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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
Autoren: Ralf Isau
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der Tochter des Mazars Jahre im Voraus wussten, könnte dann nicht auch das Traumbild von meiner Mutter mehr zu bedeuten haben? Vielleicht hat Magos nur vom Schicksal meines Vaters gesprochen, weil Königin Vania noch lebt.«
    In Múrias Augen spiegelte sich Mitgefühl. »Ich möchte dir nicht wehtun, Ergil, aber du kannst dich nicht mehr erinnern, was damals hier geschehen ist. Wikander hat niemanden verschont…«
    »Das stimmt nicht. Er hat Twikus und mich zwar zu seinen willenlosen Sklaven machen, aber uns nicht umbringen wollen. In dem See aus schwarzem Eis hat uns Magos das Ende meiner Eltern gezeigt. Zunächst war alles so, wie es überliefert ist, aber dann gab es plötzlich eine Abweichung.«
    Múria runzelte die Stirn. »Davon hast du mir bisher nichts erzählt.«
    »Nach dem Tod von Twikus und Falgon war ich viel zu durcheinander. Und später hatte ich so meine Zweifel, ob ich meinen Wahrnehmungen überhaupt trauen konnte. Alles hätte, so erschöpft wie Twikus und ich waren, nur eine Halluzination gewesen sein können. Oder nur Lug und Trug, von Magos kunstvoll ersonnen, um uns beide…«
    »Du scheinst selbst nicht recht an diese bequemen Erklärungen zu glauben. Was genau hast du gesehen?«
    Ergil atmete tief durch, um seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Mutter wurde nicht die Kehle durchgeschnitten, wie Wikander es verbreiten ließ, sondern sie musste einen kristallenen Giftkelch leeren. Schaum trat vor ihren Mund. Dann brach sie zusammen.«
    »Das hört sich alles so an, als habe Wikander ihr das gleiche Gapagift gegeben, das beinahe auch dich zugrunde gerichtet hätte.«
    »Aber Mutter war eine Sirila. Ich bin zur Hälfte ein Mensch und habe trotzdem am eigenen Leib erfahren, wie das Blut des Alten Volkes mich vor Giften schützte.«
    »Du meinst also wirklich, Vania könnte den Zusammenbruch nur vorgetäuscht haben und… noch leben?«
    Der König nickte.
    Múrias Blick schien mit einem Mal durch ihn hindurchzugehen. »Du könntest Recht haben. Magos hat auch Jazzar-fajim nicht ermordet, sondern nur mit einem Bann in dem Eisdom gebunden. Vielleicht hat er Wikander sogar verboten, deine Mutter umzubringen.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt. Aber warum sollte er sie verschont haben?«
    »Wegen der Weissagung. Es heißt, das Schicksal der Menschen und der Sirilim sei unlösbar miteinander verbunden. Wenn die einen verschwinden, werden auch die anderen untergehen. Vielleicht wollte Magos nicht Herrscher einer Welt werden, in der es keine Menschen und Sirilim mehr gab. Oder er brauchte die Völker, bis er wieder ganz erstarkt war.«
    »Du meinst, wegen des verschollenen Geschlechts der Schmiedemeister, die ihm das Schwert Schmerz wiederherstellen sollten?«
    »Möglicherweise sind die Bartarin nicht der einzige Grund, aber es könnte ein für Magos sehr gewichtiger gewesen sein, das Menschengeschlecht nicht vorzeitig auszulöschen. Wenn deine Vermutung allerdings stimmt, frage ich mich nur, wo Wikander deine Mutter versteckt haben könnte.«
    »Vielleicht hat er sie überhaupt nicht fortgeschafft. Vielleicht ist sie immer noch hier.« Ergil breitete die Arme aus, als wolle er die ganze Festung in seine Vermutung einschließen.
    »Hier?« Die Augen der Geschichtsschreiberin bewegten sich hin und her, während ihr Gesicht weiter dem König zugewandt blieb.
    »Erinnerst du dich noch an den anderen Traum, den ich in der Nacht hatte, bevor wir uns auf die Suche nach dem schwarzen Schwert begeben haben? Ich sah anstelle der Sooderburg einen strahlenden Palast.«
    Sie nickte. »Den alten Außenposten der Sirilim, von dem heute nur noch der Knochenturm steht. Hast du es darauf abgesehen, deine Meisterin besonders dumm aussehen zu lassen, oder warum sagst du nicht endlich, worauf du hinauswillst?«
    »Entschuldige bitte, Inimai.« Ergil schüttelte den Kopf, als wäre er über sich selbst verärgert. »Twikus konnte zwar nicht meine Gedanken lesen, aber sie meistens erstaunlich genau erraten. Manchmal denke ich immer noch, das müsste bei anderen genauso sein. Was ich sagen wollte, ist eigentlich ganz einfach: Als wir mit der Meerschaumkönigin im Hafen von Sooderburg anlegten und ich am benachbarten Kai die Silberginkgo liegen sah, die Kapitän Smidgard für mich nach Soodland überführt hat, ist mir ein Licht aufgegangen. Seitdem habe ich mir immer wieder dieselbe Frage gestellt: Wenn das Volk der Weisen den Knochenpalast und eine ganze Schiffsflotte im Faltenwurf Mirads verstecken konnte, warum
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