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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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an der Grenze beschlagnahmt wird. Sechsmal trifft es dabei ausländische Bürger. 13 Sie sind oft besser beraten, ihre Elektronik zu Hause zu lassen, insbesondere wenn sie mit Firmengeheimnissen oder anderen brisanten Informationen zu tun haben.
    Das Recht auf Anonymität
    Online-Anonymität ist wichtig für politische Aktivisten und Dissidenten, für Informanten und für viele andere, deren Arbeit ihren Ruf und oft sogar ihr Leben in Gefahr bringt. Es gibt bedauernswerterweise kein universelles Menschenrecht auf Anonymität. Das Recht auf freie Meinungsäußerung schützt das Recht zu sprechen, aber nicht das Recht, anonym zu sprechen. In den Vereinigten Staaten erklärte der Oberste Gerichtshof, es gebe eine konstitutionelle Grundlage für den Schutz der Anonymität, wenn es um verschiedene Gruppen »gefährdeter Menschen« geht, wie die Richter formulierten.
    Die Frage ist, wer ist gefährdet und darf deshalb auf Anonymität hoffen? Jugendliche, die zur LGBT-Gemeinschaft (Homo-, Bi- und Transsexuelle) gehören? Personen, deren Ehepartner für die Regierung arbeiten? Opfer häuslicher Gewalt? Passive Anhänger der Occupy-Bewegung?
    Sollten nicht Individuen selbst das Recht haben zu entscheiden, ob sie »verwundbar« sind und online wie offline anonym sein müssen? Oder sollte die Regierung eine Liste derer, die dazu berechtigt sind, führen? Das Recht, anonym zu bleiben, ist ein seltenes, schützenswertes Gut, das wie kaum ein anderes vom technischen Fortschritt in der vernetzten Welt bedroht ist.
    Die Tatsache, dass es nur wenige sichere Orte im Netz gibt, um Ideen zu organisieren und auszutauschen, stellt ein großes gesellschaftliches Problem dar, das vom Jubel über den Arabischen Frühling übertönt wird. Laut unserer eingangs erwähnten Quelle Giselle, die politische Aktivisten in aller Welt ausbildet, ist Facebook die treibende Kraft bei der Zerstörung der Überreste von Privatsphäre und Anonymität.
    »Wer Leute organisiert und informiert, muss die Werkzeuge verwenden, die zur Verfügung stehen. Wenn Sie in Harare sind und nur eine sehr miese Internetverbindung haben, dann werden Sie sich wahrscheinlich entscheiden, sich bei Facebook anzumelden«, erl äutert Giselle. »Es ist das Kommunikationsmittel, um herauszufinden, was andere Menschen tun und wo sie gerade sind. Facebook ist wie ein virtuelles Café. Doch Facebook und seine Mission sind von Natur aus bösartig, glaube ich, und sie sollten dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Aber Facebook ist auch dort, wo die Menschen es brauchen.« 14
    Facebook und Google+ praktizieren eine sogenannte Klarnamen-Politik, weil das die persönlichen Daten, die sie sammeln, wertvoller macht. Wenn Facebook herausfindet, dass Sie sich nicht mit Ihrem echten Namen angemeldet haben, wird das Konto geschlossen, und Sie werden Ihres Rechts, zu sprechen und über diesen Dienst zu kommunizieren, beraubt.
    Mitte 2012 schätzte Facebook, dass fast 9 Prozent seiner Konten fiktive Personen oder Duplikate waren, was sich auf rund 83 Millionen der seinerzeit mehr als 950 Millionen aktiven Nutzer summiert. 15
    Viele dieser fiktiven Konten dienen Spammern oder Hackern, aber das sollte keine Entschuldigung für ein Unternehmen sein, einen der Grundpfeiler der freien Meinungsäußerung zu missachten.
    Einer derjenigen, der gegen die Klarnamen-Politik der Datenhäscher verstößt, ist der Autor und Nobelpreisträger Salman Rushdie. Mit richtigem Namen heißt er Ahmed Rushdie. Sein Konto wurde allerdings geschlossen, bis er das Unternehmen davon überzeugen konnte, dass er in der Lage sein sollte, den Namen zu verwenden, unter dem ihn die Öffentlichkeit kennt. Das Gleiche geschah mit dem chinesischen Journalisten Michael Anti, dessen Geburtsname Jing Zhao ist. Er wurde von Facebook ausgeschlossen, obwohl er unter dem Namen Michael Anti seit fast einem Jahrzehnt für die New York Times und andere angesehene Publikationen schreibt.
    Ein Pseudonym ist keine Lizenz dazu, Blödsinn anzustellen. Natürlich sollten Sie nicht den Namen einer anderen lebenden Person, eines Prominenten oder gar einer Marke verwenden. Das zieht Aufmerksamkeit auf sich und ist der Sache nicht dienlich, für die Aktivisten tagtäglich Leib und Leben riskieren. Ein Pseudonym oder einen Fantasienamen zu benutzen sollte jedoch zur Standardausrüstung in Ihrem Arsenal der digitalen Selbstverteidigung gehören. Wir hoffen, dass sich der Ruf nach Anonymität online gegen die fehlgeleiteten Versuche, noch mehr Aufsicht
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