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Mirandas Monsterwelt

Mirandas Monsterwelt

Titel: Mirandas Monsterwelt
Autoren: Jason Dark
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Endlich hatte es Mitch geschafft, seine Überraschung zu verdauen. So etwas wie ein Grinsen huschte über das Gesicht. Er ging weiter vor. Den ersten Schritt, den zweiten, dann den dritten, und der Zyklop rührte sich nicht von der Stelle.
    Bis zu dem Augenblick, als Mitch ihn ansprechen und auch anfassen wollte.
    Da war der andere schneller.
    Der Spieler bekam kaum mit, wie der Arm des Zyklopen vorstieß und nach seinem Gelenk griff. Blitzschnell hatte er es umklammert, hielt eisern fest und zog den völlig überraschten Mann zu sich heran.
    Mitch prallte gegen den Unheimlichen. Er sah das Auge übergroß. Es schwamm wie eine rote Insel im Gesicht, die irgend etwas abstrahlte, das ihn in seinen Bann zog.
    Den Schrei brachte er noch hervor. Er hallte schaurig durch die Gasse und jagte als Echo über die Hauswände.
    Dann wußte der Spieler nichts mehr.
    Später wurde er gefunden, denn sein Schrei hatte die Gäste und den Wirt aus der Kneipe alarmiert.
    Sie sahen Mitch liegen. Sein Kopf ragte auf die Gasse hinaus, die Füße berührten noch den Rinnstein.
    Und sie fanden einen Menschen vor, dessen Arm dunkelrot und gleichzeitig schwarz verbrannt war, als wäre in seinem Körper ein Feuer nicht ganz gelöscht worden…
    ***
    Diese Nacht hatte es in sich!
    Meilen entfernt, am Stadtrand, wo die Gegend nicht mehr so bebaut war und breite alleeartige Ausfallstraßen am Wochenende und bei Sonnenschein zum Spazieren einluden.
    Am Abend veränderte sich das Bild.
    Keine Familien mehr, nein, Frauen, die sich die Plätze ausgesucht hatten und dicht an der Straße hermarschierten, wobei sie oft genug stehenblieben und lächelnd in die Scheinwerferaugen der heranfahrenden Wagen schauten.
    Für diese Art von Begegnung gab es einen simplen Begriff: Straßenstrich!
    Zahlreiche Dirnen hatten sich diesen Bezirk ausgesucht, aber das Geschäft lief immer schlechter. Selbst in den Sommermonaten gab es nicht mehr diesen Verdienst, und so kam es, daß schon viele vor Mitternacht ihren Platz räumten.
    Zwei blieben noch zurück.
    Eine von ihnen hatte »Glück«. Ein Wagen stoppte, der Fahrer beugte sich aus dem offenen Fenster, verhandelte kurz, die beiden wurden sich einig, dann war die Sache gelaufen.
    Zurück blieb die rotblonde Josy.
    Sie zog einen Flunsch. Gern wäre sie losgefahren, aber das Glück war nun mal nicht auf ihrer Seite gewesen, und möglicherweise war sie mit 30 Jahren schon zu alt für den Job. Da half nur noch eines. Die Schminke um eine weitere Schicht aufstocken.
    Ärgerlich lehnte sich Josy mit dem Rücken gegen einen Baumstamm.
    Die Nächte waren kühler geworden. Diesen Sommer konnte man sowieso vergessen. Und in ihrem kurzen Rock fror sie ganz schön. Hinzu kam der dünne Pullover, der natürlich um zwei Nummern zu klein war und sich vor ihrem Busen spannte.
    Die Locken umspielten ihr Gesicht. Mit den Spitzen klebten sie auf der Haut, Josy wischte sie oft genug weg, auch jetzt, wo sie sich eine Zigarette anzündete.
    Es war wie bei Mitch, nur kannten die beiden sich nicht, und trotzdem waren sie irgendwie miteinander verbunden.
    Josy stieß den Rauch lässig aus, winkelte ein Bein an und stemmte die Schuhsohle gegen die Rinde. So blieb sie stehen, schaute dem Rauch nach und blinzelte hin und wieder in die Lichter der Scheinwerfer.
    Niemand hielt an.
    Josy hatte zudem keinen Nerv mehr, einen Arm zu heben und zu winken. Vieles war ihr egal geworden. Der Tagesdurchschnitt stimmte nicht, und auf die Schnelle jetzt noch etwas zu verdienen, war wohl nicht mehr drin.
    Die Wagen rollten vorbei.
    Sie hörte die typischen Geräusche. Das Schmatzen der Reifen auf dem Straßenbelag, und sie bekam den Windzug mit, wenn ein Wagen vorbeifuhr. Trotzdem wartete sie weiter.
    Der Autoverkehr nahm ab, die Stille nahm zu.
    Deshalb hörte sie auch das Geräusch. Hinter dem Baum mußte es aufgeklungen sein, und das waren Schritte gewesen.
    Josy räusperte sich. Für einen Moment bekam sie Angst. Wer sich da im Dunkeln heranschlich, konnte kein reines Gewissen haben, andererseits gab es genügend Freier, die sich nicht trauten, mit forschen Schritten auf ein Mädchen zuzugehen, aus diesem Grunde mußten die Geräusche nicht unbedingt etwas Schlimmes zu bedeuten haben.
    Josy wollte sich schon drehen und dem anderen entgegenschlendern, als sie das Kratzen mitbekam.
    Hinter ihr, direkt an der Rinde. Ein gleichzeitig auch knackendes Geräusch, so daß ihr heiß und kalt wurde. Als hätte ein Tier den Baum erreicht, um sich die Krallen zu
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