Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition)
Autoren: Paolo Roversi
Vom Netzwerk:
unliebsamen Überraschungen vorzubeugen, zum Hauptbahnhof fahren, von dort nimmt er ein anderes Taxi zum Dom, dann ein drittes, mit dem er zu der Wohnung fährt, wo die anderen auf ihn warten.
    7
    Es gibt Tage im Leben eines Polizisten, da scheint alles schiefzulaufen und das Recht immer nur auf Seiten dessen zu sein, der sich einen Strumpf über den Kopf zieht und seinem Nächsten mit der Knarre ins Gesicht zielt.
    Santi hat für Carla Blumen gekauft, doch die welken im Delirium der letzten Stunden auf dem Schreibtisch vor sich hin, bis spät in der Nacht. Mitten im Liebestaumel des Valentinstages passieren drei Überfälle in drei verschiedenen Stadtvierteln: auf einen Juwelier an der Porta Romana, auf eine Postfiliale an der Piazzale Dateo und auf einen Supermarkt in der Via Monte Rosa, wo die Banditen sich beim Eintreffen der Polizei ein Feuergefecht mit den Einsatzkräften liefern. Letzteres schockiert den Commissario, der sich beim besten Willen nicht daran erinnern kann, etwas Ähnliches vor fünf Jahren zu Zeiten der Cavalieri-Bande erlebt zu haben. Unverzüglich lässt er sich von Pugliesi an den Tatort bringen; dort nimmt sie ein Kollege in Empfang.
    »Es ist reiner Zufall, dass es keine Toten gab«, sagt er.
    »Irgendjemand verletzt?«, fragt Antonio und schaut sich um.
    »Einer der Fahrer, der von einem Splitter getroffen wurde. Aber nichts Schlimmes.«
    »Das ging mal wieder haarscharf am Blutbad vorbei«, seufzt Santi und betrachtet die zerstörte Fensterfront des Esselunga-Marktes. »Wir müssen unbedingt so schnell wie möglich die Namen der Bandenmitglieder herausfinden.«
    »Das kann jeder gewesen sein. Die Räuberbanden in der Stadt sprießen gerade wie Pilze aus dem Boden.«
    »Sie haben aber Mailändisch gesprochen«, mischt sich einer der Mondialpol-Leute ein. »Und hatten Erfahrung.«
    Santo tritt mit Pugliesi ein paar Schritte zur Seite.
    »Es sind die von den Supermärkten. Fünf Leute, viele Waffen, dicke Autos, gut organisiert, charismatischer Anführer, selbst die Täterbeschreibungen stimmen überein. Nur dass sie dieses Mal die Taktik geändert haben; mit dem Überfall auf einen Geldtransporter wollten sie eine größere Beute erzielen.«
    »Was tun wir als Nächstes?«
    »Wir gehen zur Gegenoffensive über.«
    »Wie das?«
    »Indem wir ein paar Leuten Feuer unterm Hintern machen.«
    »Informanten?«
    »Genau, und ich kenne jemanden, der uns dabei helfen kann.«
    Als er die Stimme seines Nachfolgers am Telefon hört, wird es Nicolosi fast ein wenig warm ums Herz; was er sich natürlich nicht anmerken lässt.
    »In was für einem Schlammassel steckst du?«, fragt er.
    »Nichts weiter«, lügt Santi, »ich wollte nur mal hören, wie es dir so geht, an deinem See da.«
    »Hör auf, Antonio. Du hast seit sechs Monaten nichts von dir hören lassen. Und wenn du mich um elf Uhr morgens anrufst, heißt das, dass du etwas brauchst. Schieß los.«
    »Du hast recht«, muss Santi zugeben. Und berichtet von dem Raubüberfall am Morgen, von den samstäglichen Supermarktüberfällen, von der Botschaft auf dem Zettel …
    »Komm auf den Punkt, Commissario.«
    »Ich brauche deine Informanten.«
    »Du weißt genau, dass das nicht geht.«
    »Dann habe ich mich falsch ausgedrückt«, korrigiert sich Antonio und wählt seine Worte mit Bedacht. »Ich hätte gerne, dass du dich bei deinen Informanten ein wenig umhörst.«
    »Das klingt schon besser.«
    »Gut.«
    »Ich melde mich bei dir.«
    »Danke.«
    »Wie geht’s der Kleinen?«, fragt Nicolosi noch, bevor er auflegt. Mit verändertem Tonfall, weniger rau.
    »Sehr gut. Und es wäre an der Zeit, dass du uns mal besuchen kommst, weißt du?«
    Der andere lässt sich ein paar vage Versprechungen entlocken, dann legt er auf.
    »Und was machen wir?«, fragt Pugliesi, der das Gespräch mitgehört hat.
    »Wir machen uns an die Arbeit, was sonst? Ab jetzt trägst du keine Uniform mehr, sondern gehst in Zivil. Du machst mir den Spürhund in der Unterwelt; du ziehst durch die Osterien und trani von Ticinese. Du besuchst die Bars auf der Piazza Tirana, in der Barona und der Comasina.«
    »Und wenn mich jemand erkennt?«, wagt der Angesprochene einen schwachen Einwand.
    »Mit einem Ganovengesicht wie deinem brauchst du dir keine Sorgen zu machen; dir passiert schon nichts.«
    Als er den Polizeibeamten mit dem täglichen Stapel Zeitungen hereinkommen sieht, verkneift er sich weitere Witze zu dem Thema. In der Nachmittagsausgabe von ›La Notte‹ lässt es sich Basile
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher