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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma
Autoren: David Safier
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lächelte Buddha.
    «Will ich nicht!»
    «Diesmal wirst du mich nicht umstimmen können.»
    Das Bild des Fernsehbauches schaltete wieder zurück in die Kirche San Vincenzo: Alex massierte mein Herz: «Komm schon! Komm
     schon!»
    Er wurde immer verzweifelter.
    So verzweifelt, dass er sagte: «Komm schon   … Kim!»
    «Ich will ja!», rief ich und blickte Buddha flehentlich an. Aber der reagierte nicht.
    Ich blickte zum Bauch und sah, dass Nina Daniel flüsternd fragte: «Glauben Sie wirklich, dass das Kim ist?»
    Daniel nickte stumm.
    Nina blickte den verzweifelten Alex an, wie er mein Herz massierte und meinen Namen ständig wiederholte, und flüsterte tieftraurig
     zu Daniel: «Gegen diese Liebe habe ich keine Chance.»
    Und Daniel nickte, als ob er sagen wollte: «Ich auch nicht.»
    «Kim, bitte!», rief Alex, dem schon die Tränen in den Augen standen.
    Auf dem Gerüst weinte Lilly leise in ihren Ärmel: «Bitte, Mama   …»
    «Bitte», flehte ich nun auch Buddha an.
    Doch er antwortete nur: «Du gehst jetzt ins Nirwana.»
    Ich blickte in seine freundlichen Augen. Und seine freundlichen Augen sagten mir ganz deutlich: «Das ist nicht mehr verhandelbar.»
    Ich war am Ende. Ich durfte nicht zu Alex zurück und zu |278| meiner Lilly   … mir schossen ebenfalls die Tränen in die Augen.
    «Es ist so weit», sagte Buddha.
    Ich sah noch ein letztes Mal auf meine Familie. Dann schloss ich die Augen und verkniff mir mit aller Macht die Tränen: Wenn,
     dann wollte ich würdevoll ins Nirwana gehen.

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    58.   KAPITEL
    Als ich die Augen wieder öffnete, gab es einen außerordentlichen Mangel an Licht und Nirwana.
    Ich lag wieder in der Kirche San Vincenzo und blickte in die Augen von Alex.
    Der konnte sein Glück kaum fassen.
    Ich meins auch nicht. Ich war völlig verwirrt: Ich dachte, ich müsste ins verdammte Nirwana. Was war denn jetzt los?
    «Alles okay?», fragte Alex.
    Ich hatte überall blaue Flecken, Prellungen und Schürfwunden. Mein Herz musste sich noch daran gewöhnen, die Arbeit wiederaufzunehmen.
     Aber trotz allem lächelte ich: «Es könnte nicht okayer sein.»
    Daniel sah, wie Alex und ich uns anstrahlten, und flüsterte niedergeschlagen zu Nina: «Ich glaube, wir können gehen.»
    Nina nickte, all das war zu viel für sie gewesen.
    Daniel legte die Hand um ihre Schultern und wandte sich mit ihr zum Gehen.
    «Sie hat die Katze getreten», rief die kleine Lilly, die noch – völlig durcheinander – auf dem Gerüst saß.
    Ich blickte zu Casanova. Er lag völlig regungslos bei der Holzbank, gegen die Ninas Tritt ihn geschleudert hatte. Erschrocken |279| richtete ich mich auf, zuckte aber gleich wieder zusammen: Mir tat alles höllisch weh.
    «Ich helf dir», Alex stützte mich mit seinen sanften Armen.
    «Danke», antwortete ich und humpelte mit seiner Hilfe schnell zum Signore. Schon bevor ich bei ihm war, erkannte ich: Casanova
     atmete nicht mehr. Sein Katzengenick war gebrochen. Das machte mich fertig. Und wütend auf Nina.
    Aber nur für eine Sekunde. Sie war so traurig, dass ich ihr nicht auch noch Vorwürfe machen wollte.
    Außerdem dachte ich mir, dass Casanova ja gestorben war, weil er Nina retten wollte. Und ohne ihn hätte ich auch nichts mitbekommen,
     Nina wäre vom Gerüst erschlagen und nicht durch mein Fett gerettet worden. Sicherlich hatte der Signore so gutes Karma gesammelt,
     und vielleicht war er ja sogar ins Nirwana gekommen. Man brauchte also nicht um ihn zu trauern!
    «Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Der Körper ist nur eine Hülle für die Seele», wollte ich Nina aufmuntern.
    Sie erwiderte nichts, starrte nur vor sich hin.
    Daniel Kohn, der das Ganze bemüht tapfer nahm, legte ihr tröstend die Hand auf die Schultern: «Vielleicht sollten wir jetzt
     wirklich gehen.»
    Sie blickte kurz zu Alex, dann zu mir und sagte schließlich tieftraurig: «Nicht nur vielleicht.»
    Alex wollte etwas antworten, aber er erkannte, dass kein Wort von ihm Nina trösten konnte. Und so sagte er nur leise, aber
     mit fester Stimme: «Entschuldige.»
    Nina nickte. Dann führte Daniel sie aus der Kirche heraus. Sie tat mir unglaublich leid, hatte sie doch alles verloren, was
     sie sich erträumt hatte.
    |280| Vielleicht, so hoffte ich aus tiefstem Herzen, würden sie und Daniel ja jetzt ein Paar werden. Da klingelte Daniels Handy,
     und er ging ran. «Babsi?», fragte er. «Ja klar, meine Konferenz ist zu Ende. Ich bin morgen in Potsdam   … Schokopudding? Ja, das ist ein
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