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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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sich ihnen kategorisch zu verweigern. Wir müssen am Leben und am Austausch online teilnehmen, um uns nicht sozial auszuschließen oder unsere Karriere zu behindern.
    Dieses Buch dreht sich vielmehr um den aufgeklärten und durchaus misstrauischen Umgang mit Beidem und darum, wie Sie die Kontrolle über Ihre eigene Identität bewahren oder zurückerobern.
    Sie haben die Wahl: Wollen Sie sich auf eine einzige maschinenlesbare Größe reduzieren lassen, nur weil es große Unternehmen glücklich macht? Eine einzige Identität für die digitale Welt erleichtert es Internetfirmen, mit uns zu rechnen und zu handeln, aber es steht in diametralem Gegensatz zu allem, was uns menschlich macht.
    Ebenso wenig behandelt dieses Buch Regierungsspionage. Über dieses Thema ließen sich gewiss viele Bände schreiben, aber wir konzentrieren uns auf die kommerziell motivierte Verfolgung von Bürgern und Verbrauchern und wie Sie als Einzelner sinnvolle digitale Selbstverteidigung betreiben können.
    Große Unternehmen sitzen auf immer mehr nützlichen Daten über Personen. Zu diesen Daten haben manchmal nicht einmal die Behörden vollen oder zeitgleichen Zugang. Das hat seine Vor- und Nachteile, denn im Gegensatz zu demokratischen Staaten müssen Unternehmen keineswegs im Interesse der Bürgerinnen und Bürger handeln. Sie sind zuerst einmal ihren Anteilseignern oder Anlegern verpflichtet, und die wollen aus Daten und neuer Technologie möglichst schnell Gewinn schlagen.
    Aufsichtsbehörden und Politiker in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, Indien und selbst China ringen mit der Frage, wie sie Daten und Privatsphäre ihrer Verbraucher und Bürger am besten schützen. Viele der Diskussionen drehen sich um die Grundsatzfrage, ob Datenschutz und Privatsphäre ein Recht oder eine Ware sind. Gleichzeitig haben die Regierungen selbst ein begründetes Interesse am Zugriff auf diese Informationen, wenn es ihnen die eigene Erfassung und Analyse erspart.
    Egal, wie aufrichtig bemüht und erfolgreich Beamte und Aufsichtsbehörden sind, uns zu schützen, die Gesetze werden immer den Entwicklungen der realen Welt hinterherhinken. Deshalb sind wir als Einzelne gefragt und gefordert, uns um uns selbst zu kümmern, bevor uns der technische Fortschritt vor vollendete Tatsachen stellt.
    Viele digitale Dienste sind ohne Frage nützlich. Sie helfen uns, in Kontakt mit Freunden und Verwandten zu bleiben, Zeit und Geld zu sparen, oder ermöglichen es dem Einzelnen, sich selbst zu vermarkten, sei es, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen oder der eigenen Eitelkeit zu frönen. Für manche ist der positive Aspekt dieser Dienstleistungen so groß, dass sie darüber einfach den Datenschutz vergessen. Die Privatsphäre ist tot, so das Argument, man solle sich von dieser veralteten Vorstellung frei machen.
    Wir sehen das anders. Der in Diskussionen übliche Begriff der »Privatsphäre« ist unserer Meinung nach in vielerlei Hinsicht veraltet und wird zu oft missbraucht, um wirklich nützlich zu sein. Die dahinterstehende Idee muss genauer gefasst werden: Es geht schlicht um meine Einflussnahme zu entscheiden, wer was über mich weiß, wann und in welchem Kontext.
    Oft sagen wir unserem besten Freund nicht das, was wir unserem Ehepartner erzählen. Ebenso wenig teilen wir unserem Chef die Dinge mit, die wir unseren Eltern oder Kindern preisgeben. Wir sind unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Situationen. Und manchmal wollen wir einfach in Ruhe gelassen werden und anonym bleiben. Dieses Buch wird sich mit all diesen Facetten befassen, wenn es darum geht, die Kontrolle darüber zu erlangen, was Ihnen wichtig ist – und wer über Einzelheiten Ihres Lebens online Bescheid wissen darf.
    Ehrlich rächt sich am längsten
    Der Widerstand gegen den Raubbau an personenbezogenen Daten formiert sich langsam, aber sicher. Das Gleiche geschah vor über einem Jahrhundert, als einige Intellektuelle ein Gespräch darüber begannen, wie »fotografische Aufnahmen und Zeitungsunternehmen in den heiligen Bezirk des privaten und häuslichen Lebens eingedrungen sind.« Wie Helen Nissenbaum, Professorin an der University of New York, in ihrem Buch Privacy in Context schreibt, war dies der erste Schritt, um ein Recht auf Privatsphäre zu schaffen. Heute bewegt sich alles und wächst so viel schneller, dass sich moderne Kritiker um die langfristigen Folgen dieser riesigen Datenbank in der Cloud sorgen, die alle auf Lebenszeit verfolgen und nie vergessen wird.
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