Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis
Autoren: Leif Lasse Andersson
Vom Netzwerk:
sonst nichts erhält. Als ich merke, dass M&M ein bisschen unruhig wird, sage ich beiläufig: »Müller-Mannhagen, alter Knabe, haben Sie damals eigentlich einen Ehevertrag geschlossen?«
    Er kneift die Augen zusammen, ich lasse ihn darüber nachdenken, was seine Scheidung wohl kosten wird. Nach einer weiteren Kunstpause vollende ich meine Attacke mit einem formvollendeten Tritt in seine Eier: »Ach, was ich immer schon mal fragen wollte: Meine kleine Susanna, bläst sie inzwischen eigentlich besser?«
    Er sieht mich an, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, das Schlachtfeld ist hinreichend abgesteckt. Dann seufzt er, dreht die Handflächen nach oben, hebt die Schultern einen Tick und lehnt sich zurück, was ich als Geste sehr zu schätzen weiß, denn sie signalisiert mir, dass ihm an einem Nichtangriffspakt gelegen ist. »Sorry, Junge«, sagt er, »war nicht meine Idee, ich habe Nottbohm gleich gesagt, dass wir bei Ihnen nicht auf die harte Tour spielen sollten. Lassen Sie uns noch mal über unser Angebot sprechen.«
    Ich stehe auf, reiche Müller-Mannhagen die Hand und sage: »Ich habe Sie schon immer bewundert, wirklich. Und ich mag Sie, deshalb nehme ich das auch nicht persönlich. Verdoppeln Sie’s, dann denke ich darüber nach.«
    In meinem Büro lege ich die Füße auf den Tisch und grübele über diese Perspektive nach. Die Rechnung ist relativ einfach. Meine Beteiligung an den Erlösen aus dem Thinktank beträgt zehn Prozent. Das Angebot der Agentur beläuft sich inklusive Jahresgehalt auf schlanke 850 große Scheine. Das bedeutet: Nottbohm und M&M haben irgendwas an der Angel, was in den nächsten Jahren mindestens 8,5 Millionen wert ist, höchstwahrscheinlich aber viel mehr.
    Ich bin ein gemachter Mann! Wenn es einen Grund gibt zu bleiben, dann ist es dieses Angebot, mich rauszukaufen.
    Allerdings spüre ich in mir etwas, das raus will aus diesem Laden, weg vom Thinktank und weg von der Erinnerung an Laura. Also erwäge ich, mich am Ende auch mit etwas weniger als dem Doppelten zufriedenzugeben. Vielleicht 1,3 Millionen oder so. Aber ich weiß, dass ich die nur kriegen werde, wenn ich keine Nerven zeige. Dann fällt mir Elke ein und ein heiliger Schreck fährt mir in die Eier. Es wird Zeit für einen Termin bei meinem Anwalt.
    Als ich mich wieder an den Computer setze, um ihm eine Mail zu schreiben, erwarten mich drei Nachrichten von Melanie.
    »Ha, ha, sehr witzig!«, kam als direkte Replik auf meinen Abschied von vorhin.
    »War das jetzt schon alles?«, kam 50 Minuten später.
    Vor fünf Minuten schickte sie folgenden Text. »Okay. Ich bin neugierig, ich trage manchmal Zöpfe, aber in einem Punkt liegst du richtig fett daneben: Ich sehe einfach immer zauberhaft aus, nicht nur, wenn ich wütend bin. Und wer bist du???«
    Ich muss lächeln. Aber jetzt habe ich eigentlich keine Zeit für sie. Trotzdem studiere ich ihr Profil noch einmal ganz genau, es scheint mir ein wenig öko zu sein. Ich entdecke zwei Mitgliedschaften in Literaturzirkeln, aus ihrer ersten Mail an mich schließe ich, dass sie trotzköpfig und temperamentvoll ist und einen sportlichen Flirtwettkampf wahrscheinlich zu schätzen weiß.
    Letztlich feile ich bestimmt fünf Minuten an der Antwort herum, denn die muss sitzen, wenn ich irgendwann an diesen schönen Zöpfen ziehen will, und so schreibe ich: »Größtenteils ersinne ich Pläne, um die Welt zu retten, aber bisher hat noch keiner funktioniert. Ich habe ein ausgesprochenes Faible für Literatur, und wenn ich die Wahl zwischen einer schönen Frau habe und einem guten Buch, dann ist es keineswegs sicher, wie die Sache ausgeht. Ich bin ein ruhiger, nachdenklicher und manchmal trauriger Mann, aber sobald das herauskommt, kriege ich keine Frau mehr ins Bett, was ich sehr verdrießlich finde. Aber ich bin auch ein extrovertierter, angeberischer Karrieretyp, der im Leben mit allem Erfolg gehabt hat außer in der Liebe, und wenn ich die ersten beiden Fehler verschweige, kriege ich jede Menge Mädels an der Start.«
    »Und jetzt glaubst du, du kannst mich an den Start kriegen?«, fragt Melanie, eine Minute nachdem ich die Post verschickt habe.
    »Ich denke«, antworte ich, »das habe ich schon. Aber jetzt habe ich anderes zu tun. Nimm dir für heute Abend nichts vor. Ab 22 Uhr gehe ich wieder online und dann darfst du mich kennenlernen.«
    »Bist du bescheuert?«, lautet ihre Antwort. »Heute Abend gehe ich mit meinen Freundinnen weg.«
    »Mach mal«, erwidere ich. »Vielleicht trefft ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher