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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis
Autoren: Leif Lasse Andersson
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hat niedliche Grübchen, ihre Figur kann ich nur erahnen, ich gehe davon aus, dass sie eventuell einen kleinen Bauch hat, doch das macht mir nichts, denn sie strahlt im Gegenzug einen großen Zauber aus. Nach einer Weile ziehen wir die Schuhe aus, waten durchs Wasser und liegen danach nebeneinander im Gras der Uferböschung. Ich sehe den Himmel an und frage sie: »Kommst du mich am Wochenende besuchen?«
    Melanie sagt: »Warum sollte ich?«
    »Weil ich mich dann wahrscheinlich bereiterklären würde, mit dir zu schlafen«, antworte ich, und sie guckt kein bisschen entrüstet, sondern grinst vergnügt in sich hinein.
    »Eigentlich«, sage ich, »bin ich kein Typ, den jede haben kann. Ich möchte erst umworben werden, Blumen und Geschenke und Komplimente bekommen.«
    Melanie schüttelt sachte den Kopf, und ich weiß, dass sie jetzt über mein Arschlochprofil nachdenkt und wie sie das mit dieser Vorstellung hier zusammenbringen soll.
    Am Ende spielen wir Wolkenraten. Es ist schön, und ich genieße es, mal nicht das Arschloch zu sein.
    Auf der Heimfahrt, die ich ungeküsst antrete, rekapituliere ich.
    Melanie ist jung.
    Melanie ist hübsch.
    Melanie ist schlau.
    Ich habe keine Ahnung, ob Melanie mich geil findet.
    Aber der Kleine findet sie umwerfend, und das ist schon eine ganze Menge.

Brustwarzenpiercings
    Ich habe Urlaub.
    Ich habe mich bei Melanie mit zwei netten, kleinen, witzigen Mails für den schönen Nachmittag am See bedankt, und ich habe ihr bei ebay eine Vase ersteigert, die lange angekommen sein müsste, jedenfalls hat der Verkäufer sie vor fünf Tagen auf »versendet« gestellt.
    Melanie hat jetzt tatsächlich eine Woche lang nicht geantwortet und ich bin, ehrlich gesagt, ziemlich angepisst. Aber ich bin Flirtprofi. Wenn sie keinen Bock auf mich hat, nützt es auch nichts, ihr hinterherzumailen. Und wenn das ein kleines, heiteres Kräftemessen sein sollte, dann werden wir schon sehen, wer den längeren Atem hat. Arschklar: Ich muss warten, bis sie sich rührt, weil ich sonst meine Chancen schmälere.
    Aber die Sache macht mich zappelig.
    Noch zappeliger macht mich das Warten auf die Nachricht vom Anwalt.
    Und regelrecht schlaflos macht mich der Gedanke, dass Nottbohm und M&M ihr Angebot zurückziehen könnten.
    Ich sitze zu Hause und hadere mit mir und der Welt.
    Aber ich weiß ja, was ich machen kann, wenn mir gar nichts anderes mehr einfällt. Schreibe ich eben Frauen ins Bett. Ich flüchte mich in zwei mittelprächtige Fickabende mit Sophie, einer abgelegten Alleinerziehenden von einer vergessenen Reservebank des letzten Jahres. Aber ich habe keinen Spaß daran, und beim Sex des zweiten Abends denke ich darüber nach, dass ich aufhören sollte, so viel zu trinken, denn mir ist ihr Name entfallen, und erst beim Abschiedskuss ist er wieder da.
    In Köln könnte ich wahrscheinlich Verena vögeln. Verena und ich schreiben schon eine ganze Weile, manchmal reizt sie mich, weil sie erst 29 ist, nicht übel aussieht und weil sie eine ziemlich niedliche Prinzessin ist, die im Herzen ein rattenscharfes Luder zu sein scheint. Und vor allem weil sie eine Perle in der Augenbraue trägt und nach einer Weile verrät, dass sie auch an anderen Stellen gepierct ist.
    In Sachen Verena habe ich bisher ziemlich herumgetrödelt, weil ich schlicht keinen Bock hatte, für einmal Vögeln ganz bis nach Köln zu fahren, so viel Engagement investiere ich seit Langem nicht mehr in One-Night-Stands.
    Aber es ist Elkes Kinderwochenende, ich bin von der Warterei auf Melanie, Scheidung und Stichtag für den Zugewinnausgleich endzeitgenervt. Und mir fällt ums Verrecken nicht ein, was ich sonst machen soll, denn das Wetter ist stürmisch, sodass ich nicht mal segeln kann. Ich schreibe Verena an, texte sie eine halbe Nacht lang voll, und am Samstag fahre ich in aller Herrgottsfrühe los, damit die Autobahn leer ist. Was soll’s, mit dem Benz rutscht man die Strecke nach Köln in unter vier Stunden runter.
    Ich komme zum Frühstück, ich bin nicht enttäuscht, aber auch nicht übermäßig erfreut, Verena ist ziemlich genau das, was ich mir nach unserer bisherigen Bekanntschaft vorgestellt hatte: ein kleines bisschen schlicht, deutlich weniger hübsch als auf den Fotos, Tattoos an beiden Oberarmen, eine völlig verwarzte Wohnung und ein mauzender Kater, den sie bisweilen anraunzt, dass er die Klappe halten soll. Ihr Geld verdient sie als Tresenschlampe und alles in allem ist sie genau die Art von Frau, die mich null interessiert.
    Wir
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