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Mirandas Monsterwelt

Mirandas Monsterwelt

Titel: Mirandas Monsterwelt
Autoren: Jason Dark
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hatte den Punkt erreicht, wo der Alkohol die Kontrolle über ihn und seine Reaktionen übernahm.
    Schwer stützte er sich auf, um nicht mit dem Gesicht auf die Tischplatte zu fallen. Dabei schwankte er von einer Seite auf die andere, drehte den Kopf nach rechts und schaute Susan aus furchtbar müden Augen an.
    »Willst du schlafen?« fragte sie mit spöttisch klingender Stimme.
    »Bist du verrückt? Ich wollte… ich wollte doch doch…«
    »Später.«
    »Warum?« Er richtete sich wieder auf. »Glaubst du, daß ich nicht mehr in Form bin?«
    Eine Antwort bekam er nicht, denn der Blick des Mädchens war auf das gegenüberliegende Fenster gefallen. Die Umrisse hoben sich deutlich ab, und wenn das Mädchen ein wenig den Kopf drehte und schräg in die Höhe schaute, konnte es auch den Mond sehen, der kugelrund am Himmel stand.
    Vollmond…
    Susan lächelte. Richtig romantisch hätte es sein können, wenn sie den Partner gehabt hätte, der ihr auch gefiel. Aber so machte es überhaupt keinen Spaß.
    Sie dachte nicht mehr weiter, denn ein Schatten verdunkelte für einen Moment die Ausschnitt des Fensters.
    Da war jemand!
    Und das am Wagen. Dicht hinter der Scheibe war der Schatten zu sehen gewesen, kein Gesicht, wie Susan erst angenommen hatte, eher ein Flügel oder ein Tuch, das für einen kurzen Moment wehte und dann wieder verschwunden war.
    Ein Hauch…
    Aber ein gefährlicher, denn plötzlich bekam Susan Magendrücken. Sie dachte an ihren Chef oder an einen der anderen Angestellten. Wenn sie hier erwischt wurden, gab es Ärger.
    Susan schaute nach links. Al war außer Form. Er hatte sein Kinn auf beide Hände gestützt, starrte auf die Tischplatte und hatte noch Mühe, sich aufrecht zu halten.
    Der war vorerst von allem Weltlichen weg, dachte Susan und rutschte von der Bank.
    Sie wollte unbedingt nachschauen, ob draußen jemand lauerte.
    Passiert war zwischen Al und ihr nichts. Niemand konnte ihr etwas nachsagen.
    Durch den engen Mittelgang quetschte sie sich, hörte Al etwas Unverständliches murmeln, kümmerte sich keinen Deut darum und schritt auf die Wagentür zu.
    Erst jetzt fiel ihr noch etwas anderes auf.
    Die Pferde in den Stallungen waren unruhig und wieherten schrill.
    Zudem stampften sie auf den Boden und schlugen auch gegen die beiden Abgrenzungen der Boxen, so daß diese Laute dumpf aus den Stallungen hallten.
    Susan gehörte zu den Pferdenarren. Wenn es den Tieren schlechtging oder sie anders reagierten als gewöhnlich, machte sie sich stets große Sorgen. Auch jetzt. Vielleicht schlich ein Einbrecher um die Stallungen, und die Tiere hatten es bemerkt.
    Sie hatte plötzlich Angst, aber sie überwand sich selbst und zuckte noch vor dem Öffnen der Tür zusammen, als sie einen dumpfen Laut vernahm. Hastig drehte sie sich um.
    Al hatte die Haltung nicht mehr einhalten können, war nach vorn gefallen und dabei mit der Stirn auf die Platte geprallt. Zudem war die Weinflasche noch umgekippt.
    »Schlaf schön!« flüsterte sie und öffnete endlich die Tür des Wohnwagens.
    Kühle Luft schlug ihr entgegen. Jetzt vernahm sie die Unruhe der Pferde noch deutlicher. Der Wind trug den Schall bis zu ihr.
    Die Stallungen lagen da wie immer. Bis auf die hämmernden Geräusche, das Wiehern und wilde Stampfen. Auch im Haupthaus wurde es hell.
    Bis jemand kam, würde Susan schon am Stall sein. Dazu kam es nicht mehr, denn sie schaute auch noch nach vorn und sah plötzlich die Gestalt.
    Aus dem Himmel war sie gefallen, faltete sich zusammen, ein böses Fauchen erklang, und vor ihr lief eine Szene ab, die ebenso auf einer Bühne hätte stattfinden können, denn es kam Susan so vor, als würde sie einem Verwandlungskünstler zuschauen.
    Aus den wallenden Tüchern oder Schwingen entstand ein Mensch, und nur deshalb so gut und auch genau zu erkennen, weil der helle Mond wie eine gewaltige Kugel am Himmel stand und sein Licht gegen die Gestalt schickte.
    Plötzlich waren die Pferde vergessen. Susan kam diese Gestalt vor wie in einem Traum. Doch sie wußte, daß es kein Traum war.
    Sie holte tief Luft.
    Der Mann war stattlich. Er sah sogar gut aus in seinem dunklen Anzug, aber etwas stimmte mit seinem Gesicht nicht. Die Haut zeigte die Blässe einer Leiche.
    Sie war fahl, so hellgrau, irgendwie unheimlich und völlig anders als bei den übrigen Menschen.
    So als wäre der Mann nur in der Nacht unterwegs, um tagsüber die Sonnenstrahlen zu meiden.
    Er kam näher.
    Und wie er ging! Fordernd, geschmeidig, so daß Susan überhaupt
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