Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
immer. Aber es ist eine gute Show mit einem guten Konzept. Sensationelle Einschaltquoten.“
    Ich will schon fragen, was man ihm für diesen unkritischen Zugang zahlt, aber ich bremse mich gerade noch ein. Er soll seine Arbeit machen, wie er will, ich mache die meine.
    Helga Schuster hat ein kurzes TV-Interview gegeben und sieht jetzt auf die Uhr. Von welchem Sender ist das TV-Team? Üblicherweise feiert niemand gerne die Konkurrenz, also wird es wohl ein Win-Sat-Team sein. Ich gehe rasch zu ihr hinüber.
    „Mira Valensky vom ‚Magazin‘ – haben Sie ein paar Minuten für mich Zeit?“
    Sie sieht mir ins Gesicht. „Deswegen bin ich da.“
    „Ist wohl Vertragsbestandteil?“
    Sie nickt. „Sie haben es erraten.“
    „Warum machen Sie mit?“
    Sie muss in meinem Alter sein. Sie scheint das Gefühl zu haben, dass es mich wirklich interessiert. „Das frage ich mich inzwischen auch manchmal schon“, seufzt sie und lächelt dabei etwas. „Abenteuerlust? Neugier? Und wer kann das Geld nicht brauchen? 75.000 Euro habe ich in den Vorrunden gewonnen, wenn es in der nächsten Runde aus ist, kann ich damit leben.“
    „Ihre Mitkandidaten sehen das auch so entspannt?“
    „Alle wohl nicht.“
    „Haben Sie Klaus Liebig kennengelernt?“
    „Warum fragen Sie nach ihm?“ Das kommt überraschend scharf.
    „Er nimmt es nicht leicht, verloren zu haben.“
    „Er hatte nach der Sendung einen Zusammenbruch. Man musste den Arzt kommen lassen. Aber … das dürfen Sie nicht schreiben.“
    „Seltsam, auch Lena Sanders hat das immer wieder zu mir gesagt: ‚Das ist nicht für die Zeitung.‘ “
    „Es steht in unserem Vertrag. Stillschweigen über den Ablauf der Sendung und alles, was im Zusammenhang damit geschieht. So etwas ist inzwischen üblich, ich habe mich erkundigt.“
    „Und Sie spielen da mit?“
    „Ich habe unterschrieben. Und gewisse Loyalitätsverpflichtungen gibt es überall, es gibt nichts Besonderes zu verbergen, glauben Sie mir.“
    Susanne Kraus und Bert Seinitz werden gemeinsam fotografiert. Ein Journalist kommt auf die glorreiche Idee, dass sie dabei einander mit Häppchen füttern sollen. Es ist Seinitz, der das ablehnt. „Wo haben Sie so gut kochen gelernt?“, frage ich Susanne Kraus.
    Sie lächelt mich an. „Omas, Tanten, meine Mutter. Ich hab immer schon gerne gekocht. Es macht mir einfach Spaß. Deshalb mache ich auch mit.“
    „Und das Geld interessiert Sie nicht?“
    „Klar, wer kann so viel Geld nicht gebrauchen?“
    „Wie viele Lose haben Sie eigentlich gekauft, bis das richtige dabei war?“
    Sie sieht mich irritiert an. Auf diese Frage war sie nicht vorbereitet.
    „Drei“, sagt sie dann, und seltsamerweise klingt es wie eine Frage. Kann es sein, dass der Sender immer wieder am Losverkauf vorbei Kandidaten ins Programm schleust, die auch jedes Casting überstanden hätten?
    Bert Seinitz hat ihre Antwort gehört und schüttelt spöttisch den Kopf. Ich ziehe ihn zur Seite. „Sie glauben ihr nicht?“
    „Ich habe über 500 Lose gebraucht. Mehr will ich nicht sagen.“
    „Vielleicht hat sie einfach Glück gehabt.“
    „Glück hatte sie in den letzten Wochen wahrlich genug. Aber irgendwann einmal gilt, was einer kann.“
    „Bei der nächsten Sendung?“
    Sein Mund ist nur noch ein Strich. „Ich bin überzeugt davon.“
    Offenbar reicht es ihm nicht, seine Freunde zu bekochen und dafür gelobt zu werden. Einer, der um jeden Preis gewinnen will.
    Von hinten drängt sich ein schnurrbärtiger Hüne heran, umfasst Bert Seinitz mit dem rechten, Susanne Kraus mit dem linken Arm, drückt beide an sich, ich werde fast automatisch nach hinten bugsiert. Vor ihm steht ein Fotograf.
    „Ist das nicht schön?“, ruft er den Journalisten mit Inbrunst zu. „So viele Meisterköche und -köchinnen im Weinviertel! Ich kann euch gar nicht sagen, wie stolz ich darauf bin, den Sender in unser schönes Land geholt zu haben! Natürlich mit Hilfe unseres verehrten Landeshauptmannes. Und unserer Regierung.“ Jetzt zücken auch ein paar andere Fotografen ihre Kamera. Ich ducke mich, TV-Gernot zischt mir zu: „Das ist der Bürgermeister Josef Freund.“
    Das habe ich mir beinahe gedacht.

[    2.    ]
    Ich sitze in meiner abgeschirmten Ecke des Großraumbüros im „Magazin“ und brüte über der Win-Sat-Reportage. Irgendwie wird das nichts. Okay, es ist interessant, dass sich ein erfolgreicher Privatsender im Weinviertel ansiedelt. Und trotz der Warnungen des Chefredakteurs habe ich natürlich auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher