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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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mitteilen ließ. Er wusste, wie sehr er sich in der Arbeit verlieren konnte, und er wollte auf dem Laufenden bleiben.
    Was er auf diesem speziellen Computer hatte, waren Akten und Dateien, die Jahrzehnte zurückreichten. Die Dateien waren das Erbe seiner ehemaligen Mentorin Paloma und stammten aus einer Zeit, in der sie selbst noch keine Lokalisierungsspezialistin gewesen war.
    Sie war gerade vor zwei Wochen gestorben, und er versuchte immer noch, mit all den Lügen zurechtzukommen, die sie ihm erzählt hatte. Als sie ihn zum Lokalisierungsspezialisten ausgebildet hatte – eine seiner Bedingungen, als er ihr Geschäft aufgekauft hatte –, hatte sie ihm Regeln mit auf den Weg gegeben, die er zu befolgen hatte. Regeln, die auf einem ethischen Verhaltenskodex basierten – einem, dem sie, wie sich nun herausgestellt hatte, nie gefolgt war.
    Mit anderen Worten, Paloma hatte ihn gelehrt, ein Lokalisierungsspezialist zu sein, zu dem sie aufblicken konnte, nicht aber einer wie sie selbst, die sie kaum mehr als eine überbewertete Kopfgeldjägerin gewesen war. Betrachtete er die Dinge objektiv (was ihm immer noch schwerfiel, nachdem er so lange Zeit so sehr zu Paloma aufgeblickt hatte), so hatten neunzig Prozent der Fälle, die sie als Lokalisierungsspezialistin übernommen hatte, sie förmlich gezwungen, wie ein Kopfgeldjäger zu handeln.
    Oder sie hatte sich von sich aus dazu entschlossen, als Kopfgeldjägerin zu fungieren. Kopfjagd war einfacher als Lokalisierung.
    Er stand auf und ging in die kleine Kombüse außerhalb des Cockpits. Dort schenkte er sich dampfend heißes Wasser ein und machte sich einen Tee mit importiertem Darjeeling von der Erde.
    Obwohl er reich geworden war, gab er sich nur wenigen Genüssen hin, aber Nahrung und Getränke gehörten zweifellos dazu. Die meisten Speisen auf dem Mond waren in irgendeiner Form bearbeitet oder synthetisiert, dazu angetan, so zu schmecken wie das Original und vollgestopft mit synthetischen Nährstoffen, die angeblich den gleichen Zweck erfüllten wie natürliche Nährstoffe.
    Aber die Nahrungsmittel, die in den Growing Pits außerhalb der Armstrongkuppel gezüchtet wurden, schmeckten besser als das synthetische Zeug, und Nahrungsmittel, die von der Erde importiert wurden, schmeckten – soweit zwischen Ernte und Zubereitung nicht mehr als zwei Tage vergingen – noch besser.
    Obwohl er das Geld in diesem Punkt mit vollen Händen ausgab, hatte er festgestellt, dass er beinahe zehn PfundGewicht verloren hatte – er musste, so nahm er an, weniger essen, um auf den gleichen Nährwert zu kommen.
    Aber vielleicht ging es ihm auch nur darum, seine kostspieligen neuen Gewohnheiten vor sich selbst zu rechtfertigen. Er war Luxus nach wie vor nicht gewohnt – für ihn war dergleichen in erster Linie nutzlose Bequemlichkeit. Ein Teil von ihm hatte das Gefühl, alles müsse einen Zweck haben, ehe er sein Geld dafür hinauswarf, was auch der Grund war, dass die Emmeline eine Spitzenjacht war, er aber noch immer in der Wohnung lebte, in der er schon gehaust hatte, als er vor all diesen Jahren bei der Polizei von Armstrong angefangen hatte.
    Er trug seinen Tee in den Spielsalon, den er nur selten aufsuchte, und blickte zu einer der Sichtluken hinaus. Die Erde war vage am Rande zu erkennen, ihre blau-weiße Anmut nur eine Ahnung auf einer Seite des kreisrunden Fensters.
    Ein paarmal war er auf der Erde gewesen, und wenn er auch die Speisen schätzte, fühlte er sich dort doch fehl am Platz. Seit er den Polizeidienst quittiert hatte, war er noch mehr zum Einzelgänger geworden als zuvor, und die Erde war für ihn schlicht zu voll, zu bunt gemischt. Er zog das Vertraute vor, und manchmal zog er schlicht die Einsamkeit vor.
    Was der Grund dafür war, dass diese Reise auf der Emmeline notwendig war.
    Als Paloma gestorben war, hatte sie ihm eine holographische Botschaft hinterlassen, die einige – nicht alle – der Lügen aufklärte, die sie ihm erzählt hatte. Außerdem hatte sie ihm erklärt, er habe all ihren Besitz geerbt. Und wenngleich er das Geld nicht brauchte, hatte er doch schließlich herausgefunden, warum sie ihm die Hinterlassenschaften ihres Lebens anvertraut hatte.
    Sie hatte geheime Dateien, die bis zu ihrer Anfangszeit in Armstrong zurückreichten, und sie wollte, dass er diese Dateien und die enthaltenen Informationen bekam.
    Er hatte sie überflogen, und der Inhalt hatte ihn schockiert. Außerdem hatte er erkannt, dass diese Dateien mehr Geheimnisse enthielten, als er
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