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Metro2033

Titel: Metro2033
Autoren: Unbekannt
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zeigte es dann seinem Stiefvater. Sein Herz klopfte nervös.
    »Wer ist das?«, fragte Suchoj.
    »Kennst du sie? Schau genau hin. Ist das nicht meine Mutter? Du hast sie doch gesehen, als sie dich um Hilfe bat.«
    Suchoj lächelte traurig. »Artjom ... Ich habe ihr Gesicht doch kaum erkennen können. Es war sehr dunkel dort, und ich habe nur auf die Ratten geschaut. Ich erinnere mich überhaupt nicht mehr an sie. An dich schon - wie du damals meine Hand genommen und überhaupt nicht geweint hast -, aber an sie nicht. Verzeih mir!«
    »Danke. Leb wohl!« Beinahe hätte Artjom »Vater« zu Suchoj gesagt, doch ein dicker Kloß im Hals hinderte ihn daran. »Vielleicht sehen wir uns noch ...« Er zog sich die Gasmaske über, bückte sich, schlüpfte unter dem eisernen Vorhang durch und lief, das zerknitterte Foto gegen die Brust gedrückt, die wackeligen Stufen der Rolltreppe hinauf.
    20
    ZUM KRIECHEN GEBOREN
    Die Treppe schien unendlich lang zu sein. Artjom stieg langsam und mit großer Vorsicht nach oben, denn die Stufen knarzten und klopften unter seinen Füßen, und an einer Stelle gaben sie plötzlich nach, so dass Artjom gerade noch sein Bein zurückziehen konnte. Überall lagen abgebrochene, moosbewachsene Äste und sogar kleine Bäume im Weg - vielleicht hatte sie damals die Druckwelle hier hineingeschleudert. Die Wände waren mit Schlingpflanzen und Moos bedeckt, und immer wieder gaben Lücken in der Kunststoffabdeckung den Blick auf das verrostete Getriebe frei.
    Er blickte kein einziges Mal zurück.
    Oben war alles schwarz. Das verhieß nichts Gutes: Vielleicht war die Eingangshalle eingestürzt, und er kam gar nicht mehr nach oben? War die mondlose Nacht der Grund? Wenn
    ja, war auch das ein böses Omen: Die Raketen bei schlechter Sicht an die richtige Stelle zu lenken würde nicht einfach sein.
    Doch je weiter Artjom hinaufkam, desto heller wurden die Lichtflecken an den Wänden und die feinen Strahlen, die durch die Ritzen hereinfielen. Der Zugang zur Eingangshalle war tatsächlich versperrt, jedoch nicht durch Steine, sondern durch umgestürzte Bäume. Nach einigen Minuten aber fand Artjom ein enges Schlupfloch, durch das er sich mit Mühe hindurchzwängte.
    In der Decke der Eingangshalle gähnte ein riesiges Loch, durch das schwaches Mondlicht hereinfiel. Auf dem Boden lagen abgebrochene Äste. Es sah aus, als wären sie plattgedrückt worden, wie eine Art Belag. An einer Wand bemerkte Artjom einige seltsame, halb im Gestrüpp versenkte Objekte: fast mannshohe, lederne, dunkelgraue Kugeln. Sie machten einen abstoßenden Eindruck, und Artjom wagte es nicht, sich ihnen zu nähern. Zur Sicherheit schaltete er seine Lampe aus und ging auf die Straße hinaus.
    Vor der Eingangshalle standen eine Reihe von Pavillons und Kiosken. Einst mochten sie ansprechend ausgesehen haben, doch jetzt waren sie bis auf das Gestell aufgerissen. Weiter hinten war ein riesiges, seltsam bogenförmiges Gebäude zu sehen, dessen einer Flügel zur Hälfte eingestürzt war. Artjom blickte sich um: Ulman und sein Kamerad waren nicht zu sehen, offenbar waren sie unterwegs aufgehalten worden. Ihm blieb also etwas Zeit, um die Umgebung zu erkunden.
    Für ein paar Sekunden hielt er den Atem an und horchte, ob das markerschütternde Heulen der Schwarzen in der Ferne zu hören war. Der Botanische Garten befand sich gar nicht weit von hier. Warum griffen diese Kreaturen ihre Station eigentlich nicht von der Oberfläche aus an?
    Es war alles still, nur irgendwo weit entfernt ertönte das traurige, fast wehmütige Heulen wilder Hunde. Auf eine Begegnung mit ihnen war Artjom keineswegs besonders scharf; wenn sie nämlich all diese Jahre an der Oberfläche überlebt hatten, waren sie mit den Hunden, die sich die Bewohner der Metro hielten, sicher nicht zu vergleichen.
    Etwas weiter draußen entdeckte er noch etwas Seltsames. Den Eingang zur Station umgab ein nicht sehr tiefer, ungleichmäßiger Graben, in dem - wie in einem kleinen Burggraben - eine dunkle Flüssigkeit stand. Artjom sprang darüber hinweg, ging zu einem der Kioske und blickte hinein.
    Er war völlig leer. Auf dem Boden lag zerbrochenes Flaschenglas herum, sonst war alles herausgerissen worden. Artjom untersuchte noch einige weitere Stände, bis er plötzlich vor einer großen Box stand. Die Hütte sah aus wie eine Miniaturfestung: ein Würfel, aus dickem Blech zusammengeschweißt, mit einem winzigen Fenster aus Spiegelglas. Die Aufschrift lautete: »Devisenumtausch«.
    Die Tür
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