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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition)
Autoren: Paolo Roversi
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gratulieren«, sagt der Bandit lachend.
    Es handelt sich um die Botschaft, die in dem Tresor gefunden wurde und auf dem er dazu eingeladen wird, sich die Kugeln sonst wohin zu stecken.
    Antonio schafft es, seine aufsteigende Wut zu unterdrücken. Scheinbar ungerührt setzt er seine Überlegungen fort.
    »Der Pförtner hat uns den Mann als eleganten Typen im maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug beschrieben, à la Clyde sozusagen, mit etwas längeren Haaren. So einer wie du, kurz gesagt. Du trägst doch gerne elegantes Zeug, oder? Das Mädchen hingegen muss um die zwanzig sein, groß, blond und schlank wie ein Mannequin. Klingelt da was? Ich würde sagen, genau wie Signorina Nina.«
    Da setzt sich Roberto plötzlich auf seinem Stuhl gerade hin. Hier hört der Spaß für ihn auf.
    »Hör mir zu, Bulle. Die Sache ist die: Du hast nichts gegen mich in der Hand. Dieser Portier kann jeden gesehen haben. Vor Gericht ist seine Aussage einen Dreck wert, das weißt du genau. Siehst du die hier?«, fragt er, während er seine goldene Rolex vom Handgelenk streift. »Sie gehört dir, wenn du es schaffst, mich zu überführen. Andernfalls hätte ich nichts gegen eine Entschuldigung.«
    Santi lächelt.
    »Ich glaube, da kann ich nur gewinnen.«
    »Richtig, und jetzt lass mich gehen.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Mit diesen Worten verlassen er und Pugliesi das Büro.
    »Was sollen wir tun?«, fragt der Sovrintendente. »Er hat recht, viel haben wir nicht gerade: Nicolosis Informanten haben noch nichts von sich hören lassen, und bei meinen Zivilrunden durch die Osterien ist auch nichts herausgekommen.«
    »Ich weiß. Fürs Erste behalten wir ihn und das Mädchen da, solange wir können.«
    »Wo gehst du hin?«
    »Noch einmal in die Wohnung, wir müssen etwas übersehen haben.«
    Draußen, vor der Questura, ist die Nacht eisig und der Himmel sternenklar. Santi fährt im Wagen durch die schlafende Stadt, in seinem Kopf nur einen einzigen Gedanken: Vandelli zu überführen.
    Als er die Traumwohnung erreicht, legt er gleich los. Er hat die richtigen Leute festgenommen, da ist er sich sicher, doch er braucht etwas Konkretes, um sie dabehalten zu können, und das kann er nur hier finden.
    Unterstützt von den zwei Beamten, die vor Ort auf ihn gewartet und schon ein paar Zimmer durchsucht haben, wühlt er in Schubladen, zieht das Bett ab, reißt sogar die Polsterung eines Sofas auf. Nichts. Dann nimmt er sich die Schränke vor, durchwühlt Mülleimer und Abfallkörbe. Als er auch dort nichts findet, lässt er sich entmutigt auf einen Küchenstuhl fallen. In diesem Moment klingelt das Telefon in der Wohnung. Beim dritten Läuten hebt Antonio den Hörer ab.
    »Commissario Santi«, meldet er sich.
    »Hier ist Pugliesi. Vandellis Anwalt ist gekommen. Er mischt den ganzen Laden auf, schreit herum, dass wir keine Beweise haben, um ihn festzuhalten. Was soll ich tun?«
    »Lass ihn laufen, hier ist nichts. Aber das Mädchen behältst du da: Bei ihr sind noch ein paar kleine Diebstähle anhängig, und wir müssen Zeit gewinnen.«
    Mit desillusionierter Miene legt der Commissario auf. Doch als er den Blick senkt, erwacht seine Aufmerksamkeit erneut.
    ›Was hat denn der Schirmständer in der Küche zu suchen?‹, fragt er sich.
    Er steht auf und untersucht ihn. Er nimmt zwei Regenschirme heraus und entdeckt etwas auf dem Boden des Ständers. Als er ihn umdreht, segeln Hunderte kleine Papierfetzen auf die Erde. Er sammelt sie auf und beginnt sie auf dem Küchentisch zusammenzusetzen.
    »Hier hat wohl jemand ein größeres Papier in tausend Stücke gerissen«, meint er, während die beiden Beamten herankommen.
    »Vielleicht damit niemand lesen kann, was darauf steht?«, sagt er mehr zu sich selbst als zu den Kollegen.
    Er folgt einer Ahnung. Geduldig sortiert er die Teile hin und her, unter den erstaunten Blicken der Anwesenden. Sie sagen keinen Ton; wenn der Commissario verrückt geworden ist, geht sie das nichts an. Die Sache wirkt absurd, nicht aber für Santi, der in den vielen Jahren bei der Polizei gelernt hat, nicht auf den äußeren Schein zu vertrauen. Stück für Stück setzt sich das Mosaik zusammen, und jedes Puzzleteilchen findet seinen Platz. Je weiter er kommt, umso klarer wird ihm, was sich hier vor seinen Augen bildet; eine Reihe von Zahlen, untereinander zu Säulen geordnet. Er betrachtet sie und lächelt dann.
    »Jetzt haben wir es«, ruft er am Ende.
    Die zwei Beamten sehen ihn neugierig an.
    »Seht her«, fordert er sie
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