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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
Autoren: Sabine Klimm
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Nach vorne zu schauen, ohne mich auch nur umzublicken. Die Tränen waren geweint und nun wollte ich einen neuen Weg finden, der zu mir passte.
           Im Januar 2000 stand ich wieder an einem Sonntagmorgen vor dem Spiegel. Diesmal jedoch nicht mit einem tränenverschleierten Blick. Ich suchte zielgerichtet meinen neuen pinkfarbenen Lippenstift, ergriff ihn auf der Ablage und schrieb in großen Lettern, quer über den Spiegel:
           ICH SCHAFFE DAS!
           Nur wie und wo sollte ich anfangen? Wenn ich am Nachmittag von meiner Arbeit aus dem Kindergarten nach Hause kam, erwartete mich bloß eine lieblos eingerichtete Wohnung. Ich fasste einen ersten Entschluss: Das sollte so nicht bleiben! Mit meiner noch verbliebenen Kraft und Energie wollte ich das ändern. Die erst so verhasste Wohnung sollte sich verwandeln in eine Oase, wo ich mich so richtig wohlfühlen konnte. Und irgendwann war es vollbracht. Ich hatte wieder ein Zuhause. Dort fand ich Geborgenheit und Hoffnung, um wieder Kraft für ein anderes Leben zu finden. Und bald fand dich eine neue Liebe: die Malerei. Sie wurde regelrecht zur Sucht, denn ich konnte meine Seele durch das Malen befreien. Mit jedem Bild kam ein Stück verloren gegangenes Selbstwertgefühl zurück. Das war es auch, was ich am dringendsten brauchte.
           Doch immer wieder überkam mich die Erinnerung an meine Vergangenheit wie eine große dunkle Welle, die mir die Luft zum Atmen nahm. Das durfte ich nicht zulassen und immer wieder reinigte ich meine Seele durch das Malen neuer Bilder. Aber plötzlich reichte mir das nicht mehr aus und ich wollte mehr. Nur für die Arbeit zu leben und in meiner Freizeit zu malen, war mir nicht mehr genug.
           Ich wollte wieder mehr Lebendigkeit spüren, Kontakte zu anderen Menschen haben, ausgehen, lachen, reden und teilhaben an der mir fremd gewordenen Welt. Jemand sagte mir, dass ein Handy ein Stück Freiheit wäre, und jetzt wollte ich wissen, ob auch ich das so empfinden könnte. Dabei hatte ich nun wirklich keine Ahnung von jeglichen Dingen, die mit Technik zu tun hatten. Schnell fand ich aber heraus: Ein Handy verkörperte tatsächlich für mich eine solche Freiheit. Ich liebte es bald so sehr, dass ich keinen Schritt mehr ohne dieses Ding machte, lebte ich doch immer in der Hoffnung, ich werde gleich angerufen oder erhalte eine SMS. Da ich es immer bei mir hatte, verlor ich auch das Gefühl der tiefen Einsamkeit.
           Das sollte aber erst der Anfang sein. Der absolute Durchbruch in die Welt der Technik gelang mir mit der Anschaffung meines ersten Computers für mein kleines, aber behagliches Singleleben. Dieser Computer wurde immer mehr zu einem Freund. Mit ihm konnte ich die Einsamkeit nicht nur besser ertragen, sondern diese auch vertreiben. Es verging eine Weile, bis ich diese Technik so richtig verstanden hatte, aber ich hatte Freude daran.
           Meine Wissbegierde wurde immer größer, und bald fand ich heraus, dass man durch diese Maschine sogar einen neuen Partner finden konnte. Wenn man Glück hatte. So viele Kontaktanzeigen von alleinstehenden Männern, die eine einsame Frau wie mich suchten, tummelten sich im World Wide Web. Aber das reichte mir nicht, denn ich wollte möglichst schnell gefunden werden. Deshalb gab ich auch selbst Anzeigen auf. Allein das reichte, um mein Herz schneller schlagen zu lassen, und neue Hoffnung keimte in mir auf. Ich würde einen Partner finden, mit dem ich durch dieses neue Leben gehen konnte!
           Tatsächlich fanden sich auch viele Männer. Mit einigen hatte ich nur einen kurzen Briefwechsel, bis ich merkte: Das ist es nicht, was ich suche.
           Manchmal, wenn ich mit einem weiteren Mann telefonierte, dachte ich: Der könnte es jetzt sein! Doch nach dem ersten Treffen hatte sich auch dieser Hoffnungsschimmer in Luft aufgelöst. Ein paar Männer verliebten sich in mich, aber ich empfand für sie nicht das Gleiche. Ich wollte kein Abenteuer, keine Affäre und auch keinen One-Night-Stand. Ich suchte die wahre Liebe und einen Partner, mit dem ich zusammen alt werden konnte. Auch ich verliebte mich, aber meine Liebe wurde nicht erwidert. Scheinbar sollte ich diesen Partner nicht finden. Meine Hoffnung schwand immer mehr, die erste Euphorie war verflogen und ich zog mich wieder in mein Schneckenhaus zurück.
           Nachdem ich die letzten Stunden des Jahres 2003 sowie die ersten Nachtstunden des neuen Jahres allein verbracht hatte,
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