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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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Erben wussten, dass ein weiterer Schrank, gefüllt mit Fotos und Dias seines Lebens, existierte – organisiert in Alben oder in Stapeln und gekennzeichnet nach Jahren, Personen und Urlauben.
    Sie zu sichten, zusammen mit Bündeln von Briefen und anderen Dokumenten aus neun Jahrzehnten, war eine tränenreiche Reise in die Vergangenheit. Der gut organisierte Nachlass des alten Mannes ersparte drei Generationen von Familienmitgliedern nicht nur Zeit und Mühe. Er rief Erinnerungen wach und löste Gespräche aus. Zu einem gewissen Grad schaffte der Verstorbene ein bestimmtes Bild von sich in diesem multimedialen Vermächtnis. Er hatte immerhin viel Zeit gehabt, es zu ordnen und zu säubern, aber die Hinterbliebenen kamen auf diese Weise auch in den glücklichen Genuss, über längst vergessene Anekdoten, Abenteuer und Gesichter zu stolpern.
    Der Film »The Final Cut – Dein Tod ist erst der Anfang« mit Robin Williams zeigt das genaue Gegenteil von diesem äußerst menschlichen Ansatz, sich zu erinnern. Williams spielt darin einen Cutter, eine Art digitalen Produzenten und Bestatter, dessen Aufgabe es ist, ein implantiertes Speichergerät und eine Netzhautkamera, mit denen die meisten Kinder von Geburt an ausgestattet sind, auszuwerten. Es ist ein kommerzielles Produkt, um ein ganzes Leben aufzunehmen. Der Cutter komprimiert Jahrzehnte von Filmmaterial und verdichtet die Daten zu einem kurzen Film, der bei der Trauerfeier gezeigt wird – Auslöser für Debatten und Kämpfe über das, was gesagt und was ausgelassen wurde. Der Film aus dem Jahr 2004 ist zwar Science-Fiction, aber nicht so weit entfernt von dem, wie das Leben und sein digitales Nachspiel in ein paar Jahren aussehen werden.
    Wir hinterlassen riesige Datenmengen, jede Sekunde, jeden Tag. Einiges legen wir aktiv an, vieles andere wird passiv von unzähligen Geräten und Diensten über uns gesammelt. Facebook ist nur einer der vielen Treffpunkte, an denen die Menschen digitale Souvenirs kreieren und verwalten. Auf Facebook allein »sterben« nach unbestätigten Schätzungen jedes Jahr zwischen 1,5 bis mehr als 3 Millionen Nutzer weltweit. 1 Das entspräche mehr als 30 Millionen Konten von Menschen, die bereits gestorben sind. 2
    Was mit Ihren Daten nach dem Tod geschieht, ist eine offene Frage, die eine lange Liste technischer, sozialer und rechtlicher Aspekte beinhaltet. Jeder Nutzer sollte daher früh anfangen, sein digitales Erbe zu Lebzeiten zu planen, beginnend mit der Frage, ob all diese Daten ein digitales Erbstück oder digitaler Abfall sind? Während Sie noch gesund sind, ist es vielleicht auch ein guter Zeitpunkt, »digitalen Selbstmord« zu begehen. Sich selbst und Ihre digitalen Spuren im Netz zu löschen ist eine Option, Ihren Verwandten und Freunden mehr Mitspracherecht bei der Frage zu geben, wie man sich an Sie erinnern wird. Und es ist eine Chance, sich aus dem Oversharing-Wahn der maschinenlesbaren Kultur zurückzuziehen.
    Die Erben dürfen einen Blick drauf werfen
    Die meisten Menschen verschwenden nicht viele Gedanken darauf, ihre digitalen Angelegenheiten in Ordnung zu halten. Sie laden Fotos auf verschiedene Sharing-Seiten hoch, veröffentlichen Kommentare zu den Bildern anderer, legen Wiedergabelisten an, markieren ihre Lieblingsorte auf einer Online-Karte und erzeugen so tagaus, tagein einen ungeahnten Datenstrom. Wer etwa merkt sich, welche Lieder und Filme er im Laufe eines Jahres anhört oder ansieht?
    Zunehmend bewahren wir unseren Unterhaltungs- und Informationsfundus in der Cloud auf, anstatt ihn auf unseren Festplatten zu speichern oder in echten Regalen abzulegen. Auf die Hinterbliebenen wartet die Herausforderung, diesen Wust zu sortieren. Während es früher Fotoalben oder Schuhkartons voller Abzüge und Souvenirs waren, drohen wir heute in einem Meer digitaler Objekte zu ertrinken.
    Unabhängig von der Frage, ob eines dieser Millionen Objekte erhaltenswert ist, sollten Sie sich hin und wieder einmal zurücklehnen und darüber nachdenken, was nach Ihrem Tod mit diesen Vermögenswerten geschieht. Werden Ihre Nachfahren oder Freunde in der Lage sein, alle Adressen und Orte ausfindig zu machen, an denen Sie etwas gespeichert haben? Werden sie in der Lage sein, sich bei diesen Diensten anzumelden, um Ihre Daten zu exportieren, fortzuführen oder sie zu entfernen?
    Seine Konten bzw. deren Passwörter an die Nachwelt weiterzugeben ist nicht so einfach, wie es klingt. Rechtlich gesehen verstößt jemand, der sich bei der Anmeldung
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