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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition)
Autoren: Paolo Roversi
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Nächte, wie an diesem Spätsommernachmittag, als er am Strand in der Sonne lag. Nina war aus dem Wasser gekommen, sinnlich und ungestüm wie Ursula Andress im letzten James Bond , den sie vor einiger Zeit gemeinsam gesehen hatten.
    »Wäre es nicht schön, wenn es immer so bliebe, Roberto?«, hatte sie gefragt, sich neben ihn in den Sand gelegt und ihn auf die Lippen geküsst, die nach Salz schmeckten wie in dem Lied von Gino Paoli.
    Er hatte genickt und gleichzeitig gewusst, dass er sich etwas vormachte. In der Welt des Verbrechens reduziert sich alles auf wenige enthusiastische Wochen und lange Jahre im Bau. Auch das hatte der Molosser ihn gelehrt, wenngleich er das lieber nicht glauben wollte.
    5
    Die Überwachung mit der Stoppuhr in der Hand dauert etwa zehn Tage an. Vandelli persönlich folgt dem Geldtransporter mit den drei jungen Männern von Mondialpol, die in einem blauen Fiat 500 alle Esselunga-Märkte Mailands abklappern. Er wechselt sich tageweise mit Pinto ab.
    Die Stadt ist in drei Touren aufgeteilt, je nach Lage der Supermärkte, und Roberto entscheidet sich für die Tour durch das Zentrum.
    »Da gibt’s garantiert mehr zu holen«, erklärt er seinen Komplizen.
    Die Tour hat zwölf Supermärkte und endet immer in der Via Monte Rosa, Ecke Via Domenichino. Roberto meint irgendwo gelesen zu haben, dass dieser Ort vor vier Jahren schon einmal ausgeraubt wurde mit einer Beute von ein paar Zigmillionen. Er hält das für ein gutes Omen.
    Als alle Daten beisammen sind, sitzen sie um den Tisch herum: er, Pinto, Gandula und die zwei Comasina-Jungs.
    »Wir müssen drei Autos knacken: eins, um den Geldtransporter zu stoppen und dann dort stehen zu lassen, eins als Fluchtauto und eins zum Wechseln, um die Spuren zu verwischen.«
    Der Ablauf ist immer derselbe, wie sie ihn schon häufig erfolgreich erprobt haben: den Cinquecento rammen, Waffen raus, Safe auf, das Sümmchen schnappen und ab in den Wagen, der mit laufendem Motor auf sie wartet.
    »Ein Kinderspiel«, schließt Vandelli.
    Niemand hat Einwände.
    »Das wird wieder mal ein Coup à la Via Osoppo«, erklärt er am selben Abend Nina. Allein bei der Vorstellung ist er wie elektrisiert. »In dem Geldtransporter befindet sich ein Heidengeld, mindestens achthundert Millionen!«
    Sie sind im Wohnzimmer. Sie liegt auf dem großen Sofa und betrachtet ihn skeptisch.
    »Dann haben wir für lange Zeit ausgesorgt«, schwärmt der Gangster weiter, »wir könnten uns aus dem operativen Geschäft zurückziehen, wenn wir wollen.«
    »Das wäre auch wirklich Zeit, Roberto.«
    Er runzelt die Stirn.
    »Was meinst du damit?«
    Sie setzt sich auf, nimmt seine Hand und legt sie sich auf den Bauch.
    »Du bist …«, stottert er verwirrt.
    »Ja, ich bin schwanger.«
    6
    Am Valentinstag warten sie zu fünft vor dem Esselunga in der Via Monte Rosa; nicht um Geschenke für ihre Liebsten zu kaufen, dann hätten sie bestimmt keine weißen Kapuzen auf, mit denen sie wie diese Spinner vom Ku-Klux-Klan aussehen.
    Es ist ein klarer, sonniger Tag, und im weißen Alfa Romeo 1750, den sie in der Nacht gestohlen haben, ist es ziemlich stickig. Sie stehen in zweiter Reihe, neben den unter kahlen Bäumen geparkten Autos. Auf der anderen Straßenseite, Ecke Via Monte Leone, haben sie einen schwarzen, ebenfalls geklauten Alfa 2000 postiert. Mit laufendem Motor steht er bereit für die Flucht.
    »Da kommen sie«, sagt Vandelli. »Aufgepasst!«
    Der blaue Fiat 500 von Mondialpol hält vor dem Supermarkt.
    Den Gangstern klopft das Herz bis zum Hals, das Adrenalin steigt. Das Auto ist voll mit Gewehren, MP s und Pistolen. »Vertrauen ist gut, Vorbereitung besser«, lautete Vandellis Leitspruch, als er den anderen das Waffenarsenal demonstrierte.
    Sie atmen schneller.
    »Wir warten, bis sie mit den vollen Geldsäcken herauskommen.«
    Zwei scheinbar endlose Minuten vergehen. Sobald sie wieder ins Auto steigen, gibt Vandelli das Kommando.
    »Los!«
    Pinto drückt das Pedal durch und rast mit Vollgas in den Cinquecento hinein. Gandula und die Comasina-Jungs springen als Erste aus dem Alfa, die Waffen im Anschlag.
    »Alle raus, Hände hoch«, schreit Vandelli den dreien von Mondialpol zu, die viel zu überrascht sind, um sich zu wehren.
    »Rückt die Safeschlüssel raus, aber dalli!«
    Doch die Schlüssel sind nicht auffindbar. Durch den Aufprall sind sie irgendwohin gerutscht, vielleicht unter die Sitze.
    »Wie konntest du sie loslassen«, kreischt einer der Sicherheitsleute in Panik seinen Kollegen
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