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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma
Autoren: David Safier
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wunderbares Kleidungsstück für dich   …»
    Gut, vielleicht würden Nina und Daniel aber auch nicht ein Paar werden. 32
    Die beiden verließen nun die Kirche. Als die Tür hinter ihnen zuschlug, waren Alex, Lilly und ich das erste Mal seit dem Tag
     meines ersten Todes miteinander alleine.
    Die Sonne ging mittlerweile wieder auf, und die ersten Strahlen fielen durch das wunderbare Buntglasfenster. Die blauen, grünen,
     roten, violetten und weißen Felder des Fensters brachen das Licht so, dass wir dastanden wie unter einem Zauberfarbenhimmel.
    Nur dass Lilly unter diesem Zauberfarbenhimmel immer noch auf dem Gerüst saß.
    «Komm bitte runter», rief ich ihr besorgt zu.
    |281| «Erst, wenn ich weiß, ob du meine Mama bist.»
    Ich wollte so gerne herausschreien: «Ja, ich bin es!»
    Obwohl ich wusste, dass ich gleich die Vogelhochzeit trällern würde, öffnete ich meinen Mund und sagte: «Ja, ich bin deine
     Mama.»
    Kein «Fideralla», kein Sperber, keine Pute, kein Specht, überhaupt kein bescheuertes Federvieh – einfach nur: «Ich bin deine
     Mama.»
    Ich war völlig perplex! Hatte Buddha den Bann gegen mich aufgehoben?
    Lilly strahlte mich an: «Wirklich?»
    «Ja!», schrie ich laut lachend.
    Auch sie lachte fröhlich auf und begann, von dem Gerüst herunterzukrabbeln.
    «Pass auf!», rief ich und «Sei vorsichtig!»
    «Mama, ich bin jetzt schon groß!», erwiderte Lilly.
    Während meine Tochter behände das Gerüst runterstieg, lächelte Alex mich an: «Ich   … ich kann das immer noch nicht glauben.»
    «Ich   … ich auch nicht   …», erwiderte ich.
    Ich verstand einfach immer noch nicht, warum ich nicht in dem bekloppten Nirwana war. Buddha hatte doch klar und deutlich
     gesagt: «Du gehst jetzt ins Nirwana.»
    Eine Angst durchzuckte mich: Würde Buddha mich jetzt doch noch ins Nirwana ziehen? Weg von Lilly und Alex?
    Ich schaute die beiden an: Würde ich sie gleich wieder verlieren? Das könnte ich nie verwinden. Selbst nicht im ewigen Glück
     des Nirwanas!
    «Wo   … warst du die letzten Jahre   …?», fragte Alex.
    «Manchmal in eurer Nähe», erwiderte ich wahrheitsgemäß.
    «Habt ihr nun genug gequasselt?», fragte Lilly.
    |282| Sie stand jetzt genau neben uns. Ihr endlich sagen zu können, dass ich ihre Mutter bin, das war für mein Herz besser als jeder
     siebenfache Bypass.
    «Wenn du wirklich Mama bist, darf ich dann mit dir kuscheln?», unterbrach Lilly meine Gedanken.
    «Klar», sagte ich, nahm sie in meine dicken Arme und drückte sie im Zauberfarbenhimmelslicht fest an meinen Bauch; noch ein
     bisschen fester, und sie hätte Atemprobleme bekommen.
    Aber das machte Lilly nichts aus, sie war einfach nur happy.
    Ich schloss die Augen und genoss diesen «Mama hat ihr Kind wieder»-Augenblick.
    Da räusperte sich Alex. Ich öffnete die Augen und schaute zu ihm.
    «Darf ich mitdrücken?», fragte er. Unter seinem Lächeln war er immer noch völlig aufgewühlt.
    «Klar!», antwortete ich.
    Und dann drückte ich auch ihn an meinen Schwabbelbauch.
     
    Ich schloss wieder die Augen.
    Ich spürte meine Tochter.
    Und meinen Mann.
    Meine Familie war wieder vereint.
    Und wir waren uns näher denn je.
    So nahe, wie ich ihr als Kim Lange nie kommen konnte.
    Oder wollte.
     
    Es war wunderschön.
    Meine Familie umhüllte mich.
    Sanft.
    |283| Warm.
    Liebevoll.
    Ich umarmte sie und ging in ihr auf.
    Gott, ich fühlte mich so wohl.
    So geborgen.
    So glücklich.
     
    Und in diesem Augenblick verstand ich, warum Buddha mich ins Leben zurückgeschickt hatte:
    Fürs Nirwana braucht man kein Nirwana!
     
    32
    Aus Casanovas Erinnerungen: Wie Madame Kim ließ Buddha auch mir die Wahl, ob ich ins Nirwana gehen wollte oder nicht. Wie
     ich mich entschieden habe? Formulieren wir es mal so   … Mademoiselle Nina war höchst erstaunt, dass ein so beleibter Mann so ein phantastischer Liebhaber sein kann. Wir erfüllten
     Mademoiselle Ninas – vorher von ihr nie formulierten – tiefsten Herzenswunsch: Wir setzten ein halbes Gros von Kindern in
     die Welt. Wir waren dabei wie die Karnickel, pardon Meerschweinchen. Und wir lebten mit unserer Großfamilie in meiner wunderschönen
     Heimat Venedig. Die bezaubernde Nina, die mittlerweile selbstverständlich meine Madame war, unterhielt dort ein Reisebüro,
     und ich verdiente mit dem Verfassen von Erotikfibeln Geld. Um unseren Nachwuchs kümmerte sich Nina einfach vortrefflich und
     sammelte so sicherlich gutes Karma. Und ich sammelte es, indem ich mit meinen
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