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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition)
Autoren: Paolo Roversi
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nicht nehmen, die ganz große Trommel zu rühren. Er ist in Bestform: Mit Hilfe seiner bekannten blühenden Phantasie tauft er die Supermarktdiebe auf den schönen Namen ›Die Valentinsbande‹.
    Auch die Schlagzeile klingt überschwänglich: Mailand wird Chicago. Schusswechsel zwischen Gangstern und Polizei . Im Untertitel wird er dann ätzender und anklagender:
    In einem guten Monat haben diverse Räubergangs ihre Geschäftseinkünfte auf dreihundertsiebzig Millionen Lire hochgeschraubt, während Polizei und Carabinieri darüber klagen, dass ihnen aufgrund der langsamen Mühlen von Bürokratie und neuem Strafgesetz die Hände gebunden sind. Doch wohin soll uns das führen?
    8
    Die Tür springt fast aus den Angeln, so heftig stößt Vandelli sie auf. Die Komplizen, die sich von der Polizei überrascht glauben, empfangen ihn mit den Waffen im Anschlag.
    »Runter damit«, befiehlt er und wirft sich auf das durchgesessene Sofa der Wohnung in einem Außenbezirk, die ihnen als logistischer Rückzugsort dient. »Und dann erklärt mir gefälligst, was da heute los war, ich kapier das einfach nicht.«
    Auf dem Holztisch liegt das erbeutete Geld. Die zwei Comasina-Jungs zählen gerade gemeinsam durch und notieren sich Zahlen auf einem Zettel. Gandula und Pinto sehen ihnen müde zu.
    »Wir rechnen gerade noch einmal«, erklärt Romolino. »Es sind zweiundvierzig Millionen.«
    »Nicht ganz die achthundert, mit denen wir gerechnet hatten …«, rutscht es Pinto heraus.
    Vandelli sieht ihn böse an, sagt aber nichts.
    »Scheiße noch mal, wo war denn das ganze Geld?«, stößt Pietra aus.
    »Warte, warte! Da geht’s um uns«, fällt ihm Gandula ins Wort, der das Radio eingeschaltet hat.
    »Fünf bis an die Zähne bewaffnete Räuber haben heute Morgen gegen neun Uhr dreißig einen Geldtransporter überfallen, der gerade mit dem Einsammeln der Wochenendeinnahmen der Supermarktkette Esselunga begann. Bei der Filiale in der Via Vigliani hatten die Beamten der Sicherheitsfirma Mondialpol dreiundzwanzig Millionen mitgenommen, während die Tageseinkünfte in der Via Monte Rosa bei um die dreißig Millionen lagen. Anschließend flohen die Verbrecher mit der Beute von dreiundfünfzig Millionen. Ein Blutbad konnte verhindert werden dank des schnellen Eingreifens der Polizei, die die Räuber in die Flucht schlug …«
    »Ausmachen«, befiehlt Roberto.
    »Der ganze Aufriss für dreiundfünfzig Millionen, könnt ihr euch das vorstellen?«, stöhnt Gandula.
    »Diese Trottel haben die Runde von hinten angefangen«, erklärt Pinto, der endlich weiß, was schiefgelaufen ist, »anstatt in der Via Monte Rosa aufzuhören, haben sie dort angefangen. Das haben sie im gesamten Beobachtungszeitraum kein einziges Mal gemacht.«
    »Wie auch immer, das hier sind zweiundvierzig Millionen«, unterbricht Romolino sie. »Wo sind die restlichen elf?«
    Alle schauen Vandelli an und gleich wieder weg. Sie wissen, dass er fähig ist, einem wegen eines falschen Blicks eine Kugel durch den Kopf zu jagen.
    Roberto reagiert nicht, ihn beschleicht gerade der fürchterliche Verdacht, dass die schönen dané noch bei den Sachen liegen, die er in der Via Ciardi weggeworfen hat. Und angesichts der mageren Ernte würde es ihm wirklich leidtun, sie auf diese Art zu verplempern, verdammt leid. Ganz abgesehen davon, dass er überhaupt keine Lust hat, dass die anderen denken, er habe einen Teil der Beute verloren oder, schlimmer noch, selbst eingesackt, um ihn nicht zu teilen.
    Er steht auf und verkündet: »Ich hole Nina, ziehe mich um und fahre noch mal vorbei, um nachzuschauen. Ihr wartet hier.«
    Die anderen sehen ihn verständnislos an, haben aber keine Einwände. Ihr Anführer ist ohnehin schon verschwunden.
    Zehn Minuten später steht Vandelli in seiner Wohnung.
    »Zieh dich an«, befiehlt er.
    Nina betrachtet verblüfft, wie er sich umzieht.
    »Was ist passiert?«
    »Mach dich fertig, wir müssen los. Ich erklär es dir später.«
    Der Mann schlüpft in einen seiner Maßanzüge, während die Blondine sich aufmotzt, als käme sie direkt vom Catwalk mit einem hellen Pelz, der ihre noch frühe Schwangerschaft verbirgt, und einem superkurzen Mini mit schwarzen Stiefeln.
    »Wo bringst du mich hin?«, fragt sie, während sie in ein Taxi steigen.
    Er antwortet nicht. Sein Gesicht ist ernst, der Blick konzentriert. Die junge Frau begreift, dass sie besser nicht weiterfragt.
    Der gelbe Wagen hält in der Via Ciardi. Vandelli reicht dem Taxifahrer einen Geldschein.
    »Warten
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