Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mieses Karma

Titel: Mieses Karma
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
doch eigentlich eine Putzfrau aus Hamburg   …»
    «Kommt da jetzt noch was Erhellendes?», fragte Nina genervt.
    «Ja   …», erwiderte Daniel, «für all das kann es nur eine Erklärung geben   …»
    «Und welche?» Nina ging Daniels Gestammel offensichtlich auf den Geist.
    «Maria   … Maria   … ist   … Kim.»
    Nun fielen mehrere Kinnladen auf Unterschenkelhöhe: Ninas. Alex’. Meine.
    Nur Casanova leckte sich genüsslich seine Pfote. Und Lilly schaute mich hoffnungsfroh an.
    «Irgendwie wiedergeboren   … oder Seelenwanderung   … oder irgendetwas», stammelte Daniel weiter. «Was   … was gibt es sonst für eine Erklärung für all den Irrsinn?»
    |269| «Komm, Alex, wir müssen uns diesen Schwachsinn nicht anhören.» Nina zog an seinem Ärmel und wollte raus. Aber Alex blieb stehen.
    «Alex!», insistierte Nina, doch er schaute nur mich an.
    «Stimmt das?», fragte er mich.
    «Du   … du glaubst das doch nicht etwa?», fragte Nina.
    «Es würde alles erklären   …», sagte Alex.
    «Hat die Alte euch Psychopharmaka verabreicht?» Nina war sauer, jeden Augenblick konnte man weißen Schaum auf ihren Lippen
     erwarten.
    «Also?», fragte Alex mich. «Hat er recht?»
    Was sollte ich sagen? Ich blickte zu Lilly, die mich mit leuchtenden Augen ansah: «Bist du meine Mama?»
    «Die Schnepfe, die Schnepfe setzt auf den Tisch die Näpfe», trällerte ich schwach.
    «Das macht sie immer», stellte Daniel fest.
    «Weil sie einen größeren Dachschaden hat als diese Kirche!», ergänzte Nina.
    Ich schaute Alex verzweifelt an, zeigte auf meinen Mund und deutete an, dass ich nicht reden kann.
    «Du kannst nicht darüber reden?»
    «Wenn du nicht sprechen kannst, dann nick einfach», sagte Alex. «Bist du Kim?»
    Nicken. Super Idee. Ich musste nichts sagen. Nicht schreiben. Einfach nur nicken. Das konnte Buddha doch wohl kaum verhindern,
     oder?
    Ich versuchte also zu nicken, aber mein Kopf drehte sich nur im Kreis! Und je mehr ich verzweifelt dagegen ankämpfte, desto
     schneller drehte er sich.
    «Versucht sie einen Rundenrekord?», fragte Nina nur trocken, während beide Männer und Lilly von meiner Reaktion mindestens
     genauso enttäuscht waren wie ich.
    |270| (Wenn ich Buddha nochmal treffen sollte, dann würde ich ihm – um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen – «gehörig in den
     Arsch treten».)
    «Wir gehen jetzt», bestimmte Nina. Aber Alex ging gar nicht darauf ein und betrachtete mich weiter voll Hoffnung.
    «Wir gehen jetzt!», insistierte Nina. Ich glaubte, nun wirklich die ersten weißen Schaumbläschen auf ihren Lippen erkennen
     zu können.
    Alex schaute verwirrt zu ihr. Aber bevor er etwas stammeln konnte, rief Lilly: «Nein!»
    «Jetzt fang nicht auch noch an zu nerven!», schäumte Nina. «Wir haben uns den halben Tag auf der Suche nach dir die Füße wund
     gelatscht und   …»
    «Du hast mir gar nichts zu sagen!», schimpfte Lilly und rannte durch ein weiteres Absperrband Richtung Altar.
    «Lilly, komm sofort her!», schrie Nina.
    «Ich bleib hier!», rief die Kleine und begann, auf eines der wackligen Baugerüste zu klettern.
    «Lilly!», riefen Alex und ich unisono. Wir schauten uns kurz an, nickten uns flüchtig zu, weil wir uns als Eltern in unserer
     Sorge verbunden fühlten, und rannten der Kleinen hinterher.
    «Komm runter», rief Alex Lilly zu.
    Doch sie kletterte immer weiter hoch. Dass das Gerüst unter ihr bedenklich schwankte, interessierte sie nicht.
    «Ich komme erst runter, wenn ich weiß, ob du meine Mami bist oder nicht.»
    Wie sollte ich ihr das nur beweisen?
    Ich konnte es nicht. Und damit enttäuschte ich sie. Sehr. Sie begann zu weinen. Und sie saß mittlerweile ganz oben auf dem
     Gerüst.
    «Ich hol sie runter», sagte Alex entschlossen.
    |271| «Das Gerüst sieht nicht so aus, als ob es dein Gewicht tragen könnte», sagte ich besorgt.
    «Deins erst recht nicht», rief Nina patzig dazwischen.
    Ich blickte mich zu ihr um. Eine Stalinorgel hätte mir jetzt nicht mehr für sie gereicht.
    «Du bist die Einzige, die leicht genug ist, da raufzugehen», erwiderte ich.
    Nina zögerte, blickte zu der weinenden Lilly.
    «Maria hat recht», sagte Alex.
    «Ich bin doch nicht lebensmüde!»
    «Es geht um Lilly!» Alex konnte es nicht fassen, dass Nina zögerte.
    «Komm runter!», schrie Nina zu Lilly hoch.
    «Schrei sie nicht an!», motzte Alex, bevor ich es motzen konnte.
    «Schrei du mich nicht an!», erwiderte Nina verletzt.
    «Ich will meine Mama
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher