zu deutlich bewußt, und nach dem Mord dort hatte sie ein Buch über Gifte gelesen. Obwohl sie sich an die Einzelheiten nicht mehr erinnern konnte, war ihr das immerhin noch im Gedächtnis geblieben. »Ich hab vorhin Lady Cheringham
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher