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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Eingang.“
    Hier sind weit weniger Menschen unterwegs. Ich gehe durch die offene Glastür und stehe in einem Foyer mit Marmorboden, ganz allein. An den Wänden Szenenfotos aus der Kochshow. Eines von Klaus Liebig ist nicht dabei. Dafür viele von Lena Sanders, sie sieht großartig aus, auf einem hält sie einen Lachs von gut einem halben Meter in die Höhe und strahlt dabei in die Kamera. Ich folge dem Wegweiser zu den Studios. Nichts ist versperrt, bei der Fête Blanche kann alles besichtigt werden, so ist es auf der Einladung gestanden. Ich gehe einen Gang entlang, über der letzten Tür eine Lampe. Jetzt ist sie ausgeschaltet. Während der Show ist das wohl das Rotlicht. Achtung, Aufnahme. Eintritt verboten oder so. Ich öffne die angelehnte Tür, stehe in den Kulissen. Was im Fernsehen riesengroß aussieht, ist in Wirklichkeit viel kleiner, steht deplaziert im Saal herum. Auf der einen Seite drei Sitzreihen fürs Studiopublikum. Im Fernsehen wirkt es, als gäbe es viel mehr Zuschauer. Plötzlich rasche Schritte hinter mir. Ich drehe mich erschrocken um.
    „Was machen Sie hier?“, fragt eine Frau scharf.
    „Ich dachte … man darf sich umsehen.“
    Weiß in Weiß stehen wir uns gegenüber.
    „Die nächste Führung ist in einer halben Stunde. Haben Sie es nicht gelesen?“
    „Hab ich nicht.“ Ich strecke ihr meinen Presseausweis hin. Ihr Gesicht entspannt sich nicht im Geringsten.
    „Und hier wird also um die Wette gekocht“, sage ich.
    „Sie können hier nicht allein herumgehen“, ist die Antwort.
    „Haben Sie Angst, ich könnte den Herd aufdrehen? Oder Salz mit Zucker vertauschen?“
    „Kommen Sie bitte mit.“
    Ich gehe trotzdem zur Küchenzeile, öffne eine der Laden. Es ist wie in einer privaten Küche auch: Messer, sorgsam nach Größe geordnet nebeneinander. Ich nehme eines heraus, prüfe es. Es ist stumpf. Dann erst sehe ich den panischen Blick der Führerin.
    „Ich bin kein durchgeknallter Fan, ich bin Journalistin“, versuche ich sie zu beruhigen und lege das Messer zurück, mache die Lade zu. Induktionsherde, das Feinste vom Feinen. An einem Ende der Küchenzeile der eine, am anderen Ende der andere. So, dass beide Kandidaten ihren eigenen Platz haben. Ob ich noch nachschauen kann, ob die Messer in der anderen Lade auch so stumpf sind?
    „Wenn Sie nicht gleich mitkommen, muss ich jemanden von der Security holen.“
    Was haben sie bei Win-Sat zu verbergen? Oder sind das nur grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen in einer Zeit, in der Sicherheit ach so wichtig ist?
    „Die Messer sind stumpf“, sage ich.
    „Sie werden vor jeder Show von unserem hauseigenen Küchenteam kontrolliert.“
    Ich gehe zur anderen Lade, nehme dort auch eines heraus. Die Win-Sat-Führerin greift zum Mobiltelefon. Das Messer ist ebenso stumpf. Was habe ich auch gedacht? Dass mit so simplen Methoden der eine oder die andere einen Vorteil bekommen soll? Den Sendungsverantwortlichen kann doch egal sein, wer gewinnt. Die wahren Sieger sind sie. Ich mache die Lade zu. „Ich bin schon da. Wann sagten Sie, gibt es die nächste Führung?“
    „In“ – sie sieht auf die Uhr – „20 Minuten. Aber für Journalisten gibt es eine Sonderführung. In einer Stunde. Ich lasse Sie zum Vip-Zelt bringen.“
    Das klingt wie: Ich lasse Sie abführen.
    Ein kurzes Telefonat, und schon werde ich von einem Jüngling abgeholt. Er ist klein und rundlich und ich würde ihm Schwarz wünschen. Wer hat ihn engagiert? Oder ist er ein ständiger Mitarbeiter? Der Sohn von einem der Bosse?
    Unter einem weißen Segel zwischen zwei Hallen eine Ansammlung von Menschen, ein Kamerateam, einige Fotografen. Ein Mann um die vierzig in einem zu engen weißen Jeansanzug (wo kriegt man so was wohl zu kaufen?) führt das große Wort, es scheint sich um eine Art improvisierte Pressekonferenz zu handeln. Warum hab ich davon nichts erfahren? Neben ihm, wie ausgestellt, einige Menschen. Wohl Kandidaten. Und die im weißen Dirndlkleid könnte Anna-Maria Bischof sein, Köchin, bekannt auch aus dem Werbefernsehen, ihr Lokal ist irgendwo in Tirol, Sterne und Hauben.
    „… in bewährter Manier“, höre ich den Win-Sat-Typen sagen, „bei uns entscheidet kein Casting, jeder hat die Chance, jeder, dessen Los gezogen wird. Wir wollen nicht vorsortieren, wir sind sicher, dass jeder eine Chance verdient, unsere Philosophie ist die eines demokratischen Senders. Wir sind nicht mehr als die Spielleiter.“
    Einige Journalisten haben Aufnahmegeräte dabei. Ein Mädchen von
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