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Milo und die Meerhexe

Milo und die Meerhexe

Titel: Milo und die Meerhexe
Autoren: Patricia Schroeder
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zurück. „Ich habe nämlich keine Ahnung, ob wir das Todesriff überhaupt ohne die Hilfe der Quallen durchdringen können.“
    „Es sind doch nur Fische, hast du gesagt“, wispert Luca. „Also los, du bist ein starker Delfin. Ich weiß, dass du es schaffst.“
    Lucas Griff wird fester und er schmiegt sich eng an meinen Rücken. Ich fackele nicht lange und schwimme los. Schnell wie ein Pfeil sause ich auf das Todesriff zu.

    „Neiiin!“, rufen die Quallen.
    Doch es ist zu spät.
    Die schwarzen Fische
    flutschen auseinander.
    Ein kreisrundes Loch entsteht.
    Luca und ich brausen mitten hindurch.
     
    Die Meerhexe steht noch immer an der gleichen Stelle auf dem Meeresgrund. „Das hat aber gedauert, Milo, mein Freundchen“, begrüßt sie mich. „Hoffentlich ist es noch nicht zu spät für dein süßes Schwesterlein. Es war wirklich sehr dumm von mir, dass ich diesen Fluch nur für hundert und ein Jahr ausgestoßen habe. Ohne diese Zeitbegrenzung wäre alles so viel einfacher gewesen.“
    „Alles so viel einfacher, einfacher, einfachchchch….“, macht die Kröte, da schnellt eine Hand aus dem linken Nasenloch der Hexe hervor und stopft der Kröte eine Seegurke ins Maul. „Umpf, umpf umpf“, macht die Kröte und spuckt die Gurke wieder aus.
    „Aber zum Glück bekomme ich eine zweite Chance“, fährt die Hexe fort und ihre Stimme nimmt einen süßlichen Klang an. „Denn du hast mir das hübsche kleine Prinzchen gebracht, Milo, mein Liebling. Und jetzt machen wir alles noch einmal.“ Sie hat das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, da bildet sich bereits eine dicke Blase an ihren Lippen. Blitzschnell schwillt sie auf die Größe eines Wasserballs an und löst sich vom Mund der Hexe. Die greift mit ihren schwieligen Händen danach, macht einen Schritt auf mich zu und versucht, die Blase über Lucas Kopf zu stülpen.

    Doch zum Glück bin ich schneller als sie.
    Mit einem einzigen Flossenschlag
    wusche ich zur Seite.
    Die Hexe stolpert.
    Die Kröte rutscht von ihrem Kopf herunter.
    Sie schlägt einen doppelten Salto
    und landet auf einem Felsbrocken
    am Meeresboden.
     
    Der Felsbrocken ist nicht größer als ein Delfinbaby und hat viele schmale Ritzen, durch die ein goldgelbes Licht schimmert. Mein Herz macht einen Satz. Das ist doch genau derselbe Felsbrocken, den ich in der Blase gesehen habe, die die Quallen mir gezeigt haben!
    „Jetzt weiß ich’s wieder“, raunt Luca mir aufgeregt ins Ohr. „Das Licht entströmt einem wertvollen Edelstein, der an meiner Krone befestigt ist.“

    „An deiner Krone?“, frage ich ungläubig. Allmählich habe ich das Gefühl, es nur noch mit Größenwahnsinnigen zu tun zu haben: Eine Hexe, die alles, was ihr gefällt, in bunte Luftblasen sperrt, und ein Menschenjunge, der angeblich eine Krone trägt und womöglich aus einem verborgenen Königreich stammt?
    Bevor ich Luca genauer befragen kann, hat er sich bereits von meiner Rückenflosse gelöst und schwimmt nun mit langen Zügen auf den Felsbrocken zu. Und dabei geschieht das Unfassliche: Seine Beine wachsen allmählich zusammen und sind plötzlich mit einer schillernden Fischhaut überzogen, und anstelle seiner Füße besitzt Luca nun eine ganz ähnliche Schwanzflosse wie ich. Während ich ihn anstarre, als ob er eine Seekuh mit drei Eutern wäre, scheint er seine Verwandlung in einen Meerjungen ganz selbstverständlich hinzunehmen.
     
    „Halte du die Hexe in Schach!“,
    ruft Luca mir zu.
    „Pass auf, dass sie den Fluch nicht
    noch einmal aussprechen kann!
    Sonst sind wir alle verloren.“

Die Rückkehr der Prinzen
    Völlig entgeistert starre ich Luca an. „Wie soll ich die Hexe denn in Schach halten?“, murmele ich. „Und vor allem: Wie soll ich sie daran hindern, den Fluch auszusprechen. Sie kann doch sagen, was sie will.“
    „Nicht, wenn du ihr das Maul … äh, den Mund ähm  … vollstopfst!“, raunen mir die Fische aus dem Todesriff zu.
    Ich bin nicht sicher, ob ich wache oder träume. Haben diese kleinen schwarzen Giftdinger tatsächlich mit mir gesprochen? Unsicher sehe ich zu Luca hinüber, der sich auf dem Felsbrocken niedergelassen hat. Er sitzt einfach da und guckt mich an. Ich wedele mit den Seitenflossen, was in diesem Fall bedeutet, dass ich total ratlos bin. Die Hexe steht ebenfalls einfach da und grinst vor sich hin. Sie scheint auf etwas zu warten. Unterdessen krabbelt die Kröte langsam über den Meeresboden auf sie zu.
     
    Plötzlich ertönt ein dunkles Grollen.
    Das Meerwasser
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