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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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schon gar nicht mit so vielen. Die jungen Frauen gaben die Arbeit auf
sobald sie Nachwuchs bekamen. Und die älteren Kolleginnen waren alle
kinderlos. Einige meiner Jugendfreundinnen kamen irgendwann auch in die
Bundesrepublik. Sie wohnten ziemlich weit weg, aber zwei-, dreimal im Jahr
schafften wir es, uns zu treffen. Ich glaube, sie haben mich bemitleidet. Weil
ich rund um die Uhr geschuftet habe und sie als Hausfrauen und Mütter ein
leichteres Leben hatten. Ich fürchte, sie haben wenig verstanden. Genauso wenig
wie meine Söhne und Töchter. Sie alle sahen nur meinen Stress, zu Hause und in
der Bank. Meinen Beruf hielten sie für mein Pflichtprogramm. Sie dachten, dass
es dabei nur um das Finanzielle ginge-. Damit wir das Haus bezahlen konnten
und die Ausbildung der Kinder. Doch das ist ein Irrtum. Natürlich habe ich ohne
Ende gearbeitet, tagsüber im Beruf, abends im Haushalt. Und wir brauchten das
Geld. Wie oft war ich unendlich müde und kaputt. Mir hätte es auch besser
gefallen, nicht immer diese Berge vor mir zu sehen, die unerledigte Wäsche, den
Spül in der Küche, die Böden, die geputzt werden mussten... Ich bin schließlich
keine Masochistin. Schon die Kinder hätten mich ausgelastet, und mein Leben
wäre sicher entspannter gewesen, wenn ich nicht zusätzlich noch eine
Vierzig-Stunden-Woche gehabt hätte. Aber was mir kaum jemand glaubt - ich wollte
einfach arbeiten!
    So hatte
ich meine Familie, aber eben auch noch ein anderes Leben. Da war ich nicht
Ehefrau, nicht Mutter, sondern Kollegin. Ich bin so viel selbstbewusster durch
die Arbeit geworden. Und ich fühlte mich unabhängig! Sobald ich in die Bank
kam, war die Familie weit weg. Was ich tat, war interessant, und mir gefiel,
dass ich meine Sache beherrschte. Ich hab mich gefreut auf die kollegiale Atmosphäre
und es genossen, fast genau so viel Geld zu verdienen wie mein Mann.

Schon
meine Mutter sagte immer-. Je weniger man tut, desto fauler wird man. Ich
hatte keine Zeit, faul zu werden. Dreiundzwanzig Jahre habe ich in der Bank
gearbeitet und es nie bereut. Einfach war es nicht, aber gut so.
     
    Der Phantomschmerz
    Sie heißt
Monika. Monika träumte immer vom kleinen Glück, von Mann und Haus und Kind.
Beruflich hat sie erreicht, was sie wollte - sie arbeitet in einer Werbeagentur
in Hannover -, nur privat mochte es nie so recht klappen. Sie war einundvierzig
Jahre, als sich endlich alles zum Besten wendete. Sie traf Hans, und zehn
Wochen später war sie schwanger. Ob Hans ein Kind wollte? Sie hat nicht
gefragt, und er hat sich nicht um Verhütung gekümmert. Auch er hatte noch keine
Kinder.
    Hans war
damals dreiundfünfzig. Wegen Monika und der Schwangerschaft gab er seine
jahrzehntelange Beziehung zu Kathrin auf. Er wusste nicht, wie es sein würde
mit dem Kind, aber als es da war, nahm er Elternzeit und verliebte sich prompt
in seine kleine Tochter. Hans war ein später, aber glücklicher Vater. Nur mit
Monika lief es nicht gut. Die erste Krise kam kurz nach der Geburt des Kindes.
Zwei Jahre später trennte Hans sich von Monika und kehrte zu seiner alten
Freundin Kathrin zurück.
     
    Da steht
Monika mit ihrem zerstörten Traum von der Kleinfamilie. Hans hat sie
verlassen, das wird sie ihm nie verzeihen. Das Kind ist ihre Waffe. Wenn Hans
nicht spurt, wie sie will, droht sie ihm: »Ich sage deiner Tochter, dass ihr
Vater sie nie haben wollte.« Wenn Hans die Kleine wie verabredet abholen will,
überlegt sie sich, ob sie mit dem Mädchen nicht ganz schnell was Besseres
vorhat. Beim nichtigsten Anlass fängt sie Streit an und setzt den Vater
anschließend auf Kindesentzug. Wenn sie ihr Verhalten erklären soll, führt sie
ihre Rechte als Frau und Mutter an. Wegen des Kindes versuchten es die beiden
mit einer Paartherapie, auch das half ihnen nicht weiter.
    Vor allem,
dass Hans wieder mit Kathrin zusammen ist, kann Monika nicht ertragen. In ihrer
Version hat Kathrin die Beziehung kaputt gemacht. Hans hatte doch eine Familie
gegründet, davor hätte Kathrin Respekt haben müssen, statt ihn zurückzuholen.
Sie verbietet Hans, Kathrin zu sehen, wenn er das Kind bei sich hat. Sollte er
sich nicht daran halten, würde er seine Tochter nie mehr zu Gesicht bekommen.
     
    Hans und
Kathrin wohnen nicht zusammen, so lässt sich Monikas Forderung sogar umsetzen.
Wenn Hans in Begleitung des Kindes ist und sie begegnen Kathrin zufällig
irgendwo - auf der Straße, im Supermarkt oder im Restaurant -, tun die
Erwachsenen so, als würden sie sich kaum
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