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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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nun endlich zum Guten.

3
    Als Joseph Bach ins Obermeyer-Institut zurückkehrte, herrschte im medizinischen Zentrum hektische Betriebsamkeit. Das gesamte Personal – sechs Ärzte und ein Dutzend Schwestern – arbeitete hart daran, Nathan Hempford am Leben zu halten.
    Stephen Diaz befand sich bereits wieder auf dem eingezäunten Gelände, aber Michelle Mackenzie war nirgendwo zu finden.
    Bach war nicht überrascht. An dem Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, als er ihr auf die Beine geholfen hatte, hatte er erkannt, dass sie die volle Ladung von Seelenqualen abbekommen hatte, die er auf den Joker abgefeuert hatte. Stephen dagegen hatte diese spezielle Abrissbirne nicht getroffen – er hatte nicht Macs empathische Fähigkeiten.
    Aber das war auch nicht anders zu erwarten. Keine zwei Groß-Thans nutzten exakt die gleichen Hirnzentren. Und auch wenn Stephen und Mac seltene Fünfziger – zu fünfzig Prozent vernetzt und auf hoher Stufe fortgeschritten – waren, ihre mentalen Fähigkeiten unterschieden sich so deutlich wie ihre Augen- oder Haarfarbe, ja sogar wie die Zahl der Sommersprossen in ihren Gesichtern.
    Annie hatte unzählige Sommersprossen gehabt, vor allem hauptsächlich auf ihren sonnengebräunten Wangen und der Nase, unterhalb ihrer funkelnd blauen Augen …
    Bach musste innehalten und Luft holen; der Verlust nahm ihm immer noch den Atem. Und auch wenn die Zeit angeblich alle Wunden heilte und er viel Zeit gehabt hatte, um die Schuldgefühle und die Schande zu verarbeiten, war er der Reue und des niederschmetternden Kummers nicht Herr geworden. Seine Wunden waren immer noch von einer dicken Kruste bedeckt, die er für gewöhnlich ignorierte. Heute Abend aber hatte er sie mit voller Absicht aufgerissen.
    Jemand berührte ihn am Arm, und Bach wirbelte herum, abwehrbereit. Doch da stand nur Elliot Zerkowski, der erschrocken und mit erhobenen Händen vor ihm zurückwich.
    »Hoppla«, sagte der Leiter der Forschungs- und Supportabteilung »Hoppla, ich wollte doch nur …« Aber dann kam er wieder näher, mit sichtlicher Sorge. »Alles in Ordnung, Maestro? Sie sehen ein bisschen blass aus. Wie geht es Ihrem Rücken?«
    »Meinem Rücken geht es prima.« Eigentlich war da immer noch ein Stechen, das aber in diesem Augenblick kaum zu spüren war und ihn sicher noch nicht zum Lügner machte. Das bisschen ging sicher als »prima« durch. Bach zwang sich zu einem Lächeln und winkte ab. Er nickte Haley zu, einer seiner besten Forschungsassistentinnen, die aussah, als ob sie ihm gleich ihre Hilfe anbieten würde. Sie warf Elliot einen Blick zu, der ihr ein beruhigendes Nicken schenkte, und so ging sie weiter.
    »Es geht mir gut«, wiederholte Bach, als Elliot sich ihm wieder zuwandte. »Aber es war keine einfache Nacht.«
    »Ich hab’s gehört. Bringen wir Sie in ein Zimmer –«
    »Noch nicht«, sagte Bach. »Ich muss noch –«
    »Mitten im Flur die Grätsche machen? Wohl kaum. Kyle«, rief Elliot nach einer der Schwestern, die gerade an ihnen vorbei Richtung Notaufnahme eilte, »sagen Sie dem medizinischen Team, dass ich Dr. Bach in den Untersuchungsraum Eins bringe. Und schnappen Sie sich auch Dr. Diaz und Dr. Mackenzie – ich will bei beiden heute noch einen kompletten Scan durchführen.« Er wandte sich wieder Bach zu. »Ich habe Sie sowieso gerade gesucht. Über den heutigen Einsatz und meinen Lagebericht können wir genauso gut sprechen, während wir Ihre Werte prüfen.«
    Bach widersprach nicht, denn er wusste, dass es sein musste. Auf dem Weg zurück ins Institut hatte er schon einen vorläufigen Bericht eingereicht, aber es war ihm klar gewesen, dass Rückfragen kommen würden, denn er hatte ihn mit Absicht vage gehalten.
    Und auch er hatte Fragen. »Wie geht’s Nathan Hempford?«, fragte er, während er Elliot voran Zimmer eins betrat – das bequemerweise nur ein paar Schritte weiter auf dem makellosen und steril wirkenden Gang lag.
    »Mm-mm«, machte Elliot. »Ich zuerst. Sie kennen das Prozedere.«
    Das stimmte. Trotzdem musste er es wissen. »Sie können mir wenigstens sagen, wie es der Familie geht.«
    »Denen geht es gut, aber was die Dreijährige betrifft, hatten Sie recht. Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung. Wir behalten das im Auge.« Elliot behielt auch Bach sehr genau im Auge, um sicherzugehen, dass dieser nicht zusammenklappte, während er sich den Mantel auszog und an einen der Haken neben der Tür hängte, sich die Stiefel abstreifte und bis auf T-Shirt und Shorts auszog – was
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