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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao
Autoren: Ralf Isau
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sollte nicht auch eine einzelne Sirila in der Zwischenwelt Zuflucht finden?«
    Múria schluckte. »Ich bin mit dieser Facette der Alten Gabe nie sonderlich vertraut gewesen. Es kostet mich ja schon Mühe, ein paar Augenblicke weit in die Vergangenheit zu gehen. Deshalb habe ich die von dir erwähnte Möglichkeit wohl nie auch nur erwogen. Aber du hast Recht. Nicht von ungefähr hat manch abergläubischer Untertan die Königin für eine Hexe gehalten. Das ist genauso absurd, als würde einer alle Flötenspieler zu Zauberern erklären, nur weil er selbst unmusikalisch ist.«
    Der König zupfte sich an der Unterlippe. »War meine Mutter stark genug, um in die Zwischenwelt zu entfliehen?«
    Múria lachte leise. »Sieh dich an, mein Lieber! Dein Vater war ein Mensch. Trotzdem verleihen dir die von deiner Mutter ererbten Fähigkeiten mehr Macht, als die meisten reinblütigen Sirilim je besessen haben. Wenn du König Jazzar-sirils Schiff in der Zwischenwelt finden und in die unsrige bringen konntest, dann dürfte es Vania selbst in einem von Gift geschwächten Zustand noch geschafft haben, dorthin zu fliehen.«
    »Das glaube ich auch. Und deshalb habe ich im Großen Rat auch keinen klaren Gedanken mehr fassen können und bin hierher geflüchtet. Ich muss endlich etwas tun.«
    »Du willst dich auf die Suche nach deiner Mutter begeben?«
    Der König ballte die Hände zu Fäusten und hieb sich damit auf die Oberschenkel. »Ja. Und wenn nötig, gehe ich sogar selbst in die Zwischenwelt, um sie von dort zurückzuholen.«
    Das Gesicht der Geschichtsschreiberin verriet Besorgnis. Sie ließ sich viel Zeit, ehe sie mit sanfter Stimme antwortete: »Wenn ich dich so sprechen höre, kommt es mir vor, als rede der verwegene Twikus und nicht sein umsichtiger Bruder zu mir. Ich merke sehr wohl, wie entschlossen du bist, mein Lieber, und ich will dich bestimmt nicht von deinem Vorhaben abbringen, aber bitte bedenke: Dein Oheim hat Vania den Giftkelch vor mehr als zwölf Jahren zu trinken gegeben. So lange kann selbst die mächtigste Sirila dem Gapagift nicht standhalten. Wenn sie den Becher wirklich geleert hat, dann wirst du nur noch die sterblichen Überreste deiner Mutter finden.«
    Ergil nickte mit düsterer Miene. »Selbst das wäre besser, als mich mein Leben lang von meinen Träumen narren zu lassen. Möglicherweise mache ich mir nur etwas vor, Inimai, aber ich werde nicht eher Ruhe finden, bis ich ihr Schicksal geklärt habe.« Sein Blick schweifte zum Kaminfeuer und seine Stimme wurde sehr leise. »Vielleicht kann ich ja an diesem Schicksal sogar etwas ändern.«
    Er war zum »Neidableiter« geworden. So nannte der Volksmund jene Personen, auf die allerlei Missgunst niederblitzte, weil andere ihnen irgendetwas nicht gönnten. Da Popi ganz in seiner Rolle als Beschützer des Königs von Soodland aufging, schenkte er dem über ihn verbreiteten Spott indes kaum Beachtung. Manche sahen in ihm immer noch den ängstlichen kleinen Bauerntölpel aus Elderland, den Wikanders Rekrutenfänger zum Dienst gepresst hatten. Vor einem guten halben Jahr war er noch der Geringste unter den Palastwachen gewesen. Dann hatte ihn Ergil zu seinem Schildknappen gemacht und ihn mit auf eine Reise genommen, bei der es um nicht weniger als die Rettung der Welt ging. Zurückgekehrt war der schmächtige Recke als Ritter Popi von Goldanger. Aber einige der Daheimgebliebenen wollten ihn lieber als Popi den Hasenfuß im Gedächtnis behalten und reagierten demzufolge mit Unverständnis auf dessen erstaunliche Wandelung zum Edelmann.
    Weder der König noch sein lebendiger Umhang Nisrah wussten genau, was in den eisigen Höhen des Kitoras vorgefallen war. Um wie viel weniger vermochten sich die Neider vorzustellen, mit welchem Heldenmut der zierliche Knappe seinen Herrn dem festen Griff des Todes entrissen hatte. Nur Popi allein kannte die Wahrheit und ihm war das Wohlergehen Ergils wichtiger als die Bewunderung irgendwelcher Neidhammel.
    Damit sollte hinreichend erklärt sein, warum er spontan Unruhe verspürte, als er zum Saal des Bundes zurückkehrte und diesen verlassen vorfand. Eigentlich hatte er seinen Posten nur zur Verrichtung der Notdurft verlassen, war aber prompt dem Obersten der Palastwache in die Arme gelaufen. Weil man den »Schatten des Königs« selten allein antraf, nutzte Kommandant Timmerland die günstige Gelegenheit, um dem jungen Ritter wieder einmal den Kopf zurechtzurücken. Zu den Pflichten eines Gardisten gehöre nicht nur »das Faulenzen
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