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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Repräsentanten der Disty-Gemeinde von Armstrong an Bürgermeister Soseki gewandt, weil sie wegen DeRicci besorgt waren. Soseki hatte ihnen versichert, DeRicci habe nichts mit dieser Krise zu tun und alles sei unter Kontrolle.
    Trotzdem gefiel DeRicci nicht, wie der Hase lief.
    »Also, ich setze mich mit dieser Frau zusammen, und dann fragt sie, mit welcher Befugnis ich sämtliche Häfen des Mondes geschlossen habe. Und wie antworte ich darauf?«
    Die Generalgouverneurin zog die Stirn kraus. »Das Thema könnte zur Sprache kommen.«
    »Ach!« DeRicci weigerte sich, auf einem der durchsichtigen Stühle Platz zu nehmen, die sich über den Raum verteilten.
    Das war ihr Schreibtisch, ihr Stuhl und ihr Büro. Sie musste sich hier nicht wie eine Untergebene verhalten.
    »Ich finde«, sagte die Generalgouverneurin, »Sie sollten Ms. Bowles sagen, jemand habe handeln müssen, um Leben zu retten, und dieser Jemand seien Sie gewesen.«
    »›Auf Kosten so vieler Disty-Leben?‹«, äffte DeRicci Bowles nach. »Ich halte das für eine geradezu idiotische Idee.«
    »Ja, das haben Sie bereits gesagt. Aber Sie werden sich an den Umgang mit den Medien gewöhnen müssen. Das gehört zu Ihrem Job.«
    DeRicci trat ans Fenster. Die Straßen füllten sich mit Disty, und viele von ihnen waren gekommen, um Beschwerden gegen sie, DeRicci, einzureichen.
    »Als Sie mich gefragt haben, ob ich diesen Posten übernehmen will, haben Sie mir gesagt, ich könnte selbst bestimmen, wie ich mit den Medien umgehe«, erinnerte DeRicci die Generalgouverneurin. »Pressemitteilungen, kontrollierte Pressekonferenzen, kurze Meetings. Sie haben nichts von Exklusivinterviews gesagt.«
    »Ich habe auch nicht so schnell mit einer Krise gerechnet«, erwiderte die Generalgouverneurin. »Und ich habe nicht mit einer derart schlechten öffentlichen Darstellung Ihrer Person gerechnet. Ist es wahr, dass Sie versucht haben, Hintertürchen zu finden, wenn es um die Durchsetzung von Disty-Gesetzen ging, damals, Sie wissen schon, als Sie noch im Polizeidienst waren?«
    DeRicci drehte sich nicht um. Sie ballte nur die Fäuste, zwang sich, mehrere Male tief durchzuatmen, und sagte dann so ruhig sie konnte: »Jeder Officer erlebt Augenblicke der Desillusionierung, wenn er es mit den Gesetzen der Außerirdischen zu tun bekommt. Polizisten müssen furchtbare Dinge tun – beispielsweise kleine Jungen herausgeben, wohl wissend, dass man ihnen die Zunge herausschneiden und ihnen für den Rest ihres Lebens eine Heilbehandlung verwehren wird. Ja, damit hatte ich Probleme. Zeigen Sie mir jemanden, der die nicht gehabt hätte!«
    Die Generalgouverneurin seufzte. »Also ist die Geschichte wahr.«
    »Das ist das hässliche Gesicht bei der Durchsetzung von Recht und Ordnung. Und?« Nun drehte sich DeRicci doch um.
    Die Generalgouverneurin studierte ihre Hände. »Haben Sie den Disty die Landung verwehrt, weil Sie sie hassen?«
    »Das haben Sie mich bereits gefragt, und ich habe nein gesagt! Und nein gemeint! Ich habe den Disty-Schiffen die Landung verwehrt, weil wir kurz davor standen, überrannt zu werden. Sie haben von den Ritualen gehört, und Sie haben gesehen, was in Wells passiert ist. Sie kannten die Risiken. Wie können Sie mir diese Frage jetzt noch einmal stellen?«
    »Weil«, sagte die Generalgouverneurin und hob den Kopf, »dieser Punkt Sie während Ihrer ganzen weiteren politischen Laufbahn verfolgen wird.«
    »Ich habe die beste Entscheidung für den Mond getroffen«, entgegnete DeRicci. »Ich habe die Hafenstädte gerettet. Sie wissen das.«
    »Ich weiß das«, stimmte die Generalgouverneurin zu. »Aber bei Ihrer Vorgeschichte wird sich das bedauerlicherweise ganz anders anhören, wenn die Medien die Sache aufgreifen.«
    »Meine Vorgeschichte?« DeRicci sprach nun lauter. »Ich habe Armstrong vor einem mörderischen Virus bewahrt. Ich habe hart für diese Stadt und diese Welt gearbeitet. Ich war ein guter Cop und ein noch besserer Detective, und ich habe unvorbereitet bedeutende Entscheidungen treffen müssen. Sie hätten Angst davor gehabt, die Häfen zu schließen. Ich habe es einfach getan.«
    Die letzten Worte hätte sie sich vermutlich sparen sollen. Sie spürte die Hitze in ihren Wangen, aber sie nahm die Äußerung nicht zurück.
    Die beiden Frauen sahen einander direkt in die Augen. Die dunklen Augen der Generalgouverneurin wirkten leer, beinahe als hätte sie sie mit einer Beschichtung versehen, die alle Emotionen verbergen sollte.
    »Sie haben Recht, Noelle,
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