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Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab

Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab

Titel: Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
Autoren: Sabine Ludwig
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Schluss.
    Inzwischen konnten wir alle unsere Rollen, nur mit Hugo gab es ein Problem. Als Herr Sumsemann musste er am Beginn des Stückes jede Menge Vergissmeinnichtschnaps trinken und dann betrunken herumtorkeln. Natürlich war es kein richtiger Schnaps, sondern Holundersirup mit Wasser, aber Hugo hätte doch wenigstens so tun können, als ob. Wir konnten das. Ich hab es ihm vorgemacht und Max hat es ihm vorgemacht, sogar Clemens hat seinen Schal zurückgeworfen und einen Mann gespielt, der gerade aus einer Kneipe kommt. Nur Aki hat es mal wieder übertrieben. Er hat gerülpst und gelallt und ist gestolpert und hat dabei immer zu Rosa geschielt, die wieder so affig gelacht hat.
    Aber Hugo schaffte es einfach nicht, einen betrunkenen Maikäfer zu spielen. Er machte so komische ruckartige Bewegungen und rollte mit den Augen und stammelte rum, und das Ganze sah dann aus, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.

    Frau Sauermann hat getobt. »Wenn du dich heute Abend auch so dämlich anstellst, übernimmt Tobias die Rolle und du spielst den Regenfritz, das passt sowieso viel besser zu dir.«

    Ausnahmsweise hatte Frau Sauermann recht: Hugo stand da wie ein begossener Pudel.
    »Aber meine Mutter hat doch extra das teure Kostüm für mich machen lassen«, hat Hugo gejammert.
    »Das ist mir egal«, hat Frau Sauermann gesagt. »Ich lasse mir doch von so einer Null wie dir nicht mein Stück kaputtmachen!«
    »Das ist nicht Ihr Stück, Frau Sauermann«, hat Frau Klawitter gerufen und an ihrem Hörgerät gefummelt, bis es anfing zu pfeifen. »Das ist immer noch
mein
Stück!«
    »Ihr Stück?«, hat Frau Sauermann geschrien. »Dass ich nicht lache! Wenn ich Ihnen nicht geholfen hätte, würden Sie heute Abend vielleicht
Alle meine Entchen
aufführen, zu mehr hätte es nicht gereicht.«
    Frau Sauermann und Frau Klawitter haben gestritten und wir standen da und haben in unseren Kostümen geschwitzt. Zum ersten Mal war ich froh, dass ich nur einen Schlafanzug anhatte, aber der arme Max sah in seinem Mondmannkostüm aus wie ein Michelinmännchen kurz vorm Platzen.

    Wir waren alle ziemlich aufgeregt, als wir am Abend in die Schule kamen. Frau Obermeier hatte vor der Aula ein richtiges Büffett aufgebaut. Für uns gab es Würstchen und Brezeln, für die Erwachsenen Schnittchen mit Lachs und Ei.
    »Finger weg!«, hat Frau Obermeier gerufen, als Max sich heimlich ein Würstchen schnappen wollte. »Mit vollem Bauch kann man nicht spielen.« Aber sie hat ihm dann doch ein Stück trockene Brezel gegeben, weil er so schrecklich hungrig aussah.
    Ich hätte noch nicht mal das runterbekommen. Jetzt, wo es ernst wurde, bekam ich ein ganz ulkiges Gefühl im Bauch.
    »Das ist Lampenfieber«, hat Clemens gesagt. »Das hat jeder Schauspieler, bevor es losgeht.«
    »Ich kann das nicht, ich kann da nicht raus, eher sterbe ich!«, hat der fiese Albrecht gejammert und am ganzen Leib gezittert. Als Donnermann gab er wirklich ein ziemlich schwaches Bild ab.
    »Kann mir mal einer sagen, was ich machen soll?«, wollte Henni wissen.
    »Nichts sollst du machen!«, rief Frau Sauermann. »Vor allem sollst du nicht singen, hast du das verstanden?«
    Rosa zupfte die ganze Zeit an ihrem Nachthemd herum. »Ich hätte doch lieber ein anderes nehmen sollen, das hier ist ja viel zu lang.«
    Der Einzige, der gute Laune hatte, war Hugo. »Der Sauermann werd ich’s zeigen. Wartet’s nur ab.«
    Wir haben den Vorhang einen Spalt geöffnet und gesehen, wie nacheinander die Eltern in die Aula strömten. In die erste Reihe setzte sich natürlich Frau Harnisch, Hugos Mutter. Es wurde gehustet und geraschelt und geflüstert.
    »Ab mit euch ins Bett«, hat Frau Sauermann zu Rosa und mir gesagt und wir mussten uns in unsere Betten legen. Nur noch die kleinen Nachttischlämpchen brannten und ich versuchte mir einzubilden, ich wäre zu Hause in meinem richtigen Bett und könnte ruhig einschlafen.
    Aber dann setzte sich Frau Klawitter ans Harmonium und haute in die Tasten, der Vorhang öffnete sich und das Stück begann.
    Hugo stieg durchs Fenster, fiedelte auf seiner Geige und fing an herumzutorkeln. Und er torkelte wirklich. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich schwören können, dass er komplett betrunken war. Das Publikum hat getobt vor Lachen. Frau Sauermann stand hinter dem Vorhang und ihr sind vor Staunen fast die Augen rausgefallen.
    Alles klappte wunderbar und ich hab mich auch nur einmal versprochen, da ließ Hugo plötzlich die Geige fallen und
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