Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
mitzunehmen.«
    »Zeigen Sie mir die offiziellen Dokumente, die Ihnen das Recht dazu einräumen«, forderte sie, »und ich werde sie freiwillig begleiten, vorausgesetzt, Sie gestatten mir, Kontakt zu meinem Anwalt aufzunehmen.«
    Ihr Anwalt war auf dem Mond, aber sie war überzeugt, Aleyd würde einen für sie auftreiben können. Bedauerlich, dass sie für solch einen Fall keinen Anwalt parat hatte. Sie hätte nie gedacht, dass sie irgendwann noch einmal sich selbst würde verteidigen müssen.
    Der Fall war abgeschlossen.
    »Wir brauchen keine offiziellen Dokumente«, entgegnete der Beschaffer.
    »Doch, die brauchen Sie.« Nun hörte sie selbst die Panik in ihrer Stimme. »Die Gyonnese gehören zur Allianz. Sie müssen die Gesetze der Allianz befolgen, genau wie wir alle.«
    »Hätten Sie die Gesetze der Allianz befolgt«, sagte der Beschaffer, »dann hätten Sie vor vierzehn Jahren nicht das wahre Kind aufgegeben. Menschen verstoßen ständig gegen diese Gesetze, nicht zuletzt mit ihren Verschwindediensten, die nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass sie Kriminelle heimlich verschwinden lassen und ihnen eine neue Identität verschaffen. Die Gyonnese haben sich überlegt, dass sie, solange Menschen so handeln, auch einen Beschaffer anheuern können.«
    Rhonda fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Sie rannte los, doch da packte der Mann hinter ihr ihre Arme.
    Sein Griff war so hart, dass er ihr die Tränen in die Augen trieb.
    »Sie kommen mit uns«, sagte der Beschaffer.
    »Lassen Sie mich mit meinem Anwalt sprechen.«
    »Hätten Sie einen, dann hätten Sie ihm inzwischen längst eine Nachricht über Ihre Links zukommen lassen.« Der Beschaffer war schlauer, als sie es sich gewünscht hätte. »Außerdem kann er Ihnen so oder so nicht helfen.«
    Endlich nahm ihr Gehirn wieder die Arbeit auf. »Entführung ist ein schweres Verbrechen in menschlichen Gesellschaften.«
    »Wir nehmen Sie nur zur Befragung mit«, entgegnete der Beschaffer.
    »Gegen meinen Willen«, gab Rhonda zurück.
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    »Was haben Sie mit Talia gemacht?«
    »Nichts«, sagte er.
    »Aber Sie haben gesagt …«
    »Ich sagte, wir haben die Kennzeichnung gefunden.«
    »Wie?« Rhondas Stimme brach. Sie durften Talia nichts tun. Sie hatte voll und ganz darauf gesetzt, dass die Gyonnese die Gesetze befolgen würden, aber das taten sie nicht. Und wenn sie es nicht taten, dann mochte Talia bereits tot sein.
    »Nur eine kleine Berührung am Hinterkopf. Sie wird bald wieder aufwachen«, sagte der Beschaffer. »Und dann wird sie Sie vermissen und die Behörden einschalten, und jemand wird die Botschaft finden, die wir an Ihrer Tür angebracht haben, und dann werden alle wissen, dass Sie eine Massenmörderin sind, der es bisher gelungen ist, sich der Gerechtigkeit zu entziehen.«
    Der Mann, der sie festhielt, schüttelte sie. »Aber das ist jetzt vorbei.« Er sprach mit einem derben Akzent, einem Akzent, den sie noch nie zuvor gehört hatte.
    »In diesem Punkt gilt das Recht der Gyonnese«, sagte sie.
    »Der Vorfall geschah im Einflussbereich der Allianz, und die Gesetze der Gyonnese …«
    »Die Gyonnese haben wahre Gesetze und falsche Gesetze«, erklärte der Beschaffer. »Wie es scheint, nutzen sie mehr als nur ein System zu ihrem Vorteil. Und wenn sie es auch vorziehen, dem bekannten Universum nur ihre wahren Gesetze zu präsentieren, müssen sie doch bisweilen auf ihre falschen Gesetze zurückgreifen.«
    »Beispielsweise jetzt«, sagte der andere Mann dicht an ihrem Kopf.
    »Aber Talia«, klagte Rhonda.
    »Um die müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen«, entgegnete der Beschaffer. »Jetzt ist es an der Zeit, dass Sie sich ein paar Sorgen um sich selbst machen.«

 
2
     
    T alia Shindo erwachte in tiefer Dunkelheit. Ihr Kopf schmerzte, und ihr Mund fühlte sich an, als hätte jemand trockene Kräuter hineingestopft. Der Geschmack war ihr fremd, aber er war bitter genug, geradezu schmerzhaft zu wirken.
    Sie lag zusammengerollt an einem engen Ort. Einem heißen Ort. Als sie die Hand ausstreckte, ertastete sie Wände zu allen Seiten, nur dass sich eine der Wände ein wenig bewegte.
    Also eine Tür; keine Wand. Sie griff weiter nach oben, und ihre Hände berührten ein Gewebe. Dann trat sie mit den Beinen aus und hörte, wie sich etwas über den Boden bewegte. Sie tastete danach und fand Schuhe.
    Ein Garderobenschrank. Sie war in einem Garderobenschrank, und nach der Art des Stoffs über ihr zu schließen, war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher