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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie
Autoren: Markus Barth
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nickte. Für kurze Zeit sagten wir beide gar nichts. Dann fragte ich: «Machste das eigentlich wirklich?»
    «Was denn?»
    «Bestimmen, wo der Hase lang läuft?»
    Gott schüttelte den Kopf. «Nicht wirklich. Ich versuch’s immer wieder, aber Hasen sind beratungsresistent, was das Thema
Nächtliche Überquerung von Bundesstraßen
angeht.»
    Ich nickte abermals. Dann fragte ich: «Das heißt, du bist gar nicht sauer, dass ich … ich sag jetzt mal … schon auch ab und zu Scheiße gebaut habe?»
    Gott zuckte die Schultern. «Ich bin Gott. Wenn ich gewollt hätte, dass alles nach meinem Plan läuft, hätte ich mir keine Erde mit Menschen zugelegt, sondern … was weiß ich … ’ne Kugelbahn. Oder anders gesagt: Hätt ich die Kacke erfunden, wenn ich nicht gewollt hätte, dass ihr ab und zu auch mal draufhaut?»
    «Ah. Schöner Spruch», sagte ich. «Dann hätte ich gar kein schlechtes Gewissen haben müssen, als ich meinem Nerv-Nachbarn mal den Außenspiegel abgetreten habe?»
    Gott zuckte die Schultern. «Wegen mir nicht. War natürlich ’ne Scheißaktion, aber, hey – Stichwort Kugelbahn!»
    Wir schwiegen kurz. Dann deutete Gott auf die Tür. «Ja, also … Wenn du sonst nichts mehr loswerden willst …»
    Die Formulierung machte mich neugierig. «Was soll ich denn loswerden?»
    Gott zuckte die Schultern. «Was weiß ich … Fragen, Anregungen, Kritik. Zur Welt an sich und deinem Leben im Besonderen.»
    «Ich soll … die Schöpfung kritisieren?»
    Ich war sprachlos.
    «Von mir aus», erwiderte Gott. «Ihr Menschen steht doch da drauf, oder? Bewertungen und so. Kürzlich war hier einer von
Standard and Poor’s
. Der war kaum angekommen, da hat er die Welt als Ganzes schon auf Ramschniveau herabgestuft.» Gott schüttelte lachend den Kopf. «Was ’n Spacko. Aber egal. Wenn du keine Kritik hast …»
    «Quallen», sagte ich.
    «Bitte was?»
    «Quallen. Was um alles in der Welt hast du dir gedacht, als du Quallen erschaffen hast?»
    «Ähm,
das
beschäftigt dich?»
    Ich nickte. «War jetzt so das Erste, das mir einfiel.»
    Gott überlegte. «Also, so ausm Effeff kann ich das jetzt gar nicht …» Er nahm einen Ordner aus einem Regal hinter sich und blätterte darin, als stünde dort die Antwort. Dabei sagte er: «Sehen die nicht total majestätisch aus, wenn sie durchs Wasser gleiten?»
    «Ja, wenn man sie im Aquarium sieht», erwiderte ich. «Aber so am Strand sehen die nur aus, als hätte ein sehr, sehr großer Fisch ins Wasser geniest.»
    Gott versuchte sich zu rechtfertigen. «Na ja, dann sind die bestimmt ein total unverzichtbarer Teil der Nahrungskette und müssen …»
    Ich schüttelte den Kopf. «Ich hab das mal recherchiert: Nur Thunfische, Delfine und Karettschildkröten fressen Quallen. An der Ostsee sind aber auch jede Menge Quallen, und da gibt’s weder Thunfische noch Delfine, noch Karettschildkröten. Total unnütz, die Dinger.»
    Gott nahm einen Stift. «Okay, ich notier mir das mal …» Er schrieb etwas auf einen Zettel. Dann legte er seinen Stift weg. «Sonst noch was?»
    Ich dachte nach. «Schlaf», sagte ich dann.
    Gott schaute unsicher. «Schlaf? Aha. Was genau stört dich daran?»
    «Schlaf ist so was Unnützes», sagte ich. «Man kann mittlerweile rund um die Uhr im Internet surfen. Man kann einkaufen, ausgehen – sogar das Bayerische Fernsehen hat die Sendepause abgeschafft. Warum braucht der Mensch eine?»
    Gott runzelte die Stirn. Die Frage hatte er offensichtlich noch nicht gehört. «Tja. Da haste eigentlich recht. Weißt ja, wie das ist. Manchmal schleichen sich über Jahre so Sachen ein, die irgendwie niemand mehr hinterfragt, und dann …»
    «Und was hast du dir eigentlich bei der männlichen Körperbehaarung gedacht?»
    «Was?», fragte Gott verdattert.
    «Na, das macht doch alles überhaupt keinen Sinn. Gerade so, wenn man die dreißig überschritten hat: Haare am Kopf verschwinden … und tauchen plötzlich am Fuß wieder auf. Warum? Wenn’s draußen kalt ist, lauf ich nicht barfuß, dann brauch ich da unten auch kein Fell!»
    Gott schaute mich fassungslos an. «Jetzt mal im Ernst: Das sind die Sachen, die dich am meisten gestört haben? Quallen, Schlaf und Körperbehaarung bei Männern über dreißig?»
    Ich zuckte die Schultern. «Wir können auch gerne über Hungersnot, Kriege und Carsten Maschmeyer sprechen!»
    Gott schüttelte den Kopf und legte seinen Stift weg. «Sorry, aber das Gespräch geht grade in ’ne völlig falsche Richtung. Entweder du gehst
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