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Mirandas Monsterwelt

Mirandas Monsterwelt

Titel: Mirandas Monsterwelt
Autoren: Jason Dark
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sollte ich tun?
    Da gab es nur eines.
    Abwarten. Das tat ich auch, aber mit einem verdammt unguten Gefühl in der Brust…
    ***
    Und diese Nacht hielt noch weitere Überraschungen bereit. Sie war noch lang, längst nicht zu Ende, das Grauen hatte freie Bahn und wollte sich auch zeigen.
    Diesmal traf es Patrick Crichton, einen Schotten, der schon sechs Jahre in London lebte und seit vier Jahren Taxi fuhr. Er tat dies auf eigene Rechnung und hatte in den vier Jahren gemerkt, daß es verdammt schwer war, bestehen zu können, bei dieser wahnsinnigen Konkurrenz.
    An Aufgabe dachte er nicht, und so hatte er sich vorgenommen, in der Nacht zu fahren, wo viele seiner Kollegen doch lieber im Bett lagen und einem neuen Arbeitstag entgegenschliefen.
    In dieser Nacht war Patrick Crichton zum erstenmal seit langer Zeit wieder zufrieden gewesen. Er hatte zahlreiche Fuhren bekommen und kaum einen Moment Pause gehabt. Er wußte aus Erfahrung, daß der Betrieb in den Morgenstunden stark abnahm, und auch er richtete sich darauf ein, nicht mehr bis zum Morgen durchzufahren, sondern früher Feierabend zu machen.
    Ein Kunde kam noch.
    Wie ein Schatten erschien er plötzlich neben dem Wagen und klopfte gegen die Scheibe. »Noch frei?« rief er dabei. Chrichton öffnete.
    »Sicher.«
    Der Mann klemmte sich in den Fond und nannte sein Ziel. Er war sehr schweigsam, und schon bald vernahm Crichton Schnarchgeräusche.
    Diese Kunden waren ihm am liebsten, sie machten keinen Ärger, randalierten nicht, und an das Schnarchen konnte man sich gewöhnen.
    Am Zielort mußte der Mann geweckt werden. Er wußte im Moment nicht, wo er sich befand. Er lachte, als Pat ihn anstieß und ihm den Preis nannte.
    »Sorry, aber ich war verdammt müde.«
    »Ist verständlich, Sir.«
    Pat bekam noch ein gutes Trinkgeld, wendete den Wagen und war fest entschlossen, wieder nach Hause zu fahren, wo seine Verlobte auf ihn wartete. Vielleicht konnte er noch ein paar Worte mit ihr reden. Patrick wollte die Harrow Road nehmen und über Paddington sein Zuhause erreichen. Es war der kürzeste Weg.
    Er kam gut durch. Auch am Hyde Park gab es keine Schwierigkeiten mit dem Verkehr. London schien eingeschlafen zu sein, um tief Luft zu holen, damit die Stadt die Hektik des folgenden Tages auch verkraften konnte.
    An einer Ampel mußte er halten. Patrick hatte das Fenster nach unten gekurbelt. Frische Luft wehte in den Wagen. Schräg gegenüber stand ein Pärchen und knutschte.
    Auf der anderen Seite der Ampel lag ein Grünstreifen, der noch zum Park gehörte. Da mußte er vorbei. Als das Licht umsprang, gab Crichton Gas.
    Ruhig rollte er weiter. Ein Streifenwagen überholte ihn. Die Polizisten schauten kurz in seinen Wagen.
    Pat grüßte lässig. Die Polizisten grinsten. Kollegen fuhren an ihm vorbei oder kamen ihm entgegen. Eine normale Londoner Nacht, bis auf eine Ausnahme, die ausgerechnet er zu spüren bekam.
    Die Straße war so gut wie leer. Woher die Gestalt kam, wußte er nicht.
    Jedenfalls war sie plötzlich auf der Straße, direkt vor seinem Wagen.
    »Besoffener Idi..«
    Mehr konnte Patrick nicht sagen, denn sein Wagen erwischte die Gestalt voll. Sie prallte gegen den rechten Kotflügel, und es sah so aus, als wollte sie sich in die Höhe erheben und anfangen zu fliegen. Jedenfalls schleuderte sie ihre Arme nach hinten und verschwand in dem Moment aus Pats Blickfeld, als der Mann das Bremspedal nach unten getreten hatte. Der Wagen kam erst einige Yards später zum Halten, und Crichton ahnte, daß Unangenehmes auf ihn zukommen würde.
    Der Kerl war zumindest schwerverletzt, wenn nicht noch mehr. Crichton hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, stets in den Spiegel zu schauen, bevor er die Tür öffnete. Das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, und daran änderte auch der Schock dieses Unfalls nichts.
    Er schaute in den Spiegel, und seine Augen wurden groß, während sich gleichzeitig die Überraschung auf seinem Gesicht abzeichnete, denn der Überfahrene stand schon wieder auf den Beinen und kam auf den Wagen zu. Äußere Verletzungen waren an ihm nicht zu erkennen. Er trug auch keine normale Kleidung, sondern eine Art Mantel von hellbrauner Farbe, der wie ein Sack den mageren Körper umschlotterte.
    Bei jeder Geh bewegung schwang der Mantel hin und her, und im gleichen Rhythmus bewegten sich auch die Arme des Typs.
    Als er näherkam, sah Crichton auch das Gesicht. Nein, das konnte man als solches überhaupt nicht bezeichnen. Es war eine Fratze ohne Leben, zudem mit
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