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Metro2033

Titel: Metro2033
Autoren: Unbekannt
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Kreaturen, die ihre eigene Welt vernichtet hatten, sich noch immer gegenseitig bekämpften und aussterben würden, wenn man sie nicht auf den rechten Weg brachte. Erneut unternahmen die Schwarzen einen Versuch, den Menschen ihre helfende Hand zu reichen, doch wieder verbissen diese sich darin mit einem solchem Hass, dass die Schwarzen mit Besorgnis reagierten. Und so entstand ihr Verlangen, diese rasenden, aber zugleich teuflisch schlauen Geschöpfe loszuwerden - solange es ihnen in den unteren Gängen noch nicht zu eng geworden war und sie nicht zurück an die Oberfläche strömten.
    Aber die ganze Zeit über suchten sie weiter verzweifelt nach einem von ihnen - einem, der als Dolmetscher, als Brücke zwischen den beiden Welten fungieren konnte, der beiden Seiten den Sinn des Handelns und die Wünsche der jeweils anderen übersetzte. Der den Menschen erklärte, dass sie sich nicht zu fürchten brauchten, und der den Schwarzen half, mit ihnen zu sprechen. Denn es gab nichts, was Menschen und Schwarze hätten teilen müssen. Sie waren keine konkurrierenden Arten, sondern gewissermaßen zwei Organismen, die von der Natur zur Symbiose bestimmt waren. Gemeinsam - mit dem Wissen der Menschen über die Technik und die Geschichte dieser verseuchten Welt und der Fähigkeit der Schwarzen, ihren Gefahren zu widerstehen - konnten sie die Menschheit einer neuen Entwicklungsstufe zuführen, und die festgefahrene Erde würde sich knarrend wieder um ihre Achse zu drehen beginnen. Denn auch die Schwarzen waren ein Teil der Menschheit, ein neuer Zweig davon, der hier, auf den Rudimenten dieser zerstörten Mega-City, gewachsen war.
    Es war jener letzte Krieg, der die Schwarzen hervorgebracht hatte. Sie waren die Kinder dieser Welt, besser angepasst an die neuen Spielregeln. Und wie viele andere Wesen, die danach entstanden waren, hatten sie neben den bekannten Sinnesorganen zusätzlich noch so etwas wie Bewusstseinsfühler.
    Artjom erinnerte sich an den seltsamen Lärm in den Rohren, an die Wilden mit ihrem hypnotischen Blick, an die ekelerregende, allen Verstand außer Gefecht setzende Masse im Herzen des Kremls - der Mensch kam gegen sie nicht an, doch die Schwarzen waren wie geschaffen dafür. Aber dafür brauchten sie einen Partner, einen Verbündeten, einen Freund. Jemanden, der ihnen half, die Verbindung zu den Menschen, ihren blind und taub gewordenen älteren Brüdern, herzustellen.
    Und so begann die lange, geduldige Suche nach dem Vermittler. Endlich schien der Erfolg greifbar nahe zu sein, denn der Dolmetscher, der Auserwählte, war gefunden worden. Aber bevor sie mit ihm Kontakt aufnehmen konnten, verschwand er. Die Fühler des »Großen Ganzen« suchten ihn überall. Bisweilen bekamen sie ihn zu fassen, doch er reagierte ängstlich, riss sich los und floh. Sie mussten ihn unterstützen, ihn retten, ihm Einhalt gebieten, ihn vor Gefahren warnen, ihn erneut antreiben und wieder nach Hause bringen, dorthin, wo die Verbindung zu ihm besonders stark und deutlich war. Schließlich war der Kontakt stabil geworden: Jeden Tag, manchmal sogar mehrmals täglich, gelang es ihnen, sich dem Auserwählten zu nähern, jeden Tag machte er einen weiteren, scheuen Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis seiner Aufgabe. Seines Schicksals. Es war stets seine Bestimmung gewesen -schließlich hatte er ihnen den Weg in die Metro, zu den Menschen, als Erster ermöglicht.
    Artjom wollte ihnen eine Frage stellen: Was war mit Hunter geschehen? Doch dieser Gedanke wurde von all den neuen, unbegreiflichen Eindrücken mitgerissen, entglitt ihm, so sehr er ihn auch festzuhalten versuchte, versank im brodelnden Strudel seiner Gefühle und verschwand spurlos. Einen Augenblick später hatte er bereits vergessen, was er in Erfahrung bringen wollte.
    Nun lenkte ihn nichts mehr ab von der Hauptsache. Er öffnete sein Bewusstsein wieder ...
    ... und stand kurz davor, etwas außerordentlich Wichtiges zu begreifen. Dieses Gefühl hatte er schon ganz am Anfang seiner Reise gehabt, als er am Lagerfeuer der Alexejewskaja gesessen war. Genau das war es: dieses deutliche Gefühl, dass er nach wochenlangem Herumirren durch kilometerlange Tunnel erneut vor einer geheimen Tür stand. Und wenn er diese öffnete, würde er alle Geheimnisse des Universums erfahren und sich über die armseligen Menschen erheben, die sich ihre kleine Welt in die widerspenstige, kalte Erde geschlagen, sich bis über den Kopf darin eingebuddelt hatten. Er hätte die Tür schon damals öffnen
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