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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
Autoren: Sabine Klimm
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wurde mir etwas klar: Ich musste lernen, mit dem Alleinsein zu leben. Es gab zwar unendlich viele Männer, die eine Frau suchten, aber den, der für mich bestimmt war, gab es wohl nicht. Damit musste ich mich endgültig abfinden. Ich setzte mir daher ein neues Ziel: Ich wollte nur noch für die Malerei leben. Sie wurde von nun an zu meiner absoluten, großen Liebe. Mit ihr konnte ich meine Gefühle ausleben und meine Seele reinigen. Zu ihr zog mich alles hin, mit ihr und in ihr verspürte ich die volle Leidenschaft und Treue. Ich wollte mich von keinem Mann verbiegen lassen oder ein Leben mit einer halben Liebe leben. Nein, dann sollte es lieber gar nicht sein. Ich war gründlich geheilt von all diesen Männern, die ich im Internet herausgesucht hatte und auch von den denen, die mich finden wollten. Manchmal sah ich noch nach, wer sich im World Wide Web so tummelte, doch wirklich interessiert war ich nicht mehr. Meine Annonce war zwar noch frei geschaltet, aber das Interesse war bei mir so gut wie erloschen. Gelangweilt schaute ich jeden Tag in mein Postfach, um dann die eingegangenen E-Mails von den suchenden Männern zu löschen. Dann hatte ich eines Tages Post von einem Deutschen, der in Kanada lebte. Noch nie zuvor hatte ich so einen schönen Brief erhalten. Auf dem Foto im Anhang schaute mich ein Mann mit langen, dunklen Haaren und braunen Augen an. Meine Liebe zu Männern mit langen Haaren ließ sofort mein Herz schneller schlagen, doch meine Antwort lautete trotzdem:
           „ Ich danke dir für deinen schönen Brief, aber du brauchst dich bei mir nicht wieder melden, weil ein Mann aus Kanada für mich niemals infrage kommen wird. Eine Chance und eine Zukunft, die wird es für uns niemals geben. Ich wünsche dir weiter alles Gute bei der Suche nach deiner Traumfrau.“
           Punkt aus, das war meine Antwort. Von der Männerwelt war ich sowieso bedient und dann schrieb mir da noch einer aus Kanada! Einer aus der weiten Fremde, also das war wirklich das Letzte, das ich gebrauchen konnte! Meine Liebe war die Malerei und damit basta. Aber ich hatte inzwischen so viel gemalt, dass in meiner kleinen Wohnung kein Platz für neue Werke mehr frei war. Da hatte meine Freundin Andrea die tolle Idee, in einer Ausstellung mein liebgewonnenes Hobby anderen Menschen vorzustellen.
           Natürlich war dieser Gedanke sehr aufregend und interessant, doch zugleich bibberten meine Knie, wenn ich daran dachte. Schließlich waren da noch so viele Fragen offen: Wie sollte ich das anstellen? Wo könnte es stattfinden? Wer würde mir helfen? Was, wenn ich ganz alleine dastünde und niemand käme? Welche Blamage! Wenn aber doch Gäste kämen, was sollte ich dann sagen? Während sich die Idee einer Ausstellung immer fester in meinen Kopf bohrte, war auch ständig ein unbestimmtes Angstgefühl in mir. Was würden die Menschen dieser kleinen Provinzstadt zu meinen gemalten Aktbildern sagen? Obwohl mich Zweifel und Angst fast zu überwältigen drohten, wollte ich es mir selbst beweisen. ICH SCHAFFE DAS!
           Da meine Tochter Simone genauso leidenschaftlich gern malt, weihte ich sie in meine geheimsten Pläne ein und sie war sogleich hellauf begeistert von dieser Idee, die nun Realität werden sollte. Mit dabei war natürlich auch meine Freundin Andrea, die uns zur Seite stehen wollte. Nun machten wir drei uns daran, unsere Vorstellungen in die Wirklichkeit umzusetzen. Wir planten und organisierten alles wie eine verschworene Gemeinschaft, was uns unheimlich viel Spaß machte, weil es doch eine ganz neue Erfahrung war.
           Diese Ausstellung in meiner kleinen Heimatstadt wurde ein voller Erfolg, und es wurde noch viel darüber gesprochen und berichtet. So waren auch zwei Reporter gekommen, die am nächsten Tag ihre Berichte in den Zeitungen veröffentlichten. Alle Leser erfuhren, wie sehr die vielen Besucher von unseren Bildern begeistert waren. Es machte mir ungeheuer viel Mut und ich erhielt wieder einen Teil meines verloren gegangenen Selbstwertgefühls zurück.
           Während dieser Zeit ging mir der Mann mit den langen Haaren nicht aus dem Kopf. Alle Versuche, nicht an ihn zu denken, schlugen fehl. Robert schrieb mir täglich wunderschöne lange Briefe, obwohl ich ihm ja zu verstehen gegeben hatte, dass er sich bei mir nicht mehr melden sollte. Aber er ließ sich einfach nicht abwimmeln. Ich wollte keinen Mann mehr, schon gar nicht aus dem entfernten Kanada, auch wenn dieser ein
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