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Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab

Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab

Titel: Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
Autoren: Sabine Ludwig
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nämlich ›Liebe macht blind‹. Aber ich war nicht blind, ich hab genau gesehen, wie Aki sich aufgeführt hat, wie so ein Pfau, nur dass Aki keine hübschen bunten Federn hat.
    Miss Braitwhistle hat neben mir gestanden und wir haben beide zugeschaut, wie Aki, nachdem er genug Räder geschlagen hatte, Klimmzüge am Ast der Kastanie machte.
    Ich war noch nie mit Miss Braitwhistle allein gewesen, diese Gelegenheit musste ich nutzen. Ich hab all meinen Mut zusammengenommen und gefragt: »Miss Braitwhistle, können Sie zaubern?«
    Miss Braitwhistle hat gelacht, aber nicht so ein hohes, künstliches, falsches Lachen wie das von Rosa, sondern ein richtiges. Sie hat so gelacht, dass die Sommersprossen auf ihrer Nase anfingen zu hüpfen.
    »Sehe ich aus wie eine Hexe, so alt und nasty, wie sagt man?«
    »Hässlich? Nein, aber es gibt doch bestimmt auch Hexen, die jung und hübsch sind wie Sie«, hab ich gesagt.
    Miss Braitwhistle ist rot geworden. »Oh, danke for die Kompliment, das ist eine sehr nette Valentinsgeschenk von dir, Franz.«
    Jetzt erst fiel mir ein, dass wir Miss Braitwhistle gar nichts geschenkt hatten. Hätte ich mal lieber ihr meine Marzipanrose gegeben statt Rosa, der falschen Schlange.
    In diesem Augenblick klingelte es. Miss Braitwhistle winkte mir noch einmal zu. »Zaubern, ich? Das ist eine lustige Joke, indeed.« Lachend ist sie im Schulgebäude verschwunden.
    Wir hatten an diesem Tag keinen Unterricht mehr, stattdessen mussten wir wieder in die Aula, um unser Stück zu proben. Bei dem Gedanken, in der Szene mit der Rakete zusammen mit Aki und Rosa auf der Bühne stehen zu müssen, wurde mir übel. Richtig übel.
    »Ich hab Kopfweh und mir ist schlecht«, hab ich zu Frau Klawitter gesagt.
    »Wo klopft ein Specht?«, hat sie zurückgefragt.
    »Ich muss aufs Klo! Brechen!«, hab ich geschrien. Und das hat sie verstanden.
    »Geh nach Hause«, hat Frau Sauermann zu mir gesagt. »Nicht, dass hier noch ein Unglück passiert.«
    Ich muss wohl ziemlich scheußlich ausgesehen haben, wenn mich sogar die Sauermann nach Hause schickte. Und genauso fühlte ich mich auch.

17. KAPITEL Man müsste Klavier spielen können
    In den nächsten Tagen bin ich immer extra früh aufgestanden und extra früh aus dem Haus gegangen. Meine Mutter hat sich schon gewundert, denn normalerweise braucht sie immer einen kalten Waschlappen, um mich wachzukriegen.
    Noch nicht mal am Kiosk hab ich Halt gemacht, um mir da die Süßigkeiten anzugucken, sondern bin gleich zur Schule gegangen und rein in die Klasse und hab ich mich in die erste Reihe gesetzt, direkt neben Hugo.
    Erste Reihe geht ja eigentlich gar nicht. Wenn man in der ersten Reihe sitzt, kann man nichts machen außer aufzupassen. Man kann mit seinem Nachbarn nicht Käsekästchen spielen oder Schiffchen basteln oder hinter dem Atlas vor sich hin dösen.
    Aber ich wollte so weit wie möglich von Aki weg sitzen.
    Wenn wir nicht gerade probten, hatten wir Unterricht bei Miss Braitwhistle. Sie hat eine große Karte von England an den Tafelständer gehängt und uns gezeigt, wo London liegt und wo die Themse fließt, und sie zeigte uns auch, wo sie wohnte.
    »Newcastle upon Tyne«, sagte sie und tippte mit dem Zeigestock auf einen Punkt ganz oben auf der Karte. »Das ist fast an die schottisch Grenze.«
    »Ist das da, wo die große Brücke ist?«, hat Annalisa gefragt. »Die Brücke auf der Postkarte, die Sie uns geschickt haben.«
    »Genau, die Brucke fuhrt ruber uber die Fluss Tyne«, hat Miss Braitwhistle gesagt. Und ich hab genau gehört, wie Rosa sie nachgemacht hat: »Die Brucke fuhrt ruber uber, huhuhu, und außerdem heißt es ›über
den
Fluss‹ und nicht ›über
die
Fluss‹, weiß doch jeder.«
    Richtig fies war das, aber ich wollte sowieso nichts mehr mit Rosa zu tun haben. Sollte sich doch Aki mit ihr vergnügen, mir war es sowas von egal!
    Aber um ehrlich zu sein war es die blödeste Zeit, die ich je an unserer Schule hatte, dabei hätten wir so viel Spaß haben können, Aki und ich. Schließlich gab es kaum noch Hausaufgaben, keine Tests mehr, überhaupt keinen Stress. Man hätte so richtig schön abschlaffen können und höchstens noch die Mädchen ärgern, aber Aki war ja zum Feind übergelaufen, der Verräter!

    Und dann war der Tag da, an dem die Premiere von »Peterchens Mondfahrt« stattfinden sollte. Damit die Eltern dabei sein konnten, war sie auf den Abend gelegt worden. Am nächsten Tag würde es die Zeugnisse geben und dann – dann war
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