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Michel muss mehr Männchen machen

Michel muss mehr Männchen machen

Titel: Michel muss mehr Männchen machen
Autoren: Astrid Lindgren
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auf der Holzkiste und knirschte mit den Zähnen. Noch lange, nachdem Jocke und Unken-Ulla gegangen waren, saß er da und man merkte, dass er nachdachte. Schließlich aber schlug er mit der Faust auf die Holzkiste und sagte: »Ich weiß einen, der ein Festmahl geben wird!« »Wer denn?«, fragte Ida.
    Michel schlug noch einmal mit der Faust auf die Kiste.
    »Ich!«, sagte er. Und dann erzählte er, wie es werden sollte. Ein Festmahl sollte es werden, dass es nur so krachte, denn nun sollten alle Menschen aus dem Armenhaus von Lönneberga hierher nach Katthult kommen, und zwar auf der Stelle!
    »Ja, aber Michel«, sagte Klein-Ida ängstlich, »bist du sicher, dass das kein Unfug ist?« 
     
    Alfred wurde auch ängstlich und glaubte, es sei vielleicht Unfug. Aber Michel versicherte ihm, es sei wirklich keiner. Es sei eine gute Tat und Gottes Engel würden darüber ebenso in die Hände klatschen, wie sie vorher über das elende Weihnachten im Armenhaus geweint hätten.
    »Mama wird sich auch freuen«, sagte Michel.
    »Ja, aber Papa …«, sagte Klein-Ida.
     

     
    »Hm«, machte Michel. »Aber es ist auf keinen Fall Unfug.« Dann schwieg er und dachte wieder nach.
    »Aber sie alle aus der Höhle des Löwen zu kriegen, das wird das Schwerste sein«, sagte er. »Kommt, wir gehen hin und versuchen es!«
    Zu der Zeit hatte die Maduskan alle Wurste, alle Klöße, allen Schinken und die Fleischklöße, dazu den Rest des Safranstollens und die letzten Pfefferkuchen in sich hineingestopft und sie hatte sorgfältig den Schnupftabak von Stolle-Jocke aufgeschnupft. Nun saß sie in ihrem Zimmer unterm Dach und fühlte sich elend, so wie man sich fühlt, wenn man unrecht getan und außerdem viel zu viele Klöße gegessen hat. Hinunter zu den anderen wollte sie nicht gehen, die seufzten ja nur und glotzten sie an und sprachen kein Wort.
    Wie sie so trübsinnig dasaß, hörte sie, dass jemand an die Außentür klopfte. Da hatte sie es eilig die Treppe runterzukommen um nachzusehen, wer es war.
    Michel war es, der da draußen stand. Michel aus Katthult. Und nun kriegte sie es mit der Angst zu tun.
    Vielleicht hatte Stolle-Jocke oder Unken-Ulla etwas erzählt und vielleicht kam Michel deshalb hierher.
    Aber der kleine Michel machte nur höflich einen Diener und fragte: »Habe ich vielleicht mein Taschenmesser vergessen, als ich das letzte Mal hier war?«
    Denk nur, wie pfiffig er war. Michels Taschenmesser steckte wohlbehalten in seiner eigenen Hosentasche. Aber er brauchte doch einen Vorwand, um ins Armenhaus zu gelangen, und deshalb hatte er sich diese Frage ausgedacht.
    Die Maduskan versicherte, dass sie kein Taschenmesser gesehen hätten. Und dann fragte Michel: »Haben die Würste geschmeckt? Und die Sülze und all das andere?«
    Die Maduskan schlug die Augen nieder, starrte auf ihre breiten Füße.
    »Aber, aber«, sagte sie rasch. »Ja, die liebe Mutter auf Katthult – sie weiß schon, was der Arme braucht.
    Grüß sie ganz herzlich!«
    Und jetzt sagte Michel das, was er sagen wollte, weshalb er hergekommen war. Er sagte es allerdings so nebenbei, als sei es nichts besonders Wichtiges.
    »Mama und Papa sind zum Weihnachtsschmaus auf Skorphult«, sagte er.
    Da wurde sie neugierig.
    »So, heute ist Schmaus auf Skorphult? Das wusste ich nicht.«
    Nein, sonst wärst du schon längst dort, dachte Michel. Er wusste ebenso gut wie alle anderen in Lönneberga, dass die Maduskan bestimmt in der Küchentür 
     

     
    stand, sobald irgendwo geschmaust wurde, das war mal sicher. Und man wurde sie nicht eher wieder los, bevor sie nicht wenigstens etwas Käsekuchen bekommen hatte. Für Käsekuchen ging sie durchs Feuer.
    Und wenn du jemals in Lönneberga bei einem Festessen gewesen bist, dann weißt du genauso gut wie die Maduskan, dass dort auf dem Tisch lange Reihen blinkender Kupferschüsseln mit Käsekuchen standen, den die Gäste als Geschenk überreicht hatten – als »Mitbringsel«, wie es in Lönneberga hieß.
    »Siebzehn Käsekuchen«, sagte Michel. »Was sagst du dazu?«
    Nun konnte Michel ja unmöglich wissen, ob sie auf Skorphult siebzehn Käsekuchen hatten, und das behauptete er auch nicht, denn lügen wollte er nicht. Er sagte nur schlau: »Siebzehn Käsekuchen, was soll man dazu sagen?«
    »Ja, das möchte ich auch wissen«, sagte die Maduskan.
    Dann ging Michel. Jetzt hatte er das seine getan. Er wusste, dass die Maduskan sich spätestens in einer halben Stunde auf den Weg nach Skorphult machen würde.
    Und das hatte
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