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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Autoren: Robin Theis
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und über sich selbst. „Sieh mich an, Selin. Ich habe es nicht geschafft. Er hat sein neues Leben, während ich in dieser Gasse stehe und mich beherrschen muss, nicht einen unbedeutenden Taschendieb aufzuschlitzen. Die Finsternis ist immer noch zu tief in mir verwurzelt. Ich bin ein Monster.“
    „Nein, Jack. Deine Zeiten mit Willi und deinem Killerinstinkt sind vergangen“, sagte Selin lächelnd. „Du bist immer noch ein Mensch. Wo viel Schatten ist, muss auch viel Licht sein. Es ist der Grundsatz des Karmas, dass wir ernten, was wir sähen. Sicherlich hast du viel Schlimmes erleben müssen, doch mit meiner Hilfe wirst du dein Karma wieder weiß färben. Ich habe sonst zu viel Angst, dass dich dein ehemaliges Karma ereilen könnte.“
    Der Kartenspieler hielt inne und drehte sich zu Selin um. „Du hast Angst um jemand wie... mich ?“
    „Anfangs hatte ich Angst vor dir“, beichtete Selin. „Doch je näher ich dich kennenlerne, umso mehr Angst habe ich um dich.“
    In dem Kartenspieler erwachte eine bisher unentdeckte Freude, dass sich jemand um ihn sorgte. „Du musst dir nie wieder Sorgen um mich machen“, versprach der Kartenspieler.
    Selin trat vor ihn und umschloss ihn unerwartet in einer herzlichen Umarmung. Ihre kurzen blonden Haare flogen in sein Gesicht und umwehten ihn mit dem Geruch ihres fruchtigen Shampoos.
    „So lange wir Böses tun, gebären wir automatisch Finsternis“, sagte Selin. „Doch tun wir Gutes, werden wir mit Licht beschenkt. Wir dürfen unser Herz nie im Rachekreislauf verlieren.“
     
     
    8
     
    Vor dem städtischen Postamt wartete der frisch ernannte Leutnant, der letzte Überlebende von Scars Selbstmordkommando, auf seinen Anführer.
    In dieser Nacht konnten sie kein Auge zudrücken, da sie jede verfügbare Sekunde für ihre Flucht genutzt hatten. Unterwegs mussten sie auf die vermeintlich edlen Prinzipien der V3 verzichten und einem unschuldigen Zivilist das Fahrzeug stehlen. Die neue Karre war nicht viel moderner als der alte Lastwagen, doch dieser war wenigstens mit Benzin gefüllt. Nach dieser harten Nacht, hatten sie schließlich ihr Ziel erreicht; Scar kam freudestrahlend aus dem Postamt gerannt und fiel seinem Leutnant in die Arme.
    Scars Verband um seinen Oberarm war vollständig in Blut getränkt. Sie mussten auf den Luxus verzichten, bei einem Arzt zu halten, um die Kugel zu entfernen, die ihm Zack letzte Nacht verpasste. Trotz der schrecklichen Schmerzen, die in seinem Oberarm pulsierte, behielt Scar die Freude über seinen Triumph.
    „Die Mühen haben sich ausgezahlt!“, jubelte Scar und gab seinem Leutnant einen Kuss auf die Wange. „Der Brief ist verschickt! Gib uns drei, vier Monate, bis uns das Land wieder gehört! Die V3 wird stärker als je zuvor!“
    Der Leutnant wehrte sich gegen die feuchten Küsse seines Anführers. Im Gegensatz zu Scar hielt sich seine Euphorie noch in Grenzen, da sie erstmal die Zeit bis zu der Wiederauferstehung der V3 überleben mussten. „Wohin mit uns? Wir können es keine drei Monate noch in dieser Gegend aushalten.“
    Scar gab seinem Leutnant einen Kuss auf die Stirn. „Mein guter Freund, oh mein guter Freund. Etwas Optimismus könnte dir nicht schaden, nach alldem was wir aufgeben mussten. Wir verloren unsere Freunde, unsere Ehre, unsere Behausungen und unsere Prinzipien. Um es hierher zu schaffen, mussten wir sogar Schusswaffen gebrauchen oder dieser armen, alten Dame ihr Auto stehlen, doch mein guter, oh mein guter Freund, es wird sich lohnen. Dieses Land wird eine V3 sehen, so mächtig wie noch nie.“
    „Wir sollten uns bis dahin aus der Gefahrenzone begeben, Scar“, warnte der Leutnant.
    „Keine Sorge, mein guter Leutnant. Wir werden uns bis dahin unauffällig verhalten und über die Waldwege flüchten.“
    „Die Waldwege?“, fragte der Leutnant skeptisch. „Die sind doch mit Sicherheit gefroren.“
    „Diesen Preis müssen wir zahlen, um dem Pinguin aus dem Weg zu gehen“, er klopfte dem Leutnant auf die Schulter und führte ihn zum Wagen. „Wir werden ihn schon noch bekommen. Ihn und unsere Rache.“
     
     
    9
     
    In der dunkelsten Spielunke der Stadt, „Natalyas Kneipe“, herrschte an diesem Tag mit vier Gästen bereits Hochbetrieb. Natalya, die alte, mürrische Bedienung, spuckte einen Schleimklumpen auf den Tresen und verrieb diesen gründlich mit einem schwarzen Lappen, der vielleicht in seinem früheren Leben einmal weiß gewesen war. Natalyas beste Freundin, „Lissy“, war vielleicht halb so
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