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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Panik. Aber es war schwer, nicht in Panik zu geraten, wenn die Luft zum Atmen knapp wurde.
    Er schob ihr die Finger in den Mund und ließ ihren Hals wieder los. Sie keuchte unwillkürlich, und etwas glitt über ihre Kehle. Etwas, das bitter war, so bitter, dass es schon wehtat.
    Sie hatte gehustet, hatte versucht, es wieder hinauszubekommen, hatte wieder gehustet, gewürgt, und dann war es schwarz um sie geworden.
    Aber vielleicht wollte sie sich auch nur nicht erinnern. Das bohrende Gefühl war noch immer da. Sie könnte sich erinnern, wenn sie wollte, aber ihr gefiel nicht, was sie gesagt hatte, was die Männer getan hatten, was sie erfahren hatte.
    »Haus«, sagte sie, »spiel die Aufzeichnung weiter ab.«
    Sie hatte gehofft, sich mit der Aufzeichnung ein wenig ablenken zu können, aber statt dessen hörte sie die Stimme ihrer Mom, die panisch klang, die über Talia sprach, als wollte sie sie fortgeben. Und dann sprach der Mann über die Sechs und sagte, sie sei ein falsches Kind.
    Ihre Mom stritt es nicht einmal ab. Sie stritt gar nichts ab. Außer, dass sie etwas bei Aleyd entwickelt hätte. Sie nannten sie sogar eine Massenmörderin, und Mom sagte nur, das sei vor Gericht beigelegt worden, als wäre sie tatsächlich eine Massenmörderin.
    Was völlig unmöglich war. Nicht ihre Mom. Ihre Mom hatte ihr von allen möglichen Dingen erzählt, sie hatte ihr erklärt, dass man nett zu den Leuten sein musste, dass man aufpassen musste, was man tat, weil es stets auf einen selbst zurückgeworfen wurde, und dass man ein guter Mensch sein sollte, weil böse Menschen am Ende bestraft werden würden.
    Talias Kopf schmerzte, und sie drohte, in Tränen auszubrechen. Dieser kleine Mann – der Beschaffer – hatte ihre Mom mitgenommen (er und der große Kerl, der Kahlkopf, der sie bedroht hatte).
    Mom hatte gesagt, es bestünde die Möglichkeit, dass sie gehen musste, dass jemand käme, um sie zu holen, aber das alles beruhe auf einem Irrtum. Mom hatte gesagt, sie wäre vielleicht einmal ein paar Tage fort, und sollte so etwas passieren, dann müsse sie, Talia, einen Anwalt rufen.
    Aber hier ging es nicht um einen Irrtum. Es ging um Mord und um falsche Kinder.
    Falsche Kinder.
    Wie Talia, die gemacht wurde.
    Sie wischte sich über das Gesicht. Menschliche Kinder wurden nicht gemacht. Sie wurden geboren.
    Ihre Mom hatte nie über Talias Geburt gesprochen, ganz gleich, wie oft Talia sie danach gefragt hatte. Andere Kinder sahen Hologramme von ihrer Geburt, hörten Geschichten darüber oder hatten Bilder von der Zeit, in der sie noch im Bauch gewesen waren.
    Talia nicht.
    Ihre Mom sagte: Talia ist mein wahres Kind. Und der komische kleine Mann stimmte zu. Theoretisch, sagte er.
    Und er sagte auch: Die Gyonnese wollen das Original. Das wahre Kind.
    Talia war nicht das Original. Talia war zu jung. Sie war ein falsches Kind.
    Bei Menschen gab es nur eine Art von falschen Kindern. Die Art, die nicht geboren wurde. Die Art, die gemacht wurde.
    In einem Labor.
    Klone.
    Talia schüttelte den Kopf. Sie konnte kein Klon sein.
    Oder doch?
    Die Gyonnese wollen das Original.
    Das Original.
    Nicht das falsche Kind.
    Nicht den Klon.

 
3
     
    M iles Flint saß an einem Schreibtisch, den er in das Cockpit seiner Raumjacht, der Emmeline eingebaut hatte. Der Schreibtisch war gleich hinter der Tür, weit weg von den übrigen Systemen. Er hatte ihn in den letzten paar Tagen eigenhändig erbauen müssen, um anschließend aus allerlei Einzelteilen ein neues Computersystem zusammenzustellen.
    Der Computer war mit nichts verlinkt. Es war ein absolut autarkes System, eines, das mit altmodischen Formen des Backups arbeitete. Er musste tatsächlich den jeweiligen Fingerknöchel in eine spezielle Schnittstelle des Geräts einführen, um Informationen auf einen Chip herunterzuladen.
    Er war so vorsichtig wie nur möglich. Die Emmeline schlängelte sich gleich außerhalb des Mondraums durch das All. Er hatte das Schiff darauf programmiert, auf einem Zufallskurs um den Mond zu kreisen und sich dabei vom Mondraum und von anderen Schiffen fernzuhalten.
    Trotzdem ließ er die Außensensoren ständig aktiviert, und das Cockpit selbst war mit einem Datenschutzschirm ausgestattet. Eine Handvoll Leute wusste, was er besaß, und der eine oder andere mochte den Wunsch hegen, es zu zerstören.
    Das Schiff lief im Automatikbetrieb, auch wenn er sämtliche Monitore aktiviert hatte und sich von dem Schiff jede Kursänderung und jedes mögliche Sicherheitsproblem verbal
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