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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven
Autoren: Douglas Coupland
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Eine halbe Meile lang unterhielt sie sich mit Sig (dem Arzt) über Brustvergrößerungen.
    Aus Spaß erzählte ich Darleena, daß Karla sich manchmal gern als kleiner edwardianischer Junge verkleidet, und Darleena fing richtig Feuer. Es war eine lustige Fahrt. Der Porno-Pavillon selbst war schaurig. Diese merkwürdige Porno-Energie und diese Massen von Frauen mit Brüsten wie Basketbällen. Das klingt nach einem tollen Junggesellenwunschtraum, aber wenn man es dann sieht, kriegt man einen Schreck. Pornographie macht den Sex eigentlich bloß unattraktiv.
    Nach ungefähr dreißig Minuten hatten wir die Nase voll und steuerten gerade auf die Tür zu, als wir sahen, wie sich die Menge zu einem bestimmten Stand schob. Wir gingen hinterher, und da stand John Wayne Bobbitt in Tommy-Hilfiger-Klamotten, wie ein Microsoft-Angestellter inmitten all der silikonisierten Bewohnerinnen des Planeten Temptron 5. Bug sagte: »Da seht ihr's, eben noch warst du nur ein nichtsnutziges Stück Scheiße am Arsch der Welt, das seine Frau betrügt, und dann - PENG! - zwei Jahre später stehst du von elf Frauen mit 1-Meter-75-Oberweite umringt in einer Tommy-Hilfiger-Windjacke in Las Vegas, Nevada, und die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika fragen sich, ob dein Schwanz funktioniert.«
    Das Leben ist ein Pornofilm. Da bin ich sicher.
    I ch habe über die Sünde oder das Schlechtsein oder wie auch immer man das nennen mag nachgedacht, und mir wurde folgendes klar: Ebenso, wie es nur eine begrenzte Anzahl von Unterhaltungselektronikgeräten gibt, die wir als Spezies erschaffen können, gibt es auch nur eine begrenzte Anzahl von Sünden, die wir begehen können. Vielleicht interessieren sich deswegen alle so für Computer-»Hacker« - weil sie eine neue Sünde erfunden haben.
    M cDonald's : »Eine Gedenkminute für Ronald«, sagte Amy, während sie in die Einfahrt unter den goldenen Torbögen einbog.
    Wir versuchten alle, uns daran zu erinnern, wann wir zuletzt ein richtiges Stück Gemüse gegessen hatten. »Gewürzgurken oder Eisbergsalat zählen nicht.« Es fiel uns einfach nicht ein.
    Bei diesem McDonald's bekommt jeder Schüler, der ein Zeugnis mit einer Eins mitbringt, einen Halbliter-Softdrink umsonst. Bei zwei Einsen gibt es ein Getränk und eine kleine Portion Pommes - und bei drei Einsen wird noch ein Cheeseburger draufgelegt. Amy sagte: »Japan, paß auf.'« Aber dann fiel ihr ein: »In Las Vegas gibt es doch gar keine Schüler, oder?«
    M itten im Essen sagte Michael über seinem Filet-o-Fish: »Vielleicht steht Las Vegas für das ewige Bemühen der Menschen, komplexe Systeme weniger komplex zu machen.«
    »Hä?«
    »Früher war Las Vegas eher schmuddelig, aber jetzt hat es sich zu einer Disney-Ausgabe seiner selbst entwickelt - was wahrscheinlich weniger amüsant ist, aber mit Sicherheit lukrativer und ganz bestimmt notwendig für das Überleben als Stadt in den 90ern. Disneyland nimmt ein Universum nicht rivalisierender Spezies voraus - Nahrungsketten, die durch die Angst der Mittelklasse vor der Zukunft bis zur Sterilität hypersimplifiziert werden; Tiere, die sich nicht gegenseitig fressen und irrationalerweise die Gesellschaft des Menschen suchen; eine Flora, die aus Rasenflächen besteht, die an den Rändern mit farbenfrohen sterilen Blumen besprenkelt sind.«
    »Ach.«
    »Nichtsdestoweniger wird sich das Chaos letzten Endes doch durchsetzen, genauso wie all dies hier eines Tages wieder Staub, Schotter und Unkraut sein wird.«
    »Ach.«
    »Aber natürlich das gute Chaos.«
    Ich fühlte mich, als wäre mein IQ auf eine einstellige Zahl geschrumpft.
    Amy und Michael fingen direkt neben der McDonald's World Playstation wild an zu knutschen.
    Oop!, sollte ich vielleicht hinzufügen, wird ein Hit. Ich glaube, das haben wir alle in unserem Las-Vegas-Dusel gar nicht richtig mitgekriegt, aber es sieht so aus, als hätten wir alle noch unsere Jobs und als wäre aus unseren Risikoanteilen solides Firmenkapital geworden, aber weißt du was? Das einzige, was mir etwas bedeutet, ist, daß wir immer noch als Freunde zusammen sind, daß wir keine Feinde sind, daß wir weiter zusammen cooles Zeug machen können. Ich dachte, das Geld würde etwas bedeuten, aber das tut es nicht. Es ist da, aber es hat nichts mit Gefühlen zu tun. Es ist einfach da .
    N ach Einbruch der Dunkelheit eröffnete mir Karla, daß auch sie von dem Laserstrahl fasziniert sei, also sagten wir allen, daß wir nach nebenan in die Hacienda zurückkehren würden, und
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