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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Autoren: Raymond Feist
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zurückwanderten, doch dann verschleierten Tränen ihre Augen in der Erinnerung an ihren zu früh dahingeschiedenen Vater, Prinz Erland, und an all das, was im vergangenen Jahr und zuvor geschehen war: Wie Guy du Bas-Tyra in Krondor eingetroffen war und sie zu einer Heirat aus Staatsgründen hatte zwingen wollen; wie Arutha unerkannt in die Stadt gekommen war. Sie hatten gemeinsam mehr als einen Monat Zuflucht bei den Spöttern gefunden – der Diebesgilde von Krondor –, bis diese ihnen die Flucht nach Crydee ermöglichten. Nach Beendigung des Spaltkriegs war sie zu Lyams Krönung nach Rillanon gereist. Während all dieser Monate war ihre Liebe zu des Königs jüngerem Bruder gewachsen. Und nun kehrte Arutha nach Rillanon zurück.
    Schwere Schritte auf dem Fliesenweg veranlaßten sie, sich umzudrehen. Sie nahm an, ein Diener oder Gardist der Palastwache würde ihr die Ankunft des Königs im Hafen melden. Statt dessen näherte sich ein müde wirkender Mann in prächtiger, aber etwas mitgenommener Reisekleidung. Der Wind zauste sein dunkelbraunes Haar, und dunkle Ringe hoben sich um die braunen Augen im fast hageren Gesicht ab. Seine Stirn war leicht gerunzelt, wie immer, wenn er sich mit etwas Ernsthaftem beschäftigte – und gerade das gefiel ihr an ihm. Während er herankam, staunte sie insgeheim über seine Haltung und seinen Gang. Seine Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Katze. Als er sie fast erreicht hatte, lächelte er etwas verlegen. Anita kämpfte vergebens um ihre am Hof anerzogene Haltung, und Tränen perlten über ihre Wangen. Plötzlich lag sie in seinen Armen und klammerte sich an ihn. »Arutha!« mehr brachte sie nicht heraus.
    Eine Weile schwiegen beide und hielten einander nur fest umarmt, dann drückte er seine Lippen auf ihre. Wortlos sprach er von der Sehnsucht nach ihr, die ihn gequält hatte und von seiner Liebe, und wortlos antwortete sie auf gleiche Weise. Er blickte hinunter auf Augen so grün wie die See, und ein so bezaubernd mit niedlichen Sommersprossen bestäubtes Naschen – die einzige, doch erfreuliche Unvollkommenheit ihrer ansonsten makellosen hellen Haut. Mit müdem Lächeln sagte er endlich: »Ich bin wieder da!«
    Dann mußte er selbst über diese überflüssige Bemerkung lachen, und sie lachte mit ihm. Er fühlte sich unendlich beschwingt mit dieser zierlichen jungen Frau in den Armen. Er roch den sanften Duft ihres dunkelrotbraune n Haares, das auf ausgefallene Weise hochgesteckt war, wie es die Hofmode zur Zeit vorschrieb. Er war glücklich, wieder bei ihr zu sein.
    Sie löste sich aus seinen Armen, hielt jedoch seine Hand fest. »So lange warst du fort«, murmelte sie. »Ihr wolltet doch bloß einen Monat wegbleiben, dann kam ein zweiter hinzu, ein dritter und weitere. Über ein halbes Jahr warst du fort. Ich konnte einfach nicht zum Hafen kommen, denn ich wußte, ich könnte die Tränen nicht zurückhalten, sobald ich dich sähe.« Auch jetzt noch glänzten ihre Wangen feucht. Sie lächelte und rieb sie trocken.

     
    Arutha drückte ihre Hand. »Lyam fand immer mehr Edle, die er glaubte besuchen zu müssen. Staatsgeschäfte«, sagte er mit trockenem Humor. Von dem Tag an, da er Anita kennengelernt hatte, war er unfähig, seine Gefühle für sie in Worte zu kleiden. Er hatte sich von Anfang an stark zu ihr hingezogen gefühlt, und nach ihrer Flucht aus Krondor ständig gegen seine Gefühle angekämpft, da er sie trotz allem noch für ein Kind hielt. Dennoch war ihr Einfluß auf ihn immer beruhigend gewesen. Sie hatte seine Stimmungen wie niemand sonst erkannt, hatte verstanden, seine Sorgenfalten zu glätten, seinen Ärger zu dämpfen, und ihn aus seinen überflüssigen Grübeleien zu reißen. Und er hatte ihre sanfte Art liebengelernt.
    Sie hatten von ihren Gefühlen nie gesprochen, selbst nicht am Vorabend seines Aufbruchs mit Lyam. Auch damals waren sie durch diesen Garten geschritten und hatten bis tief in die Nacht hinein miteinander geredet. Obwohl sie über nichts von wirklicher Bedeutung gesprochen hatten, war Arutha, als er sie verließ, überzeugt gewesen, daß sie zu einer wortlosen Übereinstimmung gekommen waren. Doch dann hatte der leichte und manchmal förmliche Ton ihrer Briefe Zweifel in ihm geweckt. Er hatte befürchtet, ihre unausgesprochenen Gefühle mißdeutet zu haben.
    Doch nun, während er sie so ansah, wußte er, er hatte sich nicht getäuscht. Übergangslos gestand er nun: »Ich konnte an fast nichts anderes mehr denken als an dich, seit
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